DER SUMPF: Gab es 1980 eine konservative Verschwörung?
Dank dem Duisburger Historiker Andreas Kramer habe ich endlich eine Ausrede dem trockenen Aktenstudium meiner ASJ Recherche zu entfliehen und kann mich einem übel riechenden Sumpf zuwenden, der mit SOB / Gladio und / oder Oktoberfest-Attentat beschrieben ist.
Damit die Leserinnen und Leser von Radio Utopie durch diesen Sumpf und den aus ihm aufsteigenden Nebel finden, nehme ich Sie, so Sie wollen, mit auf eine Reise zurück in das Jahr 1980 und mache Sie mit einigen Begriffen und Vorgängen vertraut, die längst in Vergessenheit geraten sind.
Es wird auf dieser Reise sehr dreckig. Keiner muss weiter lesen.
Zunächst führt diese „Zeitreise“ zu den feinsten englischen Kreisen, in denen sich die Angehörigen der „Landed Gentry“ (des untitulierten englischen Landadels) ein Stelldichein geben.
Zu diesen feinen Herren gehört der englische Publizist Brian Crozier, der so schwarz ist, das sein Schatten selbst in einem Kohlenkeller gut sichtbar ist. Crozier ist Leiter des „Institute for the Study of Conflict“ und will den sozialliberalen Spuk in Bonn beenden, mit Hilfe seiner einflussreichen Freunde. Zu diesen gehört der Direktor des britischen Secret Intelligence Service (MI 6) ebenso, wie einer der Ex- Chefs des französischen SDECE.
Die Herren sind so wichtig, dass sie selbst von Mrs. Thatcher empfangen werden, denn sie gehören alle dem Cercle Violet an, der ursprünglich von dem ehemaligen Ministerpräsidenten Antoine Pinay als Gesprächkreis (Cercle Pinay) gegründet wurde und unter Leitung des Pariser Rechtsanwaltes Jean Violet von einer reinen Diskussionsrunde zu einer Art inoffiziellen „Weltregierung“ wurden, welche Ziele nicht nur diskutierten, sondern auch versuchten diese zu realisieren, indem sie die Nachrichtendienste ihrer Mitglieder bzw. die willigen Angehörigen dieser Dienste zu ihren Kämpfern machten.
Ich möchte mir hier all die Gerüchte um den Cercle Violet ersparen, insbesondere der ihm unterstellte Waffen- und Drogenhandel zum Zwecke der Geldbeschaffung, sowie das Gerücht, das es die Atommacht Pakistan ohne diesen Gesprächskreis nicht gebe, doch ich wage zu behaupten, dass die Loge P2 ohne den Cercle Violet eine kleine, sektiererische Freimaurer Loge und deren Strategie der Spannung eine „Schnapsidee“ geblieben wäre.
Brian Crozier ruft in diesem erlauchten Kreis 1979 das Projekt „Victory for Franz Josef Strauß“ aus. Der bayerische Ministerpräsident soll den sozialliberalen Spuk in Bonn bei der 1980 anstehenden Bundestagswahl beenden, mit Hilfe der Willigen der Nachrichtendienste.
Die gleiche Idee hatte auch Franz Josef Strauß.
Der bayerische Ministerpräsident kann Gift und Galle spuken, wenn er nur daran denkt, dass es dem liberalen „A….loch“ Klaus Kinkel (seit 1979 BND- Präsident) gelang in nur wenigen Monaten die gesamte CSU Seilschaft im Bundesnachrichtendienst zu zerschlagen. Der in Anführungszeichen gesetzte Gossenausdruck ist, laut einem mir vorliegenden Gesprächsprotokoll, O-Ton FJS und zeigt trefflich den Blutdruck und die Empörung des Herrn MP, wenn er über dieses Thema sprach.
Verständlich, denn bereits Jahre zuvor ist ihm der Minister im Kanzleramt Horst Ehmke kräftig in die Quere gekommen. Der hat doch wirklich das Wort „Fachaufsicht“ ernst genommen und die Bonner Filiale des BND durchsuchen lassen, als ruchbar wurde, dass die CSU Seilschaften ihn abhörte.
Nachrichtendienst kostet Geld, viel Geld. Das weiß der MP und deshalb macht er sich an die Beschaffung des notwendigen Kleingeldes, während seine BND Getreuen den CSU Nachrichtendienst vorbereiten.
Ob Amigo-Affäre, die dubiosen „Nahostgeschäfte“ eines Udo Albrecht, eines Peter Weinmann oder eines Karl-Heinz Hoffmann – es gibt keine „Sauerei“ aus dieser Zeit deren Spuren nicht zumindest das Geldbeschaffungsprogramm des FJS tangieren.
Wer mehr über diesen CSU Geheimdienst erfahren will, dem empfehle ich das Buch von Stefanie Waske „Nach Lektüre vernichten!: Der geheime Nachrichtendienst von CDU und CSU im Kalten Krieg„.
Die Autorin unterstellt einem gewissen Karl-Theodor zu Guttenberg Mitbegründern dieses Geheimdienstes zu sein. Ich glaube, ich kenne den Enkel dieses Herrn namentlich aus der Presse. Bin mir aber nicht völlig sicher, da die Presse diesen zunächst als „Dr. zu Guttenberg“ und dann nur noch als „zu Guttenberg“ bezeichnete, gerade so, als hätte dieser seinen Doktortitel verloren. Vielleicht findet ihn ein Leser und gibt ihn bei dem Herrn zu Guttenberg ab.
Den Leser wird es nicht wundern, dass die Programme „Victory for Franz Josef Strauß“ und „Victory for me“ völlig deckungsgleich sind, auch bezüglich den anzuwendenden Mitteln.
Öffentlich wurde dies durch die Geldgier eines BND Mannes der zur CSU Seilschaft gehörte. FJS hatte diesen Hans Langemann aus dem BND geholt und ihn zum Chef des bayerischen Verfassungsschutzes gemacht. Bevor ich fortfahre, darf der Leser erst drei Mal raten, wer zum Zeitpunkt des Anschlages auf das Oktoberfest Präsident des Bayrischen Verfassungsschutzamtes war.
Auch Hans Langemann liebte das Geld oder er brauchte es, weshalb er seine Erkenntnisse nicht nur FJS und seinem Innenminister mitteilte, sondern sie auch an die Presse verkaufte. Der „Spiegel“ kaufte und nagelte seinen Informanten ans Kreuz der Öffentlichkeit, in dem er die beiden Victory Programme enttarnte.
Beide Programme sahen tatsächlich nachrichtendienstliche Operationen jeglicher Art für die Erreichung des Ziels vor. In keinem der Programme wurde Terror als Mittel der Meinungsmache ausgeschlossen. Im Gegenteil, ein solcher wäre diesen Schattennachrichtenmännern willkommen gewesen.
All jene Leser, welche zu irgend einem Zeitpunkt in ihrem Leben Geheimagent werden wollten, sollten nun die Augen schließen und meiner „Stimme“ lauschen, die sagt:
„Wir brauchen dich. FJS braucht dich. Mit einem Terroranschlag kippt die Wählerstimmung. Du wirst als Kanzlermacher in die Geschichte eingehen. Bla-bla-bla.“
Wetten, ein Wirrkopf unter den Lesern erhört mich, sofern er FJS als Kanzler will, zumal dann, wenn ich mich ihm gegenüber als Mitarbeiter eines der großen Nachrichtendienste zu erkennen gebe und dafür sorge, das er alles bekommt, was er für einen Anschlag braucht.
Cui bono?
Allein mit dem Namen Franz Josef Strauß ist diese Frage nicht zu beantworten. Es spielten, wie der Artikel zeigte, zwei unterschiedliche Gruppen in diesem rechtsextremen Sumpf, die unabhängig voneinander das gleiche Ziel ansteuerten.
Nur mit viel Ironie und einem kräftigen Schuss Zynismus war diese Zusammenstellung zu ertragen. In Abwandlung von FJS bin ich geneigt zu fragen: „Was waren dies für ´A…..´, die mit solchen Methoden Politik machen und Wähler überzeugen wollten?“
Doch es kommt noch dreckiger, viel dreckiger.
Teil II der Artikelserie erscheint demnächst