Seitenwechsel: Ex-SAS-Elitekämpfer legt Kriegstreiber in Oxford bloss
„Ich werde nicht für Königin und Vaterland kämpfen.“
Ben Griffin, Gründer der im November 2012 gebildeten ersten Chapter der Veterans for Peace London und ehemaliges Mitglied des Special Air Service (SAS), einer Spezialeinheit der Britischen Armee.
Am 7.Februar 2013 wurde anlässlich des 80.Jahrestags der ursprünglichen Debatte „This House Would Not Fight for Queen and Country“ im Jahr 1933 an der Oxford Union Society, bei der damals die Oxford Union in diesem Sinne mit dem Titel der Diskussionsrunde übereinstimmte, eine Veranstaltung durchgeführt.
Eingeladen waren Vertreter beider Lager – Kriegsbefürworter und -gegner ganz in der Tradition des Hause, die in Redebeiträgen ihre Standpunkte über die Notwendigkeit der Beteiligung an Kriegen darlegten.
Roderick James Nugent „Rory“ Stewart, Nikolai Tolstoy (International Monarchist League) und der ehemalige Aussenminister Grossbritanniens, Malcolm Rifkind und derzeitiger Vorsitzender des Verteidigungs- und Sicherheitsausschuss sowie General Lord Dannatt – Chef der britischen Armee (2006-2009) und amtierender Constable of the Tower of London sprachen sich als hochrangige feudale und ewig Gestrige für „Königin und Vaterland“ aus.
Auf der anderen Seite des Lagers standen ihnen Ben Sullivan von Christ Church College, Ben Griffin als ehemaligen SAS-Soldat und Irak-Kämpfer sowie der U.S.-amerikanische Historiker, Vietnam-Veteran, Buchautor und investigative Journalist Gareth Porter gegenüber.
Ben Griffins Rede „I Will Not Fight for Queen and Country“ beschreibt anschaulich was alle wissen und dennoch schweigend den Kriegstreibern das Feld überlassen:
„Kampf für Königin und Vaterland, was bedeutet das? Es ist ein chauvinistischer Begriff, ausgedacht von einigen Propagandaspekulanten um das Feuer mit falschem religiösen Patriotismus zu schüren.
Die Idee für Königin und Vaterland zu kämpfen wird von denjenigen aufrecht erhalten, die nie gekämpft haben und es nie in aktuellen Kämpfen werden.
Sie wird aufrechterhalten von denjenigen, die lange im widergespieglten Glanz des Krieges schwelgen.
Es wird von denen vertreten, die keine Erfahrung mit dem Leid haben, das der Krieg verursacht.
Es ist eine Idee, die von denjenigen aufrechterhalten wird die am meisten aus Krieg Nutzen ziehen, die Politiker, Generäle, die Rüstungsindustrie und die Medien.
Es ist eine Phrase, die immer und immer wieder herausgeholt wird um abweichende Meinungen zu unterdrücken und nicht hinterfragte Unterstützung für die Aggression aufzubauen, die wir zu entfesseln gewählt haben.
Wir müssen sehen, was hinter dieser altmodischen Phrase steckt.
Wer geht in den Kampf?
Eine gut ausgebildete und professionelle Kraft, deren höchster kollektiver Wunsch es ist in den Krieg zu ziehen, in jeden Krieg.
Dieser Kampf wird nicht für Königin und Land geführt. Es wird gekämpft, wenn ihnen gesagt wird zu kämpfen.
Immer wenn die Generäle glauben, dass ein bestimmter Krieg illegal oder nicht zu gewinnen oder schädlich für die langfristige Sicherheit dieser Inseln ist, wenn es hart auf hart kommt wollen sie immer Krieg.
Was bringen die Kriege mit sich?
Nun, wenn Sie glauben, dass die Berichte in den Medien oder die Zitate der Medaillen für vergebene Auzeichnungen geschrieben sind, so stellen Sie sich darunter vielleicht vor, dass sie für die Kämpfe mit dem Bajonett, Alleingänge mit Handgranatenangriffen auf feindliche Stellungen zu kriechen oder die heutigen Kampfflugzeugpiloten sind, die aus einigen edlen Handlungen bestehen.
Nach meiner Erfahrung ist die Realität viel dunkler.
Lange Perioden des Wartens werden durch unvorhergesehene Momente von extremer Gewalt unterbrochen.
Deine Beine werden von einem IED weggeblasen.
Ein angeblich Verbündeter schiesst dir Löcher in deine Brust.
Sterben bei einem Hubschrauberabsturz.
Tod durch Verbrennen in einem Transportflugzeug.
Von einer aufgebrachten Menschenmenge erschlagen.
Ins Gesicht geschossen als du in ein Haus von jemandem eingebrochen bist.
In der Realität wurden Tausende von Kontrollpunkten in dem Land errichtet, das du okkupiert hast, Zerstörung des Lebens der Bevölkerung und dann werden sie getötet wenn sie sich zu schnell nähern und nicht rechtzeitig stoppen.
Die Realität ist das Eindringen mit Sprengstoff in die Häuser der Leute um in die Wohnungen zu gelangen. Gefangennahme bisher unbekannter Männer, einige nicht älter als 15 und deren Übergabe um gefoltert zu werden. Währenddessen werden ihre Familien sich selbst überlassen für sich zu sorgen, durch deine Aktion traumatisiert.
Die Realität ist das Töten von Menschen von der Sicherheit eines Helikopterangriffes heraus oder einem Drohnen-Kontrollraum. Als ob du ein Computerspiel spielst ohne Achtung für das Leben der Menschen die sie entmenschlicht haben.
Haji, Raghead, Sand Nigger, Chogie, Argie, Paddy, Gook, Chink, Jap. Kraut, Hun. Alle diese Bezeichnungen werden von unseren Streitkräften verwendet. Das Produkt einer Gesellschaft, die immer noch an ihre Überlegenheit gegenüber anderen Menschen und Kulturen glaubt.
Wir täuschen vor, dass wir Krieg für höhere, edle Ziele führen. Wir behaupten, dass unsere bewaffneten Kräfte für Freiheit, Demokratie oder Menschenrechte kämpfen.
Das ist nicht der Fall. Wir führen Krieg entsprechend der Politik. Es ist eine Wahl, die von der Regierung bestimmt wird. Diese Politik wird von denen beeinflusst, die am meisten am Krieg zu gewinnen haben. Politiker, Generäle, die Rüstungsindustrie und die Medien.
Diese Schurken sagen immer den Sieg voraus. Sie ignorieren die Unvermeidlichkeit der unvorhersehbaren Folgen. Ständiges Beharren darauf, dass Gewalt die Antwort ist. Sie ignorieren die Zwangsläufigkeit der unvorhergesehenen Konsequenzen. Das Vorhandensein des Zurückschlagens. Die Tatsache, dass es unsere Politik ist, die unsere Feinde schafft.
Sie leugnen, dass wir besiegt wurden um Unterstützung für aktuelles und zukünftiges Blutvergießen zu erhalten.
Die Gründe, die sie vor dem Beginn der Kriege angeben stimmen selten mit den Gründen zur Fortsetzung der Kriege überein und noch viel weniger mit den aktuellen Ereignissen.
Diese Schurken beanspruchen derzeit die edle Position, eine Militärjunta in Mali gegen Aufständische zu unterstützen, die wir in Lybien nach unserem Beschluss aufgerüstet haben.
Vorher feierten sie den Arabischen Frühling, während sie ein Auge bei der Aggression Saudi-Arabiens in Bahrain zudrücken. Wo Waffen, die wir geliefert haben, von unseren saudischen Verbündeten verwendet werden um Zivilisten zu töten, die sich in gewaltfreiem Protest engagieren. Ihr Schweigen in dieser Angelegenheit wirft ein Licht auf ihre Komplizenschaft.
In beiden Ländern, Irak und Afghanistan – als die Gründe für den Beginn des Krieges als falsch erkannt wurden oder nicht zugänglich waren oder jetzt vergessen wurden, griffen diejenigen mit einem Interesse an der Fortsetzung der Kriege zu einem der ältesten Tricks im Buch.
Sie pflegen den Mythos vom Soldat als Held.
Sie sagten Ihnen, dass Sie es vielleicht nicht verstehen warum der Krieg fortgesetzt wird aber Sie sollten die Soldaten unterstützen.
Sie sagten, dass die sinnlosen Gemetzel zu stoppen ein Sakrileg gegen jene Helden wäre, die bereits gestorben sind.
Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges und heute Abend werden Sie dieses Phänomen aus erster Hand sehen. Sie hören Männer in angemessenen Tönen mit gebildeter Sprache sprechen, um eine Verteidigung des Kampfes für „Königin und Vaterland“ zu festigen.
Sie werden argumentieren, dass zumindest wir bereit sein müssen, dieses Land zu verteidigen. Aber sie sprechen über eine hypothetische Situation. Die Taliban kommen nicht zur Eroberung, die Chinesen sind nicht in Massen an der Küste von Frankreich.
Von den Positionen der ureigenen Interessen werden sie versuchen Sie zu überzeugen, dass der Kampf für Königin und Vaterland Ihre höchste Pflicht ist. Aber was sie wirklich fordern ist eine Fortsetzung des business as usual (alles wie gewohnt). Kämpfen und Töten in Einklang mit ihrer Politik. Die dazu bestimmt ist, ihre Interessen, ihre Gier, ihren Ehrgeiz zu befriedigen.
Ich bin ein Mensch und meine Treue gilt nicht Königin oder Vaterland sondern der gesamte Menschheit.
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Ich akzeptiere nicht länger die Lügen, Kriege endlos weiterzuführen.Ich akzeptiere nicht länger, dass Gewalt zu Frieden führen kann.
Nie wieder will ich an dem Töten meiner Brüder und Schwestern mitschuldig sein.
Nie wieder werde ich die abscheuliche Religion des Patriotismus akzeptieren.
Ich weigere mich diese widerliche Uniform anzuziehen.
Ich weigere mich für Königin und Vaterland zu kämpfen.
Übersetzung petrapez, Radio Utopie
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Quellen: https://www.oxford-union.org/term_events/queen_and_country_debate?SQ_CALENDAR_DATE=2013-02-07
http://veteransforpeace.org.uk/2013/i-will-not-fight-for-queen-and-country/