Pakistan: Musharraf auf der „Flucht“ vor Pakistan
Der ehemalige Generalstabschef und Diktator Pervez Musharraf, gefallener Liebling Washingtons, versucht in Pakistan Pakistan zu entfliehen. Dabei wollte er doch nur wieder mal zu dessen „Präsidenten“ ernannt werden. Doch das dürfte für den alten Diener ohne Herren schwierig werden.
Nachdem heute der Gerichtshof in Islamabad für den zuvor auf Kaution freigelassenen ehemaligen Präsidenten erneut einen Haftbefehl ausstellte, entzog sich der noble Ex-General der Justiz durch eine bemerkenswerte „Flucht“. In seiner gepanzerten Limousine fuhr er einfach aus dem Gerichtsgebäude, obwohl sich in diesem ein großes Kontingent von Sondereinheiten aus Militär und Polizei auf den Füßen standen.
Die dramatische „Flucht“ wurde live von lokalen Fernsehsendern übertragen. Der Aufenthalt von Pervez Musharraf soll „unbekannt“ sein. Nicht erwähnt wurde wem das im Polizeistaat Pakistan, den die Stasi Pakistans, der „Inter Services Intelligence“ I.S.I. beherrscht, „unbekannt“ sein soll.
Der Polizei, hieß es, sei es nicht gelungen die Flucht zu verhindern. Aber trotzdem soll dafür gesorgt sein, dass er das Land nicht verlassen kann.
Zur Zeit stehen Polizeikommandos in voller Kampfmontur an seiner Residenz nahe der Hauptstadt Islamabad um ihn bei einer eventuellen Rückkehr dort abzufangen, heißt es. Von Hausarrest wurde bislang nichts erwähnt. Die Angaben sind in den pakistanischen Medien dazu unterschiedlich. NDTV berichtet, Musharraf wäre vom Gericht direkt in Richtung seiner Hochsicherheits-Villa gerast, die einer bewaffneten Festung mit entsprechender Milizenbesatzung gleicht.
Richter Shaukat Aziz Siddiqu hatte angeordnet, dass zu den Straftaten des Angeklagten der Fakt „Terrorismus“ aufgenommen wird. Bisher stand er wegen seinem Umgang mit der Justiz im März 2007 vor Gericht. Zuvor hatte der Anwalt darum gebeten, die gewährte Frist von zwei Wochen der vorläufigen Kaution zu verlängern, aber der Antrag wurde von Siddiqui abgelehnt.
Ein zweiter Anklagepunkt lautet „Versuch des Verrates zur Untergrabung der Verfassung durch Ausrufung des Notstands“. Auf diesen Hochverrat steht die Todesstrafe oder lebenslange Haft in Pakistan.
Pervez Musharraf war im März diesen Jahres nach Pakistan nach einem vierjährigen „freiwilligen“ Exil zurückgekehrt, um allen Ernstes bei den Wahlen am 11. Mai als Chef der Partei All Pakistan Muslim League (APML) für das Amt des Präsidenten zu kandidieren. Dieses Amt hatte er bereits 2001 bis 2008 inne. Anschließend ließ er sich, hilflos und schwach, im Zuge der berüchtigten Sharif-Brüder aus Saudi-Arabien, von der U.S.-Regierung aus dem Amt drängen.
In einer Pressemitteilung aus dem Parteibüro der APML heisst es, dass der General morgen an das Verfassungsgericht des Landes appellieren wird, um die heutige Entscheidung des Gerichtes aufzuheben.
(…) wird aktualisiert
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