Kamp Kallak
(Abbildung unter public domain-Lizenz, Autor: Jeltz)
Stählerne Baggerschaufeln gegen Fichtenstämmchen: Baumhausbesetzer in Lappland
Immer mehr Menschen kämpfen weltweit gegen die Zerstörung der Umwelt und ihrer Heimat durch Grosskonzerne. In dem Maße wie die uferlose Rücksichtslosigkeit der Chefetagen zunimmt wächst der Widerstand gegen die Verödung ganzer Landstriche.
Hoch im Norden Europas versuchen schwedische Umweltaktivisten und die einheimische Bevölkerung, die Sami, diesen Frevel zu stoppen – mit Blockaden. Ihre Heimat Lappland ist nicht nur von einer wilden Schönheit sondern auch reich an Bodenschätzen wie Gold, Silber und Uran. Vor allem das Eisenerz ist hier zum grössten Fluch für die Natur geworden.
So wurden Ende Juni schwere Gerätschaften besetzt und ab 1. Juli 2013 die Zufahrtsstrasse zum Bergbaugelände der Kallak-Mine (Gállok in samischer Sprache) der Firma Beowulf Mining, die in diesem Gebiet mit Probebohrungen begonnen hatte, mit Steinen blockiert und mit der Errichtung einer Plattform aus Baumstämmen verbarrikatiert. Oben wurde ein Zelt für die Aktivisten errichtet. Beowulf Mining führt im Auftrag der Firma Jokkmokk Iron Mines AB (JIMAB) Erkundungsarbeiten aus.
Für den Beginn der Arbeiten lag keine staatliche Genehmigung vor. Die schwedische Bergbauinspektion hatte Mitte Juli 2013 eine letzte Warnung an das Unternehmen für seine Missachtung der Rechtsvorschriften in Bezug auf Gewinnung von Bodenschätzen in Schweden ausgesprochen. Beowulf Mining hatte zuvor mit der Exploration begonnen und heimlich anschliessend die Bohrlöcher wieder verfüllt. Die Sami hatten von Anfang an gegen das Projekt interveniert, zudem waren die Unbenklichkeitsüberprüfungen für die Auswirkungen auf die Landschaft nicht abgeschlossen worden. An diesem Standort befinden sich die seit Jahrtausenden genutzten Weiden der Rentierherden der Samen und eine Mine würde hier ihre Rechte und ihr traditionelles Land zerstören.
Anstatt die Genehmigung für die Konzession zu entziehen, zog es der Staat vor, für JIMAB das bunte Protestlager am 30.Juli mit brachialer Gewalt aufzulösen obwohl zuvor mehrere Anzeigen gegen die Bergbaufirma erstattet wurde und auf taube behördliche Ohren stiess.
In dem folgenden Video (Teil 1) wurde der Abriss der Holzstämme mit schweren Gerät und die Verhaftung der Naturschützer dokumentiert, die nach der üblichen Prozedur wieder auf freien Fuss sind.
Am nächsten Tag waren die Demonstranten wieder da. Die Blockade hält unvermindert an.
Ohne die sozialen Netzwerke würden diese Aktivisten isoliert dem Zusammenschluss zwischen Staat und Industrie hilflos gegenüberstehen, denn den schwedischen Medien ist eine Berichterstattung über „quertreibende“ Umweltaktivisten naturgemäss kein Anliegen.
Grosse Empörung rief das Foto eines Polizisten hervor, der auf der Flagge der Sami herumtrampelt und somit seine Verachtung für das Anliegen der Menschen vor Ort zeigt.
Die von den Anwesenden gefilmten und verbreiteten Fotos und Videos, Botschaften auf Twitter (tag # Kallak oder auf Facebook (Kamp Kallak – Gállok) erregen in zunehmenden Maße die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Auf der angegeben Facebookseite der Aktivisten, die am 12.Juli 2013 erstellt wurde, sind viele Informationen zu finden, Videos mit Musikern und weiteres mehr – besonders schön sind die Songs, live aufgenommen vor Ort:
Låt nummer två från Gállokblockaden
In Deutschland sei hier an dieser Stelle stellvertretend für alle anderen Widerstände der Einsatz von Menschen gewürdigt, die den Hambacher Forst vor dem Verschwinden in der Tagebaugrube des Energiekonzerns RWE mit ähnlichen Aktionen verteidigen (Infos auf der Website Hambacher Forst).
Zum grössten Symbol der Ausdauer in Deutschland ist die Beharrlichkeit der Stuttgarter geworden: Drei Jahre Mahnwache gegen Stuttgart 21 – Tag und Nacht
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Angehörige verschiedener Stämme besetzten mit Pfeil und Bogen bewaffnet die Zentrale auf der Baustelle eines Wasserkraftwerkes am Rio Aripuanã , 976 km nordwestlich von Cuiabá im Bundesstaat Mato Grosso do Sul und nahmen zweihundertachzig dort beschäftigte Arbeitnehmer als Geiseln, die sie am gleichen Tag wieder freiliessen im Austausch gegen fünf leitende Angestellte des Wasserprojektes und begannen mit Verhandlungen zu Entschädigungszahlungen wegen dem Bau des Wasserkraftwerkes AHE Dardanelos.
Quelle: http://kolonierna.wordpress.com/2013/07/31/the-gallok-struggle-english-text-about-kallak/