Die abscheuliche Farce der vorläufig gescheiterten Entstaatlichung und finanziellen Kolonisierung einer weiteren europäischen Demokratie.
Zyperns Präsident Dimitris Christofias, bislang treuer Kamerad des aus Deutschland von allen etablierten Parteien rückhaltlos unterstützen Staatsstreichs gegen die europäischen Demokratien über eine deflationär-depressive „Geldpolitik“ des Euro-Finanzsystem und seiner Frankfurter Zentralbank, bockt zur Zeit ein bisschen.
Wie die italienischen Nachrichtenagentur „Ansa“ berichtet, äußerte sich Christofias gegen die laufende Erpressung durch die „Troika“ aus „Internationalem Währungsfonds“ (I.W.F.), den Kommissaren der „Europäischen Union“ (E.U.) und der „Europäischen Zentralbank“ (E.Z.B.), die den Verkauf für die Gesellschaft elementaren staatlichen Eigentums und Infrastruktur fordert:
„Die Troika fährt damit fort die Taktiken der Strenge (Anm.: „austerity policies“, gängig übersetzt mit „Sparpolitik“) vorzugeben, die Armut und Unzufriedenheit verursacht. Wir müssen die einseitigen Taktiken der Strenge aufgeben, die auf sicheres Scheitern ausgerichtet sind, und zeigen, dass die E.U. nicht nur zugunsten von Bankern und `Big Business` da ist.“
Gleichzeitig betonte Christofias aber heute gegenüber dem „Bild“ von Deutschland den Euro-Kapitalismus auf keinen Fall aufgeben zu wollen.
„Wir haben absolut nicht vor, aus dem Euro auszutreten.“
Wie in jedem anderen Staat mit demokratisch unkontrollierter („unabhängiger“) Zentralbank ist der wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle, politische und nicht zuletzt geistig-moralische Verfall elementar mit dem von Banken und Regierungen in September / Oktober 2008 exekutierten Systemwechsel begründet. (7.10.2008 Der finanzielle Reichstagsbrand: Chronologie eines kalten Staatsstreichs durch eine inszenierte Krise)
Nachdem im Zuge dieses Systemwechsels ganz normale kommerzielle Banken für „systemrelevant“ in einem bis heute unklaren weltweiten „System“ erklärt wurden, schütteten allein die Mitgliedstaaten des E.U.-Staatenbundes innerhalb von vier Jahren über 5 Billionen Euro in den „Finanzsektor“. Bis heute ist die systemisch verblödete Bevölkerung nicht fähig zu begreifen was das wirklich bedeutet und in welchem Umfang sie unter Kollaboration aller etablierten Partei-Organisationen tatsächlich ausgeraubt wird. Selbstverständlich macht auch Zypern und sein Präsident Christofias da keine Ausnahme.
So akzeptierte die exekutive Leitung des Staates Zypern die Haftung für die Spielkasinos a.k.a. „Finanzinstitute“ im Land zu übernehmen – wie z.B. die der Societe Generale, der Hellenic Bank, der UBS, der National Bank of Greece oder der Eurobank. Oder der ehemaligen „Preußischen Landespfandbriefanstalt zur Finanzierung des Kleinwohnungsbaus“, heute Depfa Bank, Teil der verstaatlichten Hypo Real Estate. Jaaa, genau der.
Am 25. Juni 2012 verkündete die Regierung Zyperns am Gängelband von Präsident Christofias, dass man „bei der E.U.“ einen „Bailout“ beantragen werde, da „Zyperns Banken“ wirklich furchtbar unter dem Schuldenerlass für die Republik Griechenland gelitten hätten.
Obwohl der gesamte Staat auf der geteilten Insel Zypern eine (nach gängigen Maßstäben errechnete) Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt) von rund 24 Milliarden Euro hat (Stand 2012), verlangte die zypriotische Regierung im Dezember allein für die Spielschulden der Banken im Land 7,8 Milliarden Euro – und zwar von der „Troika“, also I.W.F., E.U.-Kommission und E.Z.B. (Es dürfte mittlerweile allgemein bekannt sein, von wem gerade die E.Z.B. Geld, Verkäufe von Staatseigentum und Verfassungsänderungen fordert, während sie selbst den kommerziellen Banken ab und an eine Billion Euro druckt, welche sich dann auch noch weigern das Geld auszugeben was Staaten und Volkswirtschaften geraubt wurde und es wieder in die E.Z.B. zurückschütten.)
Insgesamt verlangte der Staat Zypern in Dezember 2012 endlich die im Sommer von der „Troika“ versprochenen 17,5 Milliarden Euro – und obendrein noch für die „laufenden Belange des Staates 200 Millionen bis 300 Millionen“ Euro und zwar pronto. Sonst versänke nämlich der Kontinent Euro im Mittelmeer, genau neben Zypern. So die Ansage aus Nikosia letzten Dezember.
Was dann geschah war folgendes: in Deutschland erklärte der Vorsitzende einer Europartei, Sigmar Gabriel, dass – so kurz vor der Landtagswahl in Niedersachsen, angesichts der 10plussomething-SPD in Bayern und angesichts des besten GröKaZ (Größter Kanzlerkandidat aller Zeiten) seit dem letzten – seine Europartei es sich nicht leisten könne als der korrupte verlogene Haufen Soziopathen dazustehen der er nun mal sei. Deswegen müsse man mit der Rekapitalisierung von staatenlosen, „systemrelevanten“ Banken durch Staatsgelder – also genau mit dem, was der S.P.D.-Vorsitzende Gabriel schon im Juni 2011 selbst gefordert hatte – noch ein bisserl warten.
Nun, so sagte es Sigmar Gabriel am 9. Januar 2013 in der „Süddeutschen“ natürlich nicht. Er sagte:
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass deutsche Steuerzahler zyprische Banken retten, deren Geschäftsmodell auf Beihilfe zum Steuerbetrug basiert.“
Sigmar Gabriel am 16. Juni 2011 im „Tagesspiegel“
“Um die berühmte Ansteckungsgefahr für Staatsanleihen in anderen europäischen Staaten zu verhindern, müssen wir parallel dazu einen nicht unerheblichen Teil der Kredite in Euro-Bonds, also in gemeinschaftlich verbürgte Kredite, umwandeln. Daneben müssen wir Mechanismen vorsehen, um betroffene Banken – insbesondere in Griechenland – zu rekapitalisieren“
Es ist völlig einleuchtend, und sehr menschlich, dass in Siggi Gabriel langsam die Panik Einzug hält. Schließlich ist da auch viel Platz, wo bei anderen vielleicht Herz, Rückgrat, Gehirn oder Seele säße.
Dieser plötzliche Erinnerungsverlust vom großen Vorsitzender der Europartei Nr.1 passte nun nicht in den Kram von der ganz besonders großen Vorsitzenden von Europartei Nr. 1A. Kanzlerin Merkel und ihr paneuropäischer Finanzimperator Schäuble saßen plötzlich ohne ihre kleinen Wuffis da, die ihnen sonst immer alles nachbellten bevor sie selbst überhaupt „Sitz“ gerufen hatten. Dabei hatte Merkel, ganz im Sinne ihres kleinen Siggi, schon letzten Sommer deutlich gemacht, worum es im Euro-Kapitalismus wem bei welchem Sparen überhaupt geht: Spart „Südeuropa“, spart sich (auch) Deutschland die Souveränität.
Merkel und Schäuble bekamen also nicht automatisch vom Bundestag 7,8 Milliarden Euro (bzw. Staatsgarantien über den Großteil dieser Summe) für die Hypo Real Estate, für die Societe Generale und all die anderen internationalen Banken. Das war sehr, sehr peinlich.
Was machte man da? Man schindete – statt den einen oder anderen verblödeten Euro-„Europäer“ hi und da – einfach Zeit.
Die nächste Plünderung… der nächste Tribut… die nächste Subvention… der nächste Bailout für internationale Kapitalisten im Bundestag wurde nun vom Januar auf irgendwann nach den Präsidentschaftswahlen in Zypern verschoben.
Womit wir zum nächsten Punkt gelangen.
Selbstverständlich erwarten C.D.U., S.P.D. und wie diese ganzen Europarteien alle heißen, dass sich die Demokratie Zypern ihren Staat diktieren lässt und der sich selbst verkauft. Alles andere wäre ja auch dreist. Erst in Berlin für die internationalen Banken die Hand aufhalten, damit der Bundestag die den Deutschen in die Tasche stecken kann, und dann auch noch denken man sei noch souverän. Also so ginge das ja nicht.
Russen. Schmiergelder. Schwarzgeldkonten. Zypern müsse das Staatsbürgerrecht ändern. Es müsse gewährleistet werden (bitte langsam lesen), so der Vorsitzende der C.S.U.-Abgeordneten im E.U.-Parlament,
„dass nicht jeder, der viel Geld hat, einen zyprischen Pass bekommt“
Für einen Provinzparteihöfling aus der Provinz eines Staate, in dem die Bestechung von Volksvertretern immer noch legal ist, weil die sich weigern die U.N.O.-Konvention gegen Korruption zu unterschreiben, hatte Markus Ferber ausgesprochen mutige Worte gefunden.
Man verlangte in Berlin, Brüssel, Frankfurt, Straßbourg, usw, usw, man verlangte also von Zypern und seinem eurowilligen Finanzstatthalter Christofias den Staat und sein Eigentum (das ist das Eigentum des Staatsvolkes, Sie verstehen das) an irgendwelche Kapitalisten zu verramschen. Denn dann – das wisse man seit den 50ern – würde ja alles gut. Mathematisch betrachtet. Das große Equilibrium werde, mit viel Rauch und Tamtam, aus der Erde fahren und dem Pack mal ordentlich Beine machen.
Nun geschah aber folgendes. Da der Bailout für die Banken im Lande Zypern nicht kam, da diese doofen Wahlen im Lande Deutschland waren und der Präsident des „Eurolandes“ Zypern Dimitris Christofias seine Rolle als Statthalter der „Systemrelevanten“ offensichtlich nicht ganz verstanden hatte, tat die Zentralbank Zyperns etwas, was auf einmal alle Probleme löste:
SIE DRUCKTE GELD. HAST DU DAS VERSTANDEN, DU VOLLIDIOT, DU KRETIN, DU MADE DER AUTORITÄTEN, DU INFLATIONSFETISCHIST UND HIRNTOTER SKLAVE DER FINANZALCHEMISTEN? DIE ZENTRALBANK DRUCKTE GELD. UND DAS WAR´S! UND JETZT GEH MIR NICHT MEHR AUF DEN GEIST!
Nachdem also die Zentralbank von Zypern durch Anwerfen des „Emergency Liquidity Assistance“-Programms, welches die E.Z.B. nur mit Zweidrittelmehrheit im Rat stoppen kann, den Banken in Zypern ordentlich Geld geschenkt und damit alle ihre „Probleme“ gelöst hatte, fehlte plötzlich jeglicher Grund sich noch aufzuregen.
Der Kontinent Euro versank gar nicht im Mittelmeer. Es tat sich gar kein Abgrund auf. Keiner hatte mehr einen Grund wieder einmal im Bundestag angewackelt zu kommen um ein paar Milliarden für notleidende Banker, äh, zypriotische Banker, äh, pro-europäische Banker in „Zyperns Banken“, äh, Zypern zu fordern. Und weil man im Bundestag keine Milliarden mehr für einen Staat fordern konnte, damit der internationalen Konsortien die Schulden bezahlt, konnte man von diesem Staat nicht mehr fordern sich dafür an internationale Konsortien zu verkaufen.
Aber trotzdem brach bei der S.P.D. in Berlin so eine seltsame Verzweiflung aus. Warum nur?
Kann mir das mal jemand erklären?
(…)
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Theologische Grundlagen der Inflationskirche:
1. Gelddrucken durch Banken gut
2. Gelddrucken für Banken besser
3. Gelddrucken für Staaten böse
4. Gelddrucken durch Staaten superböse