Saudisches Terroristengefängnis: Assassinen-Paradies auf Erden
Mit Luxus-Aufenthalt, Sport, Wellness und ultra-strenggläubigem Religionsseminaren zum saudischen Staats-Wahhabismus werden mutmassliche künftige Jihadisten aus einundvierzig verschiedenen Nationalitäten auf den Pfad der Erleuchtung gebracht. Ein guter Teil der überzeugten Gotteskrieger aus dem Umerziehungslagern folgt anschliessend dem Ruf des „Alten vom Berge“.
Im Rahmen des Entradikalisierungsprogramm der Regierung von Saudi-Arabien wurde am 20.April 2013 eine neue Rehabilitationseinrichtung, benannt nach dem Namen des Innenministers Prinz Mohammed bin Naif, feierlich eröffnet, die in ihrem Komfort, moderner Technik und grosszügigem Areal als Genesungssanatorium Leuten mit reichlich gefülltem Geldbeutel gut anstehen würde. Das Innenministerium in Riad hat es an nichts fehlen lassen um im Rahmen des im Jahr 2004 gestarteten Umerziehungsprogramms für verhaftete „potentielle“ Rekruten und mutmassliche militante „Al-Qaida“-Kämpfer den Insassen die radikale islamistische Einstellung, den Jihad, auszutreiben. Die eingeladene internationale Presse wurde stolz durch die Vorzeige-Anlage mit der Grösse von zehn Fussballfeldern in der Hauptstadt geführt um über die Grenzen des Landes hinaus die Wohltätigkeit des Königshauses zu verkünden. Fotos von Aussenaufnahmen wurden wohl bewusst vermieden.
Das Riad-Zentrum ist das erste Entradikalisierungs-Gefängnis nur für „Al-Qaida“-Mitglieder (oder die „abweichende Gruppe“, die von den Behörden des Landes verwiesen/geschickt wurde), um als Anregung in einer Welt des Luxus ihre Überzeugungen zu überdenken, hiess es.
Saudi-Arabien hoffe so, die eingesperrten verdächtigen „Al-Qaida“-Kämpfer auf dem richtigen Weg zu bringen und ihre Gedanken zu dem Jihad fallenzulassen, indem ihnen Spa-Behandlungen, Bewegungs-, Mal- und Beratungtherapie in dem luxuriösen Sanatorium angeboten werden. In der Zeit zwischen den Sitzungen mit Beratern und Gesprächen über Religion können sich die Gefangenen in der Sauna, im Swimmingpool im Olympia-Standard, einem Fitnessraum, einer Fernseh-Halle oder beim Billardspiel entspannen.
Insgesamt können 228 Gefangene betreut werden, in den zwölf Wohngebäuden werden jeweils neunzehn Männer untergebracht. Zusätzlich gibt es Zimmer für den Empfang des Besuchs der Familienangehörigen und als Bonus für gutes Benehmen dürfen die Insassen zwei Tage in der Woche mit ihren Ehefrauen verbringen. In das Programm zum Pfad zur Tugend wird die gesamte Familie betreuerisch eingebunden.
„Um den Terrorismus zu bekämpfen, müssen wir ihnen ein geistiges und seelisches Gleichgewicht … durch Dialog und Überzeugungsarbeit bieten“,
erklärte der Direktor der Reha-Zentren, Said al-Bishi, dessen vollständiger Name nicht abgedruckt wurde, denn (Abdallah Bin) Sa‘id Al-Bishi ist auch der Name des staatlichen Henkers von Saudi-Arabien, dessen Video-Interview aus dem Jahr 2006 mit dem libanesischen Sender LBC TV im Internet unzählige Male immer noch bis heute verbreitet wurde. Auf den Fotos in unten angeführten Quellennachweis ist ein Mann zu sehen, der ihm ähnlich sieht.
Die Gründung der 76000 Quadratmeter grossen Reha-Kurklinik wird der Idee des Terrorismus-Experten Prinz Mohammed bin Nayef zugeschrieben. Eine ähnliche Anlage ist bereits in der westlichen Hafenstadt Jeddah eröffnet worden, während noch drei weitere in verschiedenen Teilen des Reiches geplant sind. Nach Fertigstellung aller fünf Zentren können dreitaussend verdächtige – oder ausgesuchte geeignete – Männer im besten kampffähigen Alter zwischen zwanzig und dreissig Jahre trainiert werden und die Vorteile einer luxuriösen Welt erfahren, die nach Angaben aus den mittleren bis unteren Schichten der Gesellschaft stammen. Ein kostspieliges Milliardenprojekt als Besserungsanstalt der Königsfamilie nur für Verdächtige, die anschliessend nach ihrer Gehirnwäsche mit Ommmm bestimmt nicht ihren Lebensunterhalt unter diesem erlebten Standard bestreiten wollen.
Wer verarscht hier eigentlich wen mit diesem Sand in die Augen streuen? Deutschland beteiligte sich mit 50 Millionen Euro an entsprechenden Massnahmen unter anderem in Afghanistan bei dem „Afghan Peace and Reintegration Program“ allein nur im Jahr 2009.
Auf der Pressekonferenz räumte Said al-Bishi ein, dass es
„in der Tat darüber hinaus einige hochkarätige Personen gab, die es nach dem Verlassen der Reha-Massnahmen in Saudi-Arabien und ihrer Rückkehr zur „Al-Quaida“ in dieser Region sogar zu grösserer Bekanntheit brachten.“
Es liegt in der Natur der Sache, dass es dazu keine genauen Angaben gibt und offizielle Angaben aus politischen Motiven bereinigt sind. Die Denkfabrik Deutsche Gesellschaft für Aussenpolitik schrieb in der Ausgabe Internationale Politik 1, Januar/Februar 2011, S. 32-35:
„Die Rückfallquote liegt nach offiziellen Angaben bei etwa 20 Prozent, die saudischen Behörden sprechen von einem großen Erfolg.“
Saeed al-Shehri (Al-Schihri), ein ehemaliger Häftling von Guantanamo erhielt seine Läuterung in einem dieser Zentren und machte unmittelbar nach seiner Entlassung unter den zugedrückten Augen des angeblich besten Geheimdienstes der Welt eine steile Karriere als er direkt über die Grenze in den Jemen reiste und stellvertretender Leiter der „Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel“ wurde. Vor einem halben Jahr wurde der saudi-arabische Rehabilitations-Export im Jemen liquidiert, so die Behauptungen gegenüber der Öffentlichkeit.
Ein versuchter Selbstmordanschlag im Jahr 2009 auf Prinz Mohammed bin Naif, damals noch stellvertretender Innenminister wird einem Komplizen von Al-Schihri angedichtet, der persönlich telefonisch ein paar Tage zuvor um ein Gespräch zur reuevollen Rückkehr mit dem Prinzen gebeten hatte, dass als Aufzeichnung über den saudischen Sender Al Arabiya gesendet wurde (Die Iran Situation: Jemen auf den Weg zum zweiten Somalia?).
Im November 2009 flog C.I.A.-Chef Leon Panetta nicht zum ersten Mal nach Saudi-Arabien und traf sich in Riad mit dem Staatsoberhaupt, König Abdallah (Revierkämpfe der US-Geheimdienste im Ausland entschieden).
John Brennan, der heute amtierende Direktor, unterhielt jahrelang vor Ort seit Beginn seiner Karriere in dem Land innige Beziehungen zum Königshaus.
Für die kontinuierliche Zusammenarbeit für die Herstellung paradiesischer Verhältnisse mit dem ehemaligen Counterterrorismus-Chef (Saudi Arabia’s ambitious al-Qaida fighter) ist gesorgt.
Die Kaderschmiede in der Luxus-Villa für den Nachwuchs aus Saudi-Arabien zur „Entradikalisierung“ junger Männer kocht auf Hochtouren. Nicht nur Syrien steht ganz oben auf der Agenda.
Artikel zum Thema
13.01.2013 Geplatzter heimlicher Waffendeal für Saudi-Arabien
05.07.2011 Keine Waffen für Diktatoren
06.12.2010 US-Regierung: “Al Kaida” und “Taliban” aus Saudi-Arabien finanziert
Wie die über Wikileaks veröffentlichten Daten und Protokolle des US-Außenministeriums belegen, weiss die US-Regierung seit langem, dass Saudi-Arabien, Kuwait, Katar und weitere verbündete Monarchien der arabischen Region organisierte (para)militärische Attentäter und Milizen (“terroristische Gruppen”) weltweit finanziert. Man zeigt sich darüber schwer “besorgt” in Washington. Und das schon seit Jahren.
17.11.2009 Revierkämpfe der US-Geheimdienste im Ausland entschieden
04.09.2009 http://www.radio-utopie.de/2009/09/04/die-iran-situation-jemen-auf-den-weg-zum-zweiten-somalia/
Jüngster Anschlag nach vielen Jahren der Ruhe war der Angriff auf den saudischen Prinzen Mohammed, ein Mitglied der saudischen Königsfamilie, den dieser wie durch ein Wunder nur ganz leicht verletzt überstand.
Quellen:
http://rt.com/news/saudi-al-qaeda-spa-141/
http://www.dailymail.co.uk/news/article-2312136/Sex-parties-gym-spa-Inside-Saudi-prisons-terrorists-caught-Saudi-Arabia-sent.html
http://www.middle-east-online.com/english/?id=58240
https://zeitschrift-ip.dgap.org/de/ip-die-zeitschrift/archiv/jahrgang-2011/januar-februar/schwer-umerziehbar