Münchner Oktoberfestanschlag 1980: Dubioses

Dass die Spezialisten des Bundesnachrichtendienstes der ehemaligen Abteilung QB 30 als Pannenspezialisten bezeichnet werden können, wird mir jeder Kollege bestätigen, der wie ich den so genannten BND-Untersuchungsausschuss des Bundestages in der Journalisten-Affäre miterlebte. Das sie aber so dämlich sind mit eingeschalteten WLAN zu observieren, war selbst mir bisher nicht bekannt, deshalb an dieser Stelle viele Grüße an den „BND Überwachungswagen 27“, welcher sich in diesem Moment (Donnerstag, den 11.7.2013, 15.00 Uhr) im schönen Gerlingen bei Stuttgart befindet.

Die Überwachung galt vermutlich dem Journalisten „A“ (Name dem Autor bekannt), der über zehn Jahre als freier Mitarbeiter für den Bundesnachrichtendienst als „Reisender Gesprächsaufklärer“ im Nahen Osten spionierte. Dies wäre nichts Ungewöhnliches und keinen Artikel wert, gebe es nicht weitere Merkwürdigkeiten um eine einzige Recherche.

„A“ war ebenso wie „B“ (der in diesem Artikel auch noch eine Rolle spielen wird) von mir gebeten worden eine „dubiose Unruhe“ im Bundesnachrichtendienst auf den Grund zu gehen, welche ihre Ursachen in den so genannten „Kramer-Offenbarungen“ hat, welche ich schlichtweg für eine geschickte Mischung zwischen Wahrheit und Dichtung halte.

Blicken wir zurück: Der Duisburger Historiker Andreas Kramer behauptete in mehreren Interviews das sein Vater – ein ehemaliger Hauptmann der Bundeswehr – tatsächlich für den BND gearbeitet habe, aber dem damaligen NATO-Oberbefehlshaber direkt unterstand und zusammen mit Köhler jene Bombe baute, welche in München 1980 in einem Papierkorb am Eingang/Ausgang zur Theresienwiese explodierte. 13 Menschen (inklusive Köhler) zerfetzte und über 200 Personen verletzte, teilweise auf Dauer verstümmelte.

Noch bevor über diese Offenbarung in der deutschen Presse auch nur ein Wort zu lesen war, hatte ich aus dem BND die Mitteilung, das wieder einmal eine „braune, stinkende Brühe“ hoch kochen würde. Der „Gesprächspartner“ wollte nicht etwa mich informieren, er wollte von mir wissen, was dran ist an diesen „Kramer-Offenbarungen“.

Diese Frage konnte ich ihm auch nicht beantworten, auch wenn ich persönlich der Meinung bin, das hinter dem Oktoberfestanschlag tatsächlich ein Nachrichtendienst (ND) oder eine „ND ähnliche Organisation“ stand. (Nur nach den deutschen Vorstellungen muss ein ND staatlicher Natur sein.)

Klar war, dass der Vater des Andreas Kramer tatsächlich für die Stay Behind tätig war, unter dem Decknamen „Cello“, wie es Andreas Kramer richtig behauptet hatte.

Doch mir war auch klar, wie Andreas Kramer vermutlich an sein Wissen kam. Sein Vater hatte einen jungen Kollegen in der BND Abteilung 12 C als Verbindungsführer eingearbeitet, wenige Jahre vor seiner Pensionierung und dieser machte Jahre später den Fehler in seinem Buch „Bedingt Dienstbereit“ den tatsächlichen Deck- oder Arbeitsnamen „Cello“ zu verwenden, mit weiteren persönlichen Daten des Hauptmannes, so das ein Insider unschwer erraten konnte, wer „Cello“ ist.

Man muss kein Hellseher sein um zu ahnen, das der alte Kramer bei der Lektüre dieses Buches „an die Decke ging“ und welche Ausdrücke aus dem Vulgär-Deutsch er für seinen Ex-Kollegen Norbert Juretzko (vermutlich) auf den Lippen hatte.

Ich brauchte weder „Bedingt Dienstbereit“ noch die Kramer-Offenbarungen um zu wissen wer „Cello“ ist. (Die Richtigkeit meiner Erinnerung wurde mir zwischenzeitlich mehrfach bestätigt.) Ich weiß allerdings bis heute nicht, ob „Cello“ formal dem BND oder der Bundeswehr angehörte.

(Damit der Leser dies versteht, ein Beispiel: Während des Irak-Krieges fiel der Bundeswehr-Verbindungsoffizier im US-Hauptquartier auf. Dieser hatte den Rang eines Bundeswehroffiziers und trug die Uniform der Bundeswehr, tatsächlich war er BND Mitarbeiter. Im Rahmen seines beruflichen Werdegangs war er vorübergehend bei der Bundeswehr.)

Der Rest konnte sich Andreas Kramer spätestens nach der Lektüre von „Bedingt Dienstbereit“ selbst zusammenreimen. Und er dichtete nach meiner persönlichen Meinung kräftig hinzu. In Bezug auf den Anschlag in Bologna habe ich seine Behauptungen bereits in einem Artikel auf dieser Webseite als „Märchen“ bezeichnet.

Soweit zu den Kramer-Offenbarungen.

An sich war dieses Thema für mich – nach der Artikelserie „Der Sumpf“ auf dieser Webseite – abgeschlossen, nachdem ein Versuch scheiterte einen ehemaligen BND-Mitarbeiter zu einem Interview zu bewegen, obwohl ich gar nichts Vertrauliches von ihm wollte. Ich wollte nur seine privaten Erfahrungen mit „Cello“ hinterfragen, um den Leserinnen und Lesern von Radio Utopie die Person „Cello“ als Menschen näher zu bringen und damit zeigen, das der Sohn „Stuss“ redet.

Während in den Medien die „Kramer-Offenbarungen“ schnell in Vergessenheit gerieten, kochte die Brühe im BND weiter, wenn meine Informationen stimmten, weshalb ich die Personen „A“ und „B“ bat, einmal ihre BND Kontakte zu interviewen, um hinter das Geheimnis der dort von selbst weiter kochenden „Suppe“ zu kommen. Im Klartext: „Ich wollte wissen: Was war der Grund dieser Aufregung?“

„A“ tat mir den Gefallen, suchte einen seiner Kontaktleute auf und fuhr dann weiter ins Ausland.

Auf der Rückfahrt, bei 225 Stundenkilometer, verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug, welches sich mehrfach überschlug und als Totalschaden zum Fall für ein Abschleppunternehmen wurde.

Die Ursache des Unfalls ist mehr als dubios. Von dem 270 Km/h schnellen Wagen war der hintere, rechte Reifen von der Felge gesprungen. Der Wagen erlitt Totalschaden. Der abgesprungene Reifen könnte als Neureifen unschwer verkauft werden und beschäftigt derzeit Unfallexperten. Mit anderen Worten, der abgesprungene Reifen hat keinerlei sichtbaren Defekt.

Wer schon einmal gesehen hat wie ein Reifen auf eine Felge montiert oder demontiert wird, der wird nun ebenso schlucken, wie ich schluckte. Alle von mir befragten Unfallsachverständige schütteln bei vorstehendem Sachverhalt nur ungläubig den Kopf.

Klar doch, nach einem solchen Unfall sind die Nerven sensibilisiert.

Zum Zeitpunkt des Erstellens dieses Artikels nun weilte „A“ in Gerlingen bei Stuttgart. Suchte einen offenen WLAN und fand „BND Überwachungswagen 27“. Glückwunsch an die Besatzung dieses Wagens, der auch noch so dämlich stand, das „A“ keine Mühe hatte ihn zu finden.

Zwei Zufälle? Vielleicht? Es gibt noch „B“ der ebenfalls seine BND Kontakte für mich interviewt hatte. Und dessen dubioses Erlebnis folgt:

Es ist Sonntag, die Sonne scheint, die Tochter mit dem zweijährigen Enkel ist zu Besuch, was liegt näher, als im nahen Stadtpark – leicht bekleidet – einen gemeinsamen Spaziergang zu machen. Kurze Hose, kurzärmliches Hemd, jeder kann sehen, das der Spaziergänger mit zwei Frauen und Kinderwagen kein „Abstandswarngerät“ mit sich führt.

Aus irgend welchen Gründen ist „B“ auf die Idee gekommen sich einen kleinen Notizblock und zwei Kugelschreiber in die Hemdtasche zu stecken. Einer dieser Kugelschreiber ist etwa 13 Zentimeter lang und 2 Zentimeter dick. Hat einen lustigen Werbe-Aufdruck. Leider schreibt dieses blöde Ding nicht. Dafür spritzt es – punktgenau – bis zu sieben Meter weit, eine Pfeffer-Gas-Mischung.

Rein zufällig brechen aus einem Gebüsch zwei Männer mit Baseballschlägern in den Händen, etwa 35 bis 45 Jahre alt. Einer ruft mit verwaschener Stimme, so als wäre er betrunken: „Das muss er sein, den machen wir fertig“ und wie auf Kommando rennen sie gemeinsam, die Baseballschläger schwingend, auf die kleine Spaziergängergruppe zu. Noch glaubt „B“ die Sache mit Worten bereinigen zu können, wohl auch um den Frauen mit Kind einen Vorsprung zu verschaffen, doch als er dem ersten Schlag, welcher nach seinen Angaben eindeutig auf seinen Kopf landen sollte, ausweichen musste, setzte er den „Abstand wahrenden Kugelschreiber“ ein. Der Kleinere der beiden Angreifer hat keine Chance. Der Strahl trifft voll seine Augen. Der Größere trägt eine Baseballmütze – vermutlich um seine Glatze zu verbergen – und eine Sonnenbrille.

Trotzdem zeigt die Pfeffer-Gasmischung auch bei ihm Wirkung, nur mit dem Unterschied: Er kann im Gegensatz zu dem Kleineren noch sehen.

Was nun geschieht ist nicht nur dubios, sondern auch professionell.

Der Größere packt den Kleineren am Genick und verhilft diesem so zur Flucht, nicht ohne zuvor zu brüllen: „Nimm den Schläger mit“. Auf der Flucht verliert er seine Baseballmütze. Er dreht um und holt diese, bevor er seine Flucht fortsetzt. Beide rennen zu einem Brunnen, wohl um sich die Augen auszuwaschen.

Sie lassen ihre Baseballschläger am Brunnen nicht fallen, nein, sie werfen sie in das Wasser, bevor sie dieses selbst benutzen. Auch Sonnenbrille und Mütze werden vor der Wasserspülung erst ins Hemd gesteckt. Beide halten sich nur kurz am Wasser auf. Sie holen ihre Schläger aus dem Wasser und setzen die Flucht fort.

Glückwunsch kann ich da nur sagen. Das ist eine vorbildliche Flucht von kriminaltechnisch gut geschulten Personen die wissen wie man vermeidet das Spurenträger mit Fingerabdrücken und/oder DNA-Spuren zurückbleiben. Eine Flucht von Personen mit einem sehr hohen Maß an Selbstdisziplin.

Dubios!

Eine andere Bewertung der drei Vorfälle wäre gewagt.

Bleiben noch Fragen?

Ich glaube nicht. Deutlicher kann man es nicht machen, das es in einzelnen Bundesbehörden „NSU-Seilschaften“ gibt. Eine Erkenntnis die überdeutlich wird, wenn man weiß, dass der BND an „A“ ein nicht unerhebliches Schmerzensgeld bezahlen musste, weil er ihn illegal überwachte. Der BND Überwachungswagen 27 könnte für den Bundesnachrichtendienst teuer werden, wenn der BND ihn auf „A“ ansetzte, was ich bezweifle. Doch viel wichtiger ist die Frage, was der Grund der Überwachung war. Doch nicht etwa die harmlose Frage:

„Was ist der Grund dieser Aufregung? Dass Andreas Kramer Wahrheit und Dichtung vermischte ist doch unstreitig, oder?“

Oder etwa nicht? Mir persönlich kommen an der eigenen Schlussfolgerung langsam meine Zweifel.

Zur Klarstellung:

Es wird nicht davon ausgegangen das der BND als Bundesbehörde hinter diesen drei dubiosen Vorgängen stecken könnte. Doch wird von der Existenz einer „rechtsradikalen Seilschaft“ ausgegangen, welche wohl auch BND Kontakte hat.

Bei dem Angriff mit den Baseballschläger kann ausgeschlossen werden, das es sich um BND Mitarbeiter handelte. Die Gefahr von „B“ erkannt oder ermittelt zu werden, wäre für BND Mitarbeiter viel zu groß.

Die Gerüchte über die Existenz dieser Seilschaft sind seit dem Oktoberfestanschlag 1980 im Umlauf.

Noch vor wenigen Monate konnte jeder auf bestimmten Webseiten Polizisten in Uniform neben Personen bewundern, die eindeutig einen rechtsradikalen Hintergrund haben.

Bei der NSU wurde eine Namensliste gefunden, darunter die Namen zweier Mitglieder des Bundestages. Von einem dieser Abgeordneten war der Schulweg seiner Enkelkinder im Detail ausspioniert worden. Wer selbst schon einmal Personen observierte, der weiß wie schwer dies ist. Aber Kinder zu überwachen – oh Gott!!! Es ist einfacher einen Paranoiden zu überwachen.

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