Die Rede von Dipl.-Ing. Hans Heydemann , Ingenieure22 für den Kopfbahnhof, auf der heutigen 181. Montagsdemo der Bürgerbewegung gegen das Städtebauprojekt „Stuttgart 21“ (S21).
Was hat ein Hochwasser, wie wir es vor kurzem erlebt haben, mit S21 zu tun? Nun, bei diesem dümmsten Projekt aller Zeiten würden die unter dem Neckar liegenden Tunnelröhren bei starkem Hochwasser vollaufen! Herr Dietrich vom Kommunikationsbüro behauptet zwar, das wäre erst möglich, wenn der Pegelstand 7,50 m übersteigen würde, was jedoch nie vorkommen werde. Was er nicht sagt, ist dass sich dieser Pegel gar nicht auf den Normalwasserstand bezieht, der beträgt nämlich 3,85 m über Grund!
Lang anhaltende ergiebige Regenfälle und daraus folgende verheerende Hochwasser-Ereignisse sind auch hier im Neckarraum in der Vergangenheit immer wieder aufgetreten, etwa die Hochwasser-Katastrophe von 1824, als nach tagelangem Regen der Neckar über die Ufer trat und in Esslingen das Wasser 11 m hoch stand, wie die Chronik berichtet. Auch Cannstatt und Stuttgart waren damals schwer betroffen. Das kann sich auch zukünftig wiederholen.
Der Großraum Stuttgart ist diesmal glimpflich davongekommen, doch auch der Neckar führte bedenklich viel Hochwasser, das mancherorts deutlich über die Ufer gestiegen ist. Wie hoch es diesmal insgesamt war, haben wir nicht herausbekommen; die befragten Ämter und Behörden haben nur widersprüchliche Auskünfte gegeben oder erklärt, nicht zuständig zu sein. Dass die Neckartunnel beim Hochwasser vor 6 Wochen abgesoffen wären, wie von manchem vermutet, kann jedenfalls nicht bestätigt werden. Bei einem noch größeren Hochwasser ist das aber nicht zu vermeiden.
Doch auch ohne Jahrhundert-Hochwasser können die Neckar-Tunnel absaufen, wenn nämlich der Grundwasserstand den BGW überschreitet; und das kommt schon öfter vor. Um dann das Aufschwimmen der Tunneltröge zu verhindern, tritt Wasser über Notflutöffnungen in den Tunnel über und flutet diesen. Das ist im Planfeststellungsbeschluss ausdrücklich so vorgegeben. Natürlich fährt dann kein Zug mehr durch den Tunnel; damit ist aber der Zugverkehr im Tiefbahnhof nachhaltig gestört, und dies für Monate! Denn das Wasser läuft ja nicht von allein wieder aus dem Tunnel heraus, sondern muss abgepumpt werden; das ist erst möglich, wenn der Grundwasserstand wieder genügend weit abgesunken ist – und das kann schon eine Weile dauern.
Dann wird allein das Abpumpen Wochen dauern; denn bedingt durch ihre Tieflage werden beide Tunnelröhren samt Verbindungsbauwerke bis kurz vor den Tiefbahnhof vollaufen, insgesamt etwa 500.000 m³. Die Förderleistung der vorgesehenen Hebeanlage am Tunnel-Tiefpunkt ist nicht angegeben; selbst wenn diese 100 m³/h betragen sollte – was sehr viel wäre – würde es 5.000 Stunden, also 281 Tage dauern, bis die Tunnel wieder leer sind! Anschließend muss alles abtrocknen und vom Schlamm gereinigt werden – bei insgesamt über 12 km Tunnel wird auch das eine Weile dauern.
Sodann muss die gesamte Elektrik und Signaltechnik überprüft und wieder instand gesetzt werden, bevor der Zugverkehr wieder aufgenommen werden kann. Von den verursachten Korrosionsschäden an den Betonwänden und der eisenbahntechnischen Ausrüstung ganz zu schweigen.
Solange muss im Tiefbahnhof ein Notbetrieb gefahren werden, weil die Züge über Unter- bzw. Obertürkheim nicht fahren können und ein Wenden und Rückwärtsherausfahren der Züge wie im Kopfbahnhof üblich im Tunnelbahnhof wegen des überhöhten Gleisgefälles nicht zulässig ist! Auch das steht im Planfeststellungsbeschluss!
Welch ein Schildbürgerstreich, dieses S21!
Oben bleiben!