Bericht und Appell – Mussalaha del Syria
Bericht und Appell an die internationale Gemeinschaft, einen Prozess des Dialogs und der Versöhnung in Syrien zwischen seinen Menschen und der syrischen Regierung zu unterstützen und Einmischung und Krieg von aussen zurückzweisen.
Mairead Maguire, Trägerin des Friedensnobelpreises, Sprecherin für die Mussalaha International Friedensdelegation nach Libanon/Syrien vom 1. – 11. Mai 2013.
Nach einem zehntägigen Besuch in Libanon und Syrien als Leiterin einer Delegation bestehend aus 16 Personen aus acht Ländern bin ich zurückgekehrt mit der Hoffnung, dass Frieden in Syrien möglich ist, wenn jede Einmischung von aussen gestoppt und den Syrern gestattet wird, ihre eigenen Probleme zu lösen, indem ihr Recht auf Selbstbestimmung respektiert wird.
Ein Appell, jegliche Gewalt zu beenden und die Syrer in Ruhe zu lassen mit Einmischung von aussen kommt von allen, die wir während unseres Besuchs in Syrien getroffen haben. Wir haben versucht, diesen in unserer abschliessenden Erklärung an die internationale Gemeinschaft weiterzuleiten.
Während unseres Besuchs suchten wir Flüchtlingslager und betroffene Gemeinwesen auf, trafen Religionsführer, Regierungsvertreter, Delegationen der Opposition und viele andere, Täter und Opfer, in Libanon und Syrien.
1. Besuche in Flüchtlingslagern: Im Libanon besuchten wir einige Flüchtlingslager, die von libanesischen oder palästinensischen Gemeinwesen beherbergt werden. Eine Frau sagte: „Bevor dieser Konflikt begann waren wir glücklich und hatten ein gutes Leben (in Syrien sind Bildung und Gesundheitswesen kostenlos und Treibstoff wird subventioniert), und jetzt leben wir in Armut.“ Ihre Tochter und Schwiegersohn (Pharmazeutin und Ingenieur) standen auf dem Betonboden in einem palästinensischen Flüchtlingslager, ohne eine Matratze, berichteten uns, dass diese Gewalt zu jedermanns Überraschung ausgebrochen ist und sich so schnell verbreitete, dass sie alle noch immer unter Schock standen, aber als gut bewaffnete fremde Kämpfer nach Homs kamen, ihre Häuser übernahmen, ihre Frauen vergewaltigten und junge Männer töteten, die sich weigerten, mit ihnen mitzumachen, flüchteten die Menschen vor Entsetzen. Sie berichteten, dass diese fremden Kämpfer aus vielen Ländern kamen, es waren Libyer, Saudis, Tunesier, Tschetschenen, Afghanen, Pakistanis, Leute aus den Emiraten, Libanesen, Jordanier, Türken, Europäer, Australier, und diese Banden werden von Regierungen im Ausland finanziert und ausgebildet. Sie schnallen Leuten Sprengstoffwesten um und drohen, sie in die Luft zu jagen, wenn sie nicht tun, was ihnen befohlen wird. Eine Flüchtlingsfrau fragte mich: „Wann können wir nachhause gehen?“ (Zu meiner grossen Freude traf ich ein paar Tage später in Damaskus eine Frau, die in einem Regierungsprogramm arbeitet, welches Flüchtlingen hilft, nach Syrien zurückzukehren, und bis jetzt sind über 200 zurückgekehrt).
Religionsführer und Regierungsvertreter haben die Menschen aufgefordert, nicht aus Syrien zu flüchten, und es ist zu hoffen, dass viele diesen Aufruf befolgen werden, denn nachdem ich so viele syrische Flüchtlinge gesehen habe, die in Zelten leben und auf vielfache Weise ausgebeutet werden, einschliesslich sexuell, glaube ich, dass die beste Lösung in einer stabilen Lage in Syrien besteht, sodass seine Menschen sich sicher genug fühlen, um in Syrien zu bleiben. Wenn die Menschen weiterhin aus Syrien flüchten, dann könnten die Nachbarländer destabilisiert werden und in einem Dominoeffekt der gesamte Mittlere Osten.
Viele Menschen sind geflüchtet in Lager in Nachbarländern wie Türkei, Jordanien oder Libanon, die allesamt versuchen, mit dem grossen Zustrom syrischer Flüchtlinge zurechtzukommen. Obwohl die Gastgeberländer ihr Bestes geben, werden sie überwältigt durch die Zahl der Flüchtlinge. (UNHCR spricht offiziell von einer Million). Durch unsere Treffen wurden wir informiert, dass die Türkei syrische Flüchtlinge einlädt, ins Land zu kommenund ihnen dann verbietet, wieder nachhause zu gehen. Es ist dokumentiert, dass syrische Flüchtlinge in der Türkei und Jordanien schlecht behandelt werden. Einige junge syrische Flüchtlingsmädchen werden in Jordanien zur Zwangsheirat verkauft. Aus Berichten des OHCHR (Hochkommissariat für Menschenrechte) wissen wir, dass mehr als vier Millionen Syrer innerhalb des eigenen Landes auf der Flucht sind und in grosser Not leben.
Ein Vertreter des Roten Kreuzes sagte uns, dass im ganzen Land alle NGOs und der syrische Rote Halbmond frei ihre Arbeit machen können in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium und dass sie unter diesen bedrückenden Umständen ihr Bestes geben, um so vielen Menschen wie möglich zu helfen. Allerdings haben sie nur sehr wenige Mittel zur Verfügung, um mit dieser humanitären Tragödie von Flüchtlingen und im Inland auf der Flucht befindlichen zurechtzukommen. Die wirtschaftlichen Sanktionen verursachen wie im Irak für viele Menschen große Probleme, und alle, die wir getroffen haben, forderten, dass sie aufgehoben werden sollen. Unsere Delegation forderte die Aufhebung dieser illegalen Sanktionen unter der Führung der Vereinigten Staaten von Amerika, die die syrische Bevölkerung aus rein politischen Gründen treffen, um einen Regimewechsel zu erreichen.
2. Krankenhäuser: Wir besuchten die Krankenhäuser und sahen viele Menschen, die verletzt waren durch Schüsse, Bomben und bewaffnete Angriffe. Ein gemäßigter sunnitischer Imam erzählte mir, wie er von Jihadisten entführt wurde, die ihn folterten, sein Ohr abschnitten, seine Kehle zu durchschneiden versuchten, seine Beine aufschlitzten und ihn als vermeintlich tot liegen liessen. Er sagte, dass sie ihn umbringen werden, wenn er in seine Moschee zurückkehrt. Er sagte uns: „Diese Männer sind fremde Kämpfer, Jihadisten aus fremden Ländern, gut bewaffnet, gut ausgebildet, mit Geld ausgestattet, sie sind in unserem Land, um es zu zerstören. Sie sind keine wahren Moslems, sondern religiöse Extremisten/Fundamentalisten, die unsere Menschen terrorisieren, entführen, töten.“ Der Sprecher der Regierung bestätigte auch, dass sich fremde Kämpfer aus 29 Ländern in Haft befinden, darunter Tschetschenen, Iraker und viele andere. Das Gesundheitsministerium zeigte uns eine Dokumentation über die entsetzlichen Morde durch Jihadisten und den Terror dieser Fremden, die durch die Tötung von Ärzten und die Zerstörung von medizinischer Infrastruktur des syrischen Staates es schwierig gemacht haben, die Bedürfnisse der Bevölkerung abzudecken.
3. Treffen mit der Opposition: Unsere Delegation nahm teil an einem offenen Forum mit vielen Vertretern der oppositionellen Parteien. Ein politischer Gegner, der unter dem Assad-Regime 24 Jahre lang im Gefängnis war und seit 11 Jahren heraussen ist, will einen politischen Wechsel mit mehr als 20 weiteren Teilen der inneren Opposition, aber ohne Einmischung von aussen und ohne Gewalt. Wir trafen uns in einer Gemeinde mit Leuten der ‚bewaffneten’ Opposition, welche sagten, dass sie das Angebot einer Amnestie seitens der Regierung akzeptierten und für einen friedlichen weiteren Weg vorwärts arbeiteten. Ein Mann sagte mir, er habe von Jihadisten Geld genommen, um zu kämpfen, war aber schockiert von ihrer Grausamkeit und der Art und Weise, wie sie syrische muslimische Glaubensbrüder behandelten, die sie nicht als wirkliche Moslems betrachteten. Er sagte, dass die fremden Jihadisten Syrien übernehmen wollten, nicht retten.
Am 10. Mai fuhr ein Teil unserer Delegation nach Homs, auf Einladung der oppositionellen Gemeinde Al Waar, wo vertriebene Familien aus Baba Amro, Khalidiyeh und anderen Rebellengebieten Zuflucht suchen. Die Delegation sah alle Bedingungen in dieser Stadt und untersucht ein Pilotprojekt für Versöhnung und friedliche Reintegration zwischen dieser Gemeinde und den umgebenden Nicht-Rebellen-Gemeinden (Schiiten und Alewiten), mit denen vor 15 Tagen ein Abkommen über gewaltfreien Umgang durch die Vermittlung von Mussalaha unterzeichnet worden ist.
4. Treffen mit Regierungsvertretern: Unsere Delegation traf und sprach im Parlament mit dem Governor, Premierminister und sieben anderen Ministerien. Wir erfuhren Einzelheiten über die neue Verfassung und politische Reformen, die eingeführt werden, sowie Pläne für Wahlen im kommenden Jahr 2014. Regierungsminister gaben zu, dass sie Fehler gemacht hatten, indem sie nur langsam auf berechtigte Forderungen nach Änderung seitens der Zivilgesellschaft reagierten, dass diese aber jetzt umgesetzt würden. Sie sagten uns, dass der Konflikt zu Beginn friedlich auf Änderung gerichtet war, sich aber schnell zu Blutvergiessen wandelte, als bewaffnete Männer viele Soldaten töteten.
In den ersten Tagen waren die Soldaten nicht bewaffnet, aber als die Menschen begannen, Schutz zu fordern, reagierten Regierung und Militär darauf, indem sie die Menschen und sich selbst verteidigten.
Als wir den Premierminister bezüglich der Anschuldigung befragten, die syrische Regierung habe Sarin-Gas eingesetzt, sagte er uns, dass sofort, nachdem die Nachricht aus Aleppo kam, dass angeblich Gas eingesetzt worden war, seine Regierung die UNO einlud, um das zu untersuchen, aber nichts von dieser hörte. Vor kurzem allerdings bestätigte eine UNO-Ermittlerin, Hochkomissarin Carla Del Ponte, dass es die Rebellen waren und nicht die syrische Regierung, die das Sarin-Gas benutzten. Bei dem Treffen mit dem Justizminister ersuchten wir, dass 72 nicht gewalttätige politische Dissidenten, die zur Zeit inhaftiert sind, entlassen werden sollten. Nachdem er diese Liste überprüft hatte, sagte der Justizminister, er würde grundsätzlich der Entlassung dieser nicht gewalttätigen Gefangenen zustimmen. Er informierte uns auch, dass die Todesstrafe nicht vollstreckt wird und Hoffnung besteht, dass die Todesstrafe abgeschafft werden wird, nachdem sich die Lage im Land beruhigt hat. Wir fragten den Justizminister (einen internationalen Anwalt) über die Menschenrechtsverletzungen durch die syrische Regierung, nämlich den Artilleriebeschuss von Zonen, die von Jihadisten und bewaffneten Oppositionellen gehalten wurden. Der Minister nahm diese Fakten zur Kenntnis, gab aber zu bedenken, dass die Regierung die Pflicht habe, diese Zonen zu säubern. Wir wiesen darauf hin, dass es bessere Möglichkeiten gäbe, mit diesem Problem umzugehen, als Artilleriebeschuss, aber er beharrte darauf, dass die Regierung die Verantwortung habe, diese Gebiete von Rebellenkräften zu säubern und dass das die Methode sei, die sie dabei anwendet.
Die Minister und der Governor sagten, dass Präsident Assad ihr Präsident ist und ihre Unterstützung geniesst. Viele Menschen, mit denen wir sprachen, drückten derartige Gefühle aus. Wie auch immer, einige junge Menschen sagten, dass sie für die Opposition sind, jedoch die Regierung und Präsident Assad unterstützten, um die Einheit Syriens vor Zerstörung von aussen zu schützen, wobei sie bei der nächsten Wahl für die Opposition stimmen würden. Sie sagten, dass die Doha-Koalition in Qatar sie nicht repräsentiere und dass niemand ausserhalb Syriens ein Recht habe, Präsident Assad aus seinem Amt zu entfernen, ausser dem syrischen Volk in den Wahlen im nächsten Jahr. Die Journalisten in Syrien befinden sich in grosser Gefahr seitens der religiösen Extremisten/Fundamentalisten, und bei meinem Besuch einer Fernsehstation berichtete mir ein junger Journalist, wie seine Mutter von Jihadisten getötet wurde und er zeigte mir seinen Arm, wo er eine Schussverletzung hatte und fast getötet wurde.
5. Treffen mit Religionsführern: Wir nahmen in der Omayyaden-Moschee in Damaskus an einem Gebet teil, das vom Grossmufti der syrisch-arabischen Republik, Dr. Ahmad Badr Al-Din Hassoun und dem griechisch-katholischen Patriarch Gregory III Laham mit der Abordnung der Delegierten des griechisch-orthodoxen Patriarchen John X Yazigi, und Geistlichen aller Traditionen geleitet wurde. Die Versammlung betete für den Frieden und die Einheit Syriens und die Nichteinmischung durch Mächte von aussen in ihr Land. Sie betonten, dass der Konflikt in Syrien kein konfessioneller Konflikt ist, da Moslems und Christen immer in Syrien zusammen gelebt haben und – ungeachtet der Tatsache, dass sie mit Not und Gewalt leben, die zum grossen Teil nicht von ihnen verursacht worden sind – in ihrem Wunsch einig sind, für die Welt ein Licht des Friedens und der Versöhnung zu sein. Der Patriarch sagte, dass von der Moschee und den christlichen Kirchen eine große Bewegung des Friedens ausgeht und bat die Menschen innerhalb und ausserhalb Syriens, alle Gewalt zurückzuweisen und die Menschen in Syrien bei diesem Werk des Dialogs, der Versöhnung und des Friedensstiftens zu unterstützen.
Die muslimischen und christlichen geistlichen Führer sind sich dessen sehr bewusst, dass wenn die religiösen Extremisten/Fundamentalisten die Überhand bekommen und Syrien beherrschen, die Zukunft derjenigen, die nicht die Fundamentalisten unterstützen, wie der gemässigten Moslems, Christen, Minderheiten und anderen Syrer in grosser Gefahr ist. In der Tat könnte der Mittlere Osten seine wertvolle pluralistische soziale Zusammensetzung verlieren, wenn die Christen wie im Irak die ersten sind, die aus dem Land flüchten. Das wäre eine Tragödie für alle Betroffenen in diesem multireligiösen, multikulturellen säkularen Syrien, einst ein leuchtendes Vorbild für friedliches Zusammenleben in der arabischen Welt.
Eine Übersicht:
Ausgehend von vielen autorisierten Berichten in den Massenmedien und unseren eigenen Wahrnehmungen kann ich betonen, dass der Staat Syrien und seine Bevölkerung in einem Stellvertreterkrieg stehen, der von fremden Ländern geführt und in erster Linie direkt finanziert und gestützt wird von Qatar, das seine Ansichten der Arabischen Liga aufs Auge gedrückt hat. Die Türkei, ein Teil der libanesischen Opposition und einige jordanische Behörden bieten eine sichere Zuflucht einer Vielfalt jihadistischer Gruppen, jede mit eigener Agenda, mit Leuten aus vielen Ländern. Banden von Jihadisten, die von fremden Ländern bewaffnet und finanziert werden, fallen in Syrien ein über die durchlässigen Grenzen zur Türkei, Jordanien und Libanon in dem Bemühen, Syrien zu destabilisieren. Es sind geschätzte 50.000 fremde jihadistische Kämpfer, welche Syrien terrorisieren. Diese Todesschwadronen zerstören systematisch die Infrastruktur des syrischen Staates (Elektrizität, Öl, Gas, Wasserversorgung, Hochspannungsleitungen, Krankenhäuser, Schulen, öffentliche Gebäude, Kulturdenkmäler und sogar religiöse Einrichtungen). Darüber hinaus wird das Land überschwemmt mit Scharfschützen, Bombenlegern, Agitatoren, Banditen. Sie greifen zu Aggression und Schariagesetzen und nehmen der syrischen Bevölkerung Freiheit und Würde. Sie foltern und töten diejenigen, die sich weigern, mit ihnen mitzumachen. Sie haben fremde religiöse Glaubensregeln, die sie mit ruhigem Gewissen die grausamsten Handlungen wie ihre Gegner zu foltern und zu töten begehen lassen. Es ist gut dokumentiert, dass viele dieser Terroristen ständig unter aufputschenden Drogen wie Captagon stehen. Der allgemeine Mangel an Sicherheit entfesselt das furchtbare Phänomen der Entführung zur Erpressung von Lösegeld oder um politischen Druck auszuüben. Tausende Unschuldige sind abgängig, unter ihnen die zwei Bischöfe Youhanna Ibrahim und Paul Yazigi, viele Priester und Imame.
Wirtschaftssanktionen durch die UNO und Europäische Union sowie ein hartes Embargo treiben Syrien an den Rand des sozialen Zusammenbruchs. Leider ignoriert das internationale Mediennetzwerk diese Wirklichkeit und ist darauf aus, zu dämonisieren, zu lügen, das Land zu destabilisieren und mehr Gewalt und Widersprüche anzuheizen.
Zusammenfassung: Der Krieg in Syrien ist nicht wie dargestellt ein Bürgerkrieg, sondern ein Stellvertreterkrieg mit ernstzunehmenden Verstössen gegen Internationales Recht und Internationale Menschenrechtsgesetze. Der Schutz der fremden Kämpfer durch einige der mächtigsten fremden Länder gibt diesen eine Art von Freibrief, der sie straflos alle Arten von grausamen Handlungen gegen unschuldige Zivilisten begehen lässt. Nicht einmal die Kriegskonventionen werden beachtet, was zur Begehung vieler Kriegsverbrechen und sogar Verbrechen gegen die Menschlichkeit führt.
Schlussfolgerung:
Während unseres Besuches in Syrien begegnete unsere Delegation grosser Freundlichkeit seitens aller und ich versichere jeden, der unserer Delegation behilflich war oder sie beherbergte, meiner aufrichtigen Gefühle der Dankbarkeit. Wir beobachteten, dass die syrischen Menschen sehr schwer gelitten haben und weiter leiden. Die gesamte Bevölkerung von 23 Millionen Menschen steht unter der ungeheuren Bedrohung der weiteren Durchdringung durch fremde Terroristen. Viele sind noch immer fassungslos ob des Schreckens und der Jähheit all dieser Gewalt und besorgt, dass ihr Land von fremden Mächten angegriffen und aufgeteilt wird, und bekommen nur zu gut mit, dass geopolitische Mächte dabei sind, Syrien zu destabilisieren, um politische Kontrolle, Erdöl und Ressourcen an sich zu reissen. Ein Drusenanführer sagte: „Wenn der Westen unser Öl will – Libanon wie Syrien verfügen über Erdölreserven – so wollen wir darüber verhandeln, aber zerstört nicht unser Land, um es zu nehmen.“ In Syrien sind die Erinnerungen an die Zerstörung des benachbarten Irak durch die Kräfte der Vereinigten Staaten von Amerika, des Vereinigten Königreichs und der NATO noch frisch in den Köpfen der Menschen, darunter in denen der eineinhalb Millionen Iraker, die vor dem Krieg gegen den Irak flüchteten, darunter viele Christen, denen von der syrischen Regierung Zuflucht in Syrien gewährt wurde.
Die grösste Hoffnung schöpften wir aus Mussalaha, einer unpolitischen Bewegung aus allen Teilen der syrischen Bevölkerung, die Arbeitsteams in ganz Syrien hat und sich entwickelt durch Dialog beim Aufbau von Frieden und Versöhnung. Mussalaha vermittelt zwischen bewaffneten Kämpfern und Sicherheitskräften, helfen, die Freilassung vieler Menschen zu erreichen, die entführt worden sind, und alle Konfliktparteien zusammenbringen für einen Dialog und praktische Lösungen. Es war diese Bewegung, die uns beherbergte, unter der Führung von Mutter Agnes-Mariam, Oberin des Klosters Sankt Jakob, unterstützt von Patriarch Gregory III Laham, oberster Leiter der katholischen Hierarchie Syriens.
Diese grosse Bewegung der Zivilgesellschaft, die einen Prozess des Friedens und der nationalen Versöhnung von Grund auf aufbaut, wird, wenn sie Raum, Zeit und Nicht-Einmischung von aussen bekommt helfen, Frieden nach Syrien zu bringen. Sie verstehen, dass es eine vorbehaltslose umfassende politische Lösung geben muss, mit Kompromissen, und sie sind sich sicher, dass das auf vielen Ebenen der Gesellschaft geschieht und dass das der einzige Weg ist, auf dem der Frieden in Syrien vorwärts kommt.
Ich unterstütze diesen nationalen Versöhnungsprozess, der, so glauben viele Syrer, den einzigen Weg bildet, um Frieden nach Syrien und in den gesamten Mittleren Osten zu bringen. Ich selbst bekenne mich zu diesem friedlichen Prozess und hoffe, dass die Internationale Gemeinschaft, die Religions- und politischen Führer und jeder Mensch guten Willens Syrien helfen werden, Gewalt und Vorurteile zu überwinden und in einer neuen Ära des sozialen Friedens und der Prosperität Fuss zu fassen. Diese Wiege der Zivilisationen, deren Herz Syrien ist, bildet ein gewaltiges spirituelles Erbe der Menschlichkeit. Bemühen wir uns, eine kriegsfreie Zone einzurichten und diese zu einer Oase des Friedens für die Familie der Menschheit zu erklären.
Orginalartikel Report and Appeal – mussalaha del Syria vom 23.Mai 2013