Verteidigungslinie im eigenen Land festigen – nicht im Ausland.
Der neue Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten von Amerika ist noch keine vier Wochen im Amt. Die zweite über die Presse veröffentlichte Entscheidung des Pentagon-Chefs ist nach der ersten Verfügung, die Produktion und Vergabe der Drohnen-Medaille vorerst zu stoppen, ein weiteres Signal der Vernuft in dem Saustall des U.S.-Verteidigungsministeriums, das einem permanenten Belagerungszustand durch unzählige Horden von Rüstungs- und Kriegsbefürwortern ausgesetzt ist.
Dass Chuck Hagel dieses Falkennest nicht von heute auf morgen ausmisten kann und keinen Einfluss auf die Politik der U.S.-Regierung hat ist logisch. Die am 15.März 2013 getroffene Entscheidung zu einem Einschnitt des osteuropäischen Raketenschildes ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das Projekt wird in seiner vierten Ausbaustufe geändert und es werden mindestens bis zum Jahr 2022 keine zusätzlichen Abfangraketen des Typs SM-3 IIB in Polen stationiert. Im Kreml wird man diese Botschaft mit Genugtuung aufnehmen.
Stattdessen werden die so eingesparten Mittel in Höhe von einer Milliarde U.S.-Dollar für die Entwicklung der neuesten Arten der bodengestützten Abfangwaffen und neuer SM-3-Versionen ausgegeben. Diese Raketen werden an der Westküste der Vereinigten Staaten von Amerika stationiert – vier auf dem Luftwaffenstützpunkt Vandenberg in Kalifornien und vierzehn Stück in den Raketensilo von Fort Greely in Alaska. Bis zum Jahr 2017 soll die Anzahl von derzeit dreissig auf vierundvierzig erhöht werden.
„Wir werden unsere Landesverteidigung stärken, unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Verbündeten und Partnern einhalten und machen der Welt klar, dass die Vereinigten Staaten entschlossen gegen Aggression standhält“, sagte in einer klaren Ansage Hagel.
Unterstützung erhält der Verteidigungsminister von den Profiteuren dieser Umstrukturierung. Admiral James A. Winnefeld Jr., Stellvertreter des Generalstabs, beschreibt das zweistufige System als Abschreckung – gegen Nordkorea, denn ein potentieller Feind wird immer benötigt und abgeschossene Langstreckenraketen aus Pjongjang geistern in der Phantasie der Militärs: „Wir glauben, dass dieser junge Bursche dadurch abgeschreckt werden sollte – und wenn er es nicht ist, werden wir bereit sein.“ (Anm: gemeint ist Präsident Kim Il-sung)
General C. Robert Kehler, Chef des United States Strategic Command erklärte gegenüber dem Senatsausschuss für militärische Angelegenheiten, dass die Raketen als Abschreckung vor dem irrationalen Handeln der Nordkoreaner dienen und die oberste Priorität hat. Zugleich räumte er ein, dass im Zweifelsfall die jetzt schon bereit stehenden dreissig Stück auch schon diese Funktion erfüllen. Kehler wünscht sich stattdessen einen weiteren Standort in den Vereinigten Staaten an der Ostküste, der erforderlich ist, um im Bedarfsfall den Iran abzuschrecken.
Der Untersekretär für Politik des Pentagon, James N. Miller, sagte, dass das Verteidigungsministerium die Abfangraketen nur bei erfolgreichen Tests kaufen wird (‘fly before we buy’). George Lewis, Flugabwehrraketenexperte an der Cornell University hat festgestellt, dass von fünfzehn Flugtest nur acht das Ziel getroffen haben.
Die U.S.A. können ihre Steuergelder im eigenen Land in einer astronomischen Höhe verpulvern so viel sie für richtig erachten. Es ist Sache der U.S.-Bürger, diesem unsinnigem Treiben ein Ende zu bereiten. Entscheidend ist, dass der U.S.-Armee im Ausland für die Kriegsführung die Flügel gestutzt werden – wenn auch nur für den Anfang in kleinen Schritten.
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Quelle: http://www.nytimes.com/2013/03/16/world/asia/us-to-bolster-missile-defense-against-north-korea.html