Meiner bescheidenen Einschätzung nach wird im September die A.f.D. nicht nur in den Bundestag einziehen, sondern ein zweistelliges Wahlergebnis einfahren. Damit wird diese Partei, die wie F.D.P. oder C.D.U. / C.S.U. eindeutig rechts von der Mitte steht, das hinbekommen, woran Linke in Westdeutschland und später in der Berliner Republik, samt deren angeblichen Repräsentanten in S.P.D., Grünen und Die Linke, immer gescheitert sind: das seit den 50er Jahren existierende und alle progressiven Strömungen erst blockierende und deren Reste dann absorbierende Konstrukt C.D.U. / C.S.U. ins Wanken zu bringen.
Alle politisch Linken und progressiven Intellektuellen, die die Lage derzeit objektiv betrachten (und das auch können), sind über dieses mögliche, vielleicht sogar absehbare Ende der Union (aus C.D.U. und C.S.U.) begeistert, wenn auch, wie bei deutschen Linken üblich, verschämt und hinter vorgehaltener Hand.
Ich behaupte jetzt mal kühn, dass zumindest einige politisch Linken und progressiven Intellektuellen in der Republik auch über das Ende einer anderen Union erleichtert wären, namentlich der „Europäischen Union“, in Erwägung dass eine halbe Milliarde Menschen – nur wegen ausbleibender Befehle eines Triumvirats bestehend aus einer Zentralbank in Frankfurt, dem Washingtoner I.W.F. (gegen den hier mal Linke demonstriert haben) und (finanz)politischer Kommissare in Brüssel – nicht aufhören werden sich emails zu schreiben und sich sowieso zunehmend einen Dreck darum scheren was ihre Parteien, Regierungen und Möchtegernführer im Volksempfänger und in den Talkshows alles an schlimmen Dingen über Nachbarländer erzählen.
Die Partei „Die Linke“ hat in ihrer „Potsdamer Erklärung“ vom 23. Mai, die bezeichnenderweise vom ewigen Vorsitzenden Dr. Gregor Gysi abseits regulärer Parteitage initiiert wurde, das Grundgesetz „als “Provisorium für die BRD” bezeichnet, das “zahlreiche Fragen unberücksichtigt” lasse, und die Installation einer neuen Verfassung gefordert.“ Damit hat sich diese Partei, die von Anfang an einer GmbH glich, auf die Seite aller anderen etablierten Parteien – eingeschlossen die Piratenpartei, eingeschlossen den Deutschen Gewerkschaftsbund D.G.B. – und gegen das Grundgesetz gestellt.
Nur nicht den Euro-Kapitalismus. Der ist allen etablierten Organisationen sakrosankt.
Wie viele Menschen müssen sich auf dem Kontinent eigentlich noch vor ihren Parlamenten erschießen, bevor die dümmste, die verabscheuungswürdigste Linke der Welt – die deutsche – sieht, was sie Millionen Menschen antut in ihrem Wahn? Wie viele Streiks, wie viele Generalstreiks, wie viel Elend, Menschen die hungrig einschlafen und mit Angst in den Knochen aufwachen, wie viele Mütter die in Supermärkten versuchen Lebensmittel für ihre Familie zu stehlen, brauchen sich selbst als links, emanzipatorisch, fortschrittlich, sozial oder gar sozialistisch verstehende Personen in Deutschland noch, um gegen Kapitalismus und Imperialismus auch nur leise wispernd zu protestieren, wenn, ja wenn das System dieses Kapitalismus und Imperialismus nur eben statt „Adolf“, „Kaderwährung“, „Pharaonenpeitsche“, „Ruderbankmotivator“ oder „Dummdödel“ den schönen Namen „Euro“ trägt…?
Vor der deutschen Linken muss jeder denkende und fühlende Mensch ausspucken. In ganz Europa tun sie es bereits. Da kann ich nicht abseits stehen.
Ich will mich von keinen italienischen, griechischen, spanischen oder portugiesischen Genossinnen oder Genossen links überholen lassen. So bin ich eben nicht. Und ich habe ganz bestimmt nicht vor, irgendjemanden oder irgendwas rechts zu überholen. Das versuchen ja schon alle anderen. So sind sie eben. Wer hielt hier Thilo Sarrazin sieben Jahre lang auf dem Thron des Berliner Finanzsenators, damit er die halbe Stadt an Kapitalkonsortien verkaufte, von zu vielen „Kopftuchkindern“, „Unterschichtsgeburten“ und dem katholischen Gen erzählte, oder so? War ich das? Oder bin ich gegen diesen Schurken und seinen Senat aus S.P.D. und Linkspartei in den Wahlkampf gezogen? Wer sprach nochmal von „Fremdarbeitern“ und stellte das Folterverbot in Frage? War ich das? Oder habe ich das Grundgesetz und alle Arbeitenden die von Lohndrückern zu wenig Lohn bekommen auch gegen Oskar Lafontaine und die eigene Partei verteidigt, die „Wahlalternative für Arbeit und Soziale Gerechtigkeit“?
Die jetzt demnächst in den Bundestag einziehende „Alternative für Deutschland“ ist ganz bestimmt nicht meine Alternative, Gott bewahre. Was ich mir vorstelle habe ich schon mehrfach deutlich gemacht.
Was ich mir allerdings vor vielen Jahren nur schwer hätte vorstellen können, ist, dass Millionen zum Denken fähige Personen in diesem Land es abermals auf surreale, kafkaeske Weise ausknipsen, passiv oder aktiv dabei kollaborieren andere Staaten zu überfallen, auszuplündern, zu diktieren und ihr Existenzrecht in Frage zu stellen (nur eben mit nichtmilitärischen Mitteln) und dass die einzigen, die es dann nach Jahren endlich wagen diesen Euro-Kapitalismus in Frage zu stellen Kapitalisten sind.
Aber was nicht ist, das kann noch werden. Vielleicht findet sich ja in Deutschland ein Alekos Alavanos und gründet eine Linkspartei, die den Namen auch verdient.