Bahn drückt sich um heikle Stuttgart 21-Bauarbeiten
Stuttgart: Der ursprüngliche Bauablaufplan für Stuttgart 21 sah den Baubeginn für die Tieferlegung des Nesenbach-Abwasserkanals (Nesenbach-Düker) für das Jahr 2010 vor; die ursprüngliche Ausschreibung verlangte die Fertigstellung und die Übergabe an die Stadt Stuttgart bis zum 17. Juni 2013, also bis vorgestern! (siehe Zeile 454 im Bauablaufplan von 2010)
Tatsächlich wurde mit dem Bau bis heute nicht begonnen. Bereits vor zwei Jahren hatten die Parkschützer auf den Zeitverzug beim Nesenbach-Düker hingewiesen. Damals stand auf dem Banner: „Keiner traut sich, dieses Loch zu graben – Hier scheitert Stuttgart 21 – STOPP – Wir zahlen nicht für ein gescheitertes Projekt.“ Die Aussage dieser Parkschützer-Aktion vom Juni 2011 gilt unverändert auch heute noch. (Presseerklärung vom Juni 2011 inkl. Unterlagen zum Nesenbach-Düker)
Hany Azer hatte völlig korrekt und logisch geplant, dass der heikle Düker als erstes gebaut werden muss: Der gefährlich tief und dicht am Mineralwasser liegende Düker muss gebaut werden, bevor Grundwasser für die weiteren Bauarbeiten abgepumpt wird, denn nur so besteht die Chance, ein unkontrolliertes Aufsteigen des Mineralwassers zu verhindern. Und wenn die bautechnisch höchst kritische Tieferlegung des Nesenbach-Kanals nicht gelingt, so kann auch der Trog für den Tunnelbahnhof nicht gebaut werden.
„Die Bahn bewegt sich mit ihrer Bauplanung auf sehr dünnem Eis“, sagt Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer. „Regelmäßig alle paar Monate aktualisiert sie ihre Bauzeitenpläne und präsentiert diese stolz. Dabei schiebt sie riskante Bauabschnitte seit Jahren vor sich her. Und am Ende gilt der neue Bauzeitenplan doch nur bis zum nächsten Pressetermin. Es ist an der Zeit, dass die Bundeskanzlerin die Realität zur Kenntnis nimmt und die blamable Fehlplanung Stuttgart 21 endgültig stoppt. Nach dem ‚Prinzip Stuttgart 21‘ weiter den Kopf in den Sand zu stecken, bewirkt eine unverantwortliche Verschwendung von Steuergeldern und richtet zu Lasten der Allgemeinheit immer weiteren Schaden an. Heute wie vor zwei Jahren gilt die Forderung: Kein weiteres Geld für ein gescheitertes Projekt!“
Der Nesenbach-Kanal (Stuttgarts größter Abwasserkanal mit über 6 Meter Durchmesser) quert genau dort, wo der Tunnelbahnhof geplant ist. Um Stuttgart 21 zu bauen, wäre es also zwingend notwendig, diesen Kanal tiefer zu legen und ihn durch einen sogenannten Düker unter dem vorgesehenen Bahnhofstrog hindurchzuführen. Solange der Nesenbach-Düker nicht gebaut ist, können auch keine weiteren maßgeblichen Bauarbeiten für Stuttgart 21 begonnen werden.
Der Nesenbach-Düker müsste den 14 Meter tiefen Bahnhofstrog unterqueren. Da für den Düker ein großer Durchmesser notwendig ist, müsste dieser bis in die Grundgipsschicht (geologische Trennschicht) zwischen Grund- und Mineralwasser hineingebaut werden (in 25 Meter Tiefe). Diese Beschädigung der Grundgipsschicht ist sowohl für das Mineralwasser als auch für den Bau höchst riskant, da das unter hohem Druck stehende Mineralwasser hier unkontrolliert aufsteigen könnte.