Letztlich sind die großen „Sozialen Netzwerke“ des World Wide Web im Internet, wie Facebook oder Twitter, wenig sozial. Es sind Informationsmärkte, in denen Milliarden von Menschen jede Minute eine Unmenge an Informationen verschenken, darunter alle ihre eingegebenen vermeintlich persönlichen Daten an Spione von Staaten und Konzerne, aber eben auch ihre tatsächlich zur Veröffentlichung eingegebenen Inhalte an alle anderen Teilnehmer des Netzwerks bzw an alle anderen Internet-Nutzer.
Für die Staatsorgane, Konzerne und Spione sind diese „social networks“ ein für sie kostenfreies Geschenk und faktisch ein Schaufenster in die Seelen der Untertanen a.k.a. Kunden. Im besten Falle stellen diese Informationsmärkte dennoch einen Informationsaustausch dar, der Menschen immateriell bereichert und zur persönlichen oder / und politischen Willensbildung der jeweiligen Bürgerinnen und Bürger und damit insgesamt zur Manifestation einer relevanten Öffentlichen Meinung beiträgt.
Dabei bedeutet auch hier Komplexität Auslese. Selbst unabhängig von populären oder nichtpopulären Meinungsäußerungen lassen allerlei vermeintlich oder tatsächlich notwendigen fachspezifischen Kenntnisse und Tricks, sowie unausgesprochene Vorteile für Mitglieder mit Insiderwissen, Informationsvorsprünge, usw, im jeweiligen Informationsmarkt schnell Hierarchien und Privilegien wachsen.
Diesbezüglich ist homment.com unbestreitbar das bisher sozialste Netzwerk des WWW im Internet. Zugang und Teilhabe ist denkbar einfach. Jeder Besucher kann sofort einen Textinhalt erstellen und veröffentlichen – auch ohne Anmeldung. Jeder und jede entscheidet selbst über seinen angegebenen Autorennamen, oder ob der Text überhaupt öffentlich zugänglich sein soll. Sogar die „Lebensdauer“ des eingegebenen Textes können die Teilnehmer angeben, Beiträge können nachträglich geändert werden.
Die gesamte Struktur von homment.com ist sehr schlicht gehalten. Es gibt die Rubrik „popular“, „latest“ und eine kurze Selbstbeschreibung, das war´s. Erfinder und Betreiber von homment.com ist Michael Mross (mmnews.de).
Wie in jedem allgemeinen Informationsmarkt kommt es hinsichtlich der Informationen natürlich auf die Anbieter, nicht den Markt an. Vorabprüfungen von Inhalten gibt es bei homment.com genauso wenig wie bei Twitter oder Facebook. Gelöscht wird Kriminelles, wie überall. Homment.com warnt insbesondere vor „Gewaltverherrlichung, Rassismus, Schmähung und Urheberrechtsverletzungen.“
Im Netz hat Homment.com bereits den berühmten größten Unterschied (nicht nur) im virtuellen Universum geschafft: den zwischen „nichts“ und „ein bisschen“. Und das offenkundig ohne Techniker mit rudimentärstem Verständnis wie das funktioniert. Durch fehlenden nofollow tag auf ausgehende Links ergibt sich für homment.com ein desaströser Pagerank von Null. Null. Da die Seite nicht via https aufrufbar ist, gehen zudem alle eingegeben Daten als Postkarte durchs Netz. Für „Soziale Netzwerke“, gerade wenn sie mal nicht Durchreiche von Geheimdiensten und Konzernen spielen (könnten), ein Unding. Und wie kann es sein, dass im Quelltext von homment.com nicht einmal eine description zu finden ist?
Was das berüchtigte „standing“ im Netz angeht – nicht nur bei IT-Fetischisten, Internet-Adel und Privilegierten – muss homment.com also noch schwer nachlegen; auch was Mindeststandards der Suchmaschinenoptimierung und Verschlüsselung seiner Nutzerinnen und Nutzer angeht.
Ansonsten ist homment durchaus der vielversprechende Anfang eines nicht in den U.S.A. basierten und nicht von staatlichen oder kommerziellen Spionen kontrollierten Informationsmarktes. Für diese Bananenrepublik ist das schon viel.