Was immer noch in Ägypten passieren muss

Am Tage des Militärputsches, am 3. Juli, beschrieb ich, was in Ägypten passieren wird. Es ist dabei zu passieren. Am 9. Juli später beschrieb ich, was passieren muss, damit sich die Verfassung Ägyptens verbessert. Es muss erstmal eine haben. Es muss eine haben, die es selbst wählt.

Das ist nicht passiert. Stattdessen gibt es ein Blutbad nach dem anderen. Genau das, ein Blutbad nach dem anderen, wird, so befürchte ich, wieder und wieder und wieder und wieder passieren, solange, bis die Ägypter ihre eigene verfassungsgebende Versammlung wählen können.

Ein paar Worte noch.

Die Weltöffentlichkeit gibt es nicht. Dabei zählen nicht die „einzelnen Teile“, die Menschen, es zählt die Summe. Die Summe „Weltöffentlichkeit“ ist sabbernder, sadistischer, voyeuristischer Zombie, ein Konsument, ein Kunde, der immer weiter macht mit nichts außer zu fressen was ihm vorgeworfen wird.

Eine „säkulare“ Linke, demokratische, liberale, progressive, sozialistische, sozialdemokratische Organisationen, wie Gewerkschaften oder Parteien, gibt es nicht. Es gibt sie nicht in Ägypten. Es gibt sie nicht in Deutschland. Es gibt sie nirgendwo (ich muss hinzufügen: zumindest nicht im direkten U.S.-Einflussbereich).  Auch hier zählt die Summe, das Ergebnis. Geschwätz ist irrelevant.

Es gibt Herrscher. Die haben die Waffen, die haben die Macht, die haben den Vorsitz, die haben was auch immer sie für ihre Herrschaft benötigen. Es gibt Kapitalisten. Die haben das Kapital, die haben den Reichtum, den Besitz den sie nicht benötigen, aber haben.

Es gibt Menschen, die Herrscher und Kapitalisten, ja dem Kapital selbst gehorchen. Das sind Untertanen. Und es gibt Menschen, die keine Untertanen sein wollen. Diese aber werden meistens selbst Herrscher, kleine oder große, und damit doch wieder Untertanen, Diener, denn es gibt immer noch einen größeren Herrscher. Aber wenigstens haben sie einen, den sie quälen, ausbeuten, ermorden und martern können: den Untertanen unter ihnen. Das Volk.

Kein Mensch fragt in Ägypten nach der Rolle der Banken und der Spione. Dabei müssten deren Rolle in den letzten Jahren ein, zwei Milliarden Schwachköpfe begriffen haben. Haben sie aber nicht. Sonst gäbe es eine einzige öffentliche Frage nach der Rolle der Banken und Spione. Diese einzige Frage aber gibt es nicht. Warum, habe ich oben erklärt.

Die Welt ist, zum größten Teil, unter Kontrolle oder Einfluss eines Imperiums und der Tentakel, die sich daraus entwickelt haben und sich um die Welt spannen. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben kein eigenes Interesse, das würde eine gemeinsame Entwicklung dieser Interessen voraussetzen, was nicht stattfindet. Die Herrscher über die Vereinigten Staaten von Amerika aber – effektiv ein paar Dutzend Familien, ein paar Banken, Kartelle, Monopole, Händler und ihre Kammern, sowie der bewaffnete Apparat – haben das Interesse, es zu bleiben. Das ist in den U.S.A. nicht anders als in Ägypten, oder Deutschland. Das ist bei keinem staatlichen Gebilde (oder mutierendem Golem wie der „Europäischen Union“) anders das der „Westen“ nach dem Bilde seines Gottes in den letzten zweitausend Jahren erschuf:

dem Römischen Imperium.

Wir leben im Zeitalter eines Imperialismus, den die Welt schon immer, aber die Weltöffentlichkeit noch nie gesehen hat. Wir leben in einem Wahnsinn, dem die Menschen verfallen sind, ohne es zu begreifen. Wir leben in einer Welt des Menschen, die dieser selbst geschaffen hat, weil er nichts und alles schafft, keinen Gedanken von Fortschritt, keine Idee der Gerechtigkeit, keine Fairness, keinen Sinn und Verstand, aber jeden materiellen Wert der Welt durch seine Sklavenarbeit, auf welcher Ebene auch immer. Auch hier zählt die „Summe“. Das Ergebnis.

Nur das Ergebnis zählt. Und ein Ergebnis des Imperialismus sieht zwar nicht die Weltöffentlichkeit, aber die Welt in Ägypten.

Artikel aktualisiert 16.05 Uhr

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