C.I.A.-Analyst Sam Adams gewidmeter Whistleblower-Preis geht an Thomas Fingar

Oxford: Übertragende Rede von WikiLeaks-Gründer Julian Assange – Zusammenkunft der Avantgarde prominenter Whistleblower

Am 23.Januar 2013 wurde Thomas Fingar mit dem Sam Adams-Preis 2012 geehrt, der jedes Jahr von der The Sam Adams Associates for Integrity in Intelligence vergeben wird, einer Gruppe hochrangiger ehemaliger C.I.A.-Beamter, die sich – ein in dieser Branche selten gewordenes Gut – ethischen Grundsätzen verpflichtet fühlen.

Mit der Auszeichnung, die in der Debate Hall der Oxford Union Society, einer Gesellschaft an der Oxford University mit einem Festakt verliehen wurde, werden Personen geehrt, die mit sich mit ihrem Mut, Beharrlichkeit und Ausdauer für die Offenlegung von Informationen und für die Wahrheit einsetzen. In den meisten Fällen kommen die Informanten naturgemäss aus den Geheimdienst- und Regierungsapparaten.

Sam Adams war von 1963 bis 1973 C.I.A-Agent. In Vietnam analysierte Adams 1967 die Truppenstärke der nordvietnamesischen Armee, die von der C.I.A und der US-Armee vertuscht und die Anzahl mit nur der Hälfte angegeben wurde um mit dieser Täuschung den massiven Widerstand der eigenen Bevölkerung und die Bedenken der politischen Entscheidungsträger gegen den Vietnamkrieg zu brechen.

Adams reagierte mit einem internen Memorandum gegen diese Lügen und verliess ein paar Jahre später desillusioniert und frustriert die Geheimdienstorganisation und vergrub seine Aufzeichnungen im Wald. 1973 suchte er nach seinem Ausscheiden aus dem Spionageapparat die Unterstützung anderer Geheimdienste, um die Tatsachen zu beweisen.

Im Jahr 1982 entstand in Zusammenarbeit mit Reportern von CBS News die Dokumentation „The Uncounted Enemy: A Vietnam Deception“, gegen den Sender und Adams reichte General Westmoreland Klage wegen Verleumdung ein. (Dokumentation „Westmoreland v. CBS“ vom 24.Januar 1998, 2 Stunden)

Im Spionage-Prozess (Pentagon-Papiere) gegen Daniel Ellsberg und Anthony J. Russo arbeitete Adams als Zeuge mit den Verteidigern zusammen.

Thomas Fingar wurde im Jahr 2005 in das Office of the Director of National Intelligence als stellvertretender Direktor für National Intelligence for Analysis berufen und war Vorsitzender des National Intelligence Council bis zum Dezember 2008. Im Jahr 2007 war Fingar einer der Autoren des National Intelligence Estimate (NIE) über das Atomwaffenprogramm des Irans mit der Schlussfolgerung, dass dieses mit hoher Wahrscheinlichkeit seit 2003 eingestellt wurde. Der Bericht, der die Informationen der sechzehn US-Geheimdienste zusammenfasste, stand im Widerspruch zum NIE-Report aus dem Jahr 2005 und erregte grosses politisches Aufsehen – und passte dem Weissen Haus unter der Bush-Regierung nicht ins Konzept. Dieser Bericht führte dazu, dass die Befürworter eines Krieges gegen den Iran bis heute keine Beweise als Begründung erhalten haben.

Fingar erhält für die Bereitstellung der sachlichen und objektiven Beurteilungen und für seinen Widerstand gegen jeglichen Druck, die Geheimdienste zu politisieren (siehe Downing Street Memo) den Sam Adams Award 2012.

Frühere Preisträger wurden eingeladen und gebeten, bei dem Festakt zu sprechen – so Coleen Rowley (pensionierte F.B.I-Agentin), Katherine Gun (ehemalige Dolmetscherin bei Government Communications Headquarters), Thomas Drake (ehemaliger Beamter bei N.S.A.), Ray McGovern (pensionierter C.I.A.-Analyst), Ann Wright, Jesselyn Radack und Brady Kiesling sowie der ehemalige britische Botschafter Craig Murray.

„Als ehemalige Insider und Whistleblower erkannten wir die äusserst wichtige Arbeit, die Dr. Fingar geleistet hatte und alle sprachen über die Bedeutung der Integrität der Geheimdienste“,

sagte Annie Machon, ehemalige Agentin des MI5 und Autorin des im Jahr 2005 erschienenen Buches „Spies, Lies and Whistleblowers: MI5, MI6 and the Shayler Affair„. Machon ist heute Mitglied des Direktoriums der Organisation Law Enforcement Against Prohibition LEAP.

Auch Julian Assange nahm die Einladung an, seine Rede (zugeschaltet aus der Londoner Botschaft Ecuadors) ist im folgenden Video zu hören:

Annie Machon bedauerte das Desinteresse an einer Berichterstattung der internationalen Presse, die zu der Preisverleihung eingeladen war und rechnete gnadenlos in dem Betrag „Lies, Damned Lies, and Newspaper Reporting“, den die Huffington Post am 30.Januar veröffentlichte, ab.

„Alle nationalen und internationalen Medien wurden eingeladen, es war ein historisches Treffen von internationalen Informanten und eine Auszeichnung für jemanden, der durch seine Arbeit mit Integrität einen weiteren ruinösen Krieg und Blutvergiessen im Nahen Osten verhinderte.“

Die unbefriedigende Berichterstattung des „Guardian“, der eine Stellungnahme der Sam Adams Associates in einer gekürzten Fassung veröffentlichte, wird hier in vollständigem Wortlaut wiedergeben:

„Letter to the Guardian, 29 January 2013:

Dear Sir

With regard to the 24 January article in the Guardian entitled „Julian Assange Finds No Allies and Tough Queries in Oxford University Talk,“ we question whether the newspaper‘s reporter was actually present at the event, since the account contains so many false and misleading statements.

If the Guardian could „find no allies“ of Mr. Assange, it did not look very hard! They could be found among the appreciative audience of the packed Oxford Union Debate Hall, and – in case you missed us – in the group seated right at the front of the Hall: the Sam Adams Associates for Integrity in Intelligence.

Many in our group – which, you might be interested to know co-sponsored the event with Oxford Union – had traveled considerable distances at our own expense to confer the 10th annual Sam Adams award to Dr. Thomas Fingar for his work on overseeing the 2007 National Intelligence Estimate that revealed the lack of an Iranian nuclear weaponization program.

Many of us spoke in turn about the need for integrity in intelligence, describing the terrible ethical dilemma that confronts government employees who witness illegal activity including serious threats to public safety and fraud, waste and abuse.

But none of this made it into what was supposed to pass for a news article; neither did any aspect of the acceptance speech delivered by Dr. Fingar. Also, why did the Guardian fail to provide even one salient quote from Mr Assange‘s substantial twenty-minute address?

By censoring the contributions of the Sam Adams Associates and the speeches by Dr. Fingar and Mr. Assange, and by focusing exclusively on tawdry and unproven allegations against Mr. Assange, rather than on the importance of exposing war crimes and maintaining integrity in intelligence processes, the Guardian has succeeded in diminishing none but itself.

Sincerely,

The Sam Adams Associates for Integrity in Intelligence:

Ann Wright (retired Army Colonel and Foreign Service Officer of US State Department), Ray McGovern (retired CIA analyst), Elizabeth Murray (retired CIA analyst), Coleen Rowley (retired FBI agent), Annie Machon (former MI5 intelligence officer), Thomas Drake (former NSA official), Craig Murray (former British Ambassador), David MacMichael (retired CIA analyst), Brady Kiesling (former Foreign Service Officer of US State Department), and Todd Pierce (retired U.S. Army Major, Judge Advocate, Guantanamo Defense Counsel).“

Artikel zum Thema:

09.12.2010 Pressemitteilung ehemaliger US-Geheimdienstbeamter und anderer zu WikiLeaks
Die folgende Erklärung wurde am 7.Dezember von Institute for Public Accuracy (IPA) und auf der Webseite von Daniel Ellsberg veröffentlicht, unterzeichnet von Daniel Ellsberg, Frank Grevil, Katharine Gun, David MacMichael, Ray McGovern, Craig Murray, Coleen Rowley und Larry Wilkerson, alle sind mit der Sam Adams Associates for Integrity in Intelligence assoziiert.

19.10.2010 Washington: Offener Brief von fünfundfünfzig US-Senatoren und Kongressmitgliedern
“Anstatt unsere Nation vor einen klaren und entschlossenen Gegner und Feind zu schützen schafft das Verteidigungsministerium mit seinen strategischen Zielen, die auf dem Fokus der Kontrolle der Ozeane und Kontinente liegen, neue Bedrohungen für unser Land. Wir glauben, dass diese Verpflichtungen zurückgefahren werden müssen.” Fünfundfünfzig hochrangige Mitglieder, darunter bekannte Namen wie Ron Paul, Barney Frank, James P. McGovern und Dennis Kucinich haben eine Erklärung an die Nationale Kommission für eine verantwortungsvolle Finanzpolitik und Reform unterzeichnet.

Quelle: http://www.huffingtonpost.co.uk/annie-machon/lies-damned-lies-and-newspaper-reporting_b_2584870.html

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