Bangladesh: Hunderttausende blockieren Autobahnen und Gewerbegebiete

Aufstand über verheerende Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie

Nach dem Einsturz eines illegal gebauten achtstöckigen Gebäudes in Savar, das als Textilfabrik genutzt wurde, entlud sich am Donnerstag der Zorn der Arbeiter der Bekleidungsindustrie in einer gewaltigen Protestbewegung.

Die Menschen blockierten Autobahnen und Strassen, die zu drei Gewerbegebieten mit grossen Textilfabriken der Hauptstadt Dhaka führen. Die Besitzer der Produktionsstätten wurden gezwungen einen Tag Urlaub zu verkünden.

Am Mittwoch, den 24.April 2013 war ein baufälliges Haus, in dem sich fünf Textilfabriken befanden, trotz Warnungen der Arbeiter noch am Dienstag an den Manager über Risse an der Aussenwand zusammengebrochen. Kurzfristig wurden dreitausend Arbeiter evakuiert und mussten anschliessend nach der Inspektion durch den Besitzer wieder an ihre Plätze zurückkehren, der meinte „dass das Haus noch weitere hundert Jahre stehen würde“. Eine Beschäftigte gaben an, dass ihnen ansonsten mit Lohnabzug gedroht wurde.

Bis zu dreihundert Arbeiter wurden getötet und mehr als eintausend verletzt. Viele Personen spenden Blut für die Verletzten.

Nach Angaben von Beamten der Stadtverwaltung der Hauptstadt wurde im Jahr 2007 am Rana Plaza ohne entsprechende Baugenehmigung vor sechs Jahren auf instabilen Land gebaut. Zuvor befand sich auf dem sumpfigen Gelände ein Teich, dessen Wasser abgelassen und anschliessend mit einer Betonfüllung versehen wurde.

Der Besitzer von Rana Plaza, der Kommunalpolitiker Sohel Rana erhielt die Erlaubnis neben mehreren weiteren Gebäuden von Refayet Ullah, dem Bürgermeister von Savar, um die kommerzielle Anlage zu bauen, in der fünf Textilfabriken, eine Bank und Geschäfte untergebracht sind. Unterlagen zu Sicherheitsstandards wurden nicht vom Bauherrn durch den Bürgermeister gefordert. Begründung: das Genehmigungsverfahren durch die Stadtbehörden hätte in Zeiten des Booms des Textilgewerbes zu lange gedauert. „Hunderte von Fabriken in diesem Bereich sind mit der Genehmigung des Gemeinderat gebaut worden.“

„Die Anlage hätte und sollte abgerissen werden können“, heisst es in später Einsicht aus der kommunalen Stadtverwaltung.

Eintausendfünfhundert beschäftigte zogen zum Hauptsitz des Firmenverbandes in Dhaka und forderten die Bestrafung der Verantwortlichen an der Tragödie. Die Polizei feuerte Tränengas und Gummigeschosseauf die zornige Menge.

Mehr als zehn Prozent, mindestens dreiunddreissig Mitglieder, des aktuellen Parlaments besitzen eigene Unternehmen in der Bekleidungsindustrie.

Überwiegend werden die Textilen für Billigpreise in andere Länder exportiert wo die Kleidung für Discounter-Preise auf Kosten der Arbeiter in Asien – und nicht nur dort – verscherbelt werden.

Quellen: http://www.rawstory.com/rs/2013/04/25/hundreds-of-thousands-of-bangladeshs-garment-workers-walk-out-in-protest-over-factory-deaths/
http://online.wsj.com/article/SB10001424127887324474004578445991168551584.html

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