Der Nobelpreis für die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW): eine Untersuchung beider Organisationen

John Y. Jones von Networkers SouthNorth sagte heute: „Wenn Sie der Ansicht sind, dass 500 Bürokraten den Friedensnobelpreis dafür verdienen, dass sie ihre Arbeit ordentlich verrichten, dann liegen Sie auf der selben Linie wie das norwegische Friedenspreiskomitee und sein Vorsitzender Torbjorn Jagland. Der Friedensnobelpreis 2013 für OPCW ist allerdings ein Preis, der offene Türen einrennt. Niemand ist gegen die Idee einer chemiewaffenfreien Welt. Nur ein paar Supermächte machen noch immer nicht weiter. Leider wird sie dieses Ereignis nicht herausfordern.“

Siehe: „UNO-Chef verlangt volle chemische Abrüstung bis 2018,“ wo es gleich schon heisst: „Die Vereinigten Staaten von Amerika haben derzeit vor, die Vernichtung ihrer Bestände an chemischen Waffen bis 2023 zu schaffen.“

Jones fügt hinzu: „Der Kampf gegen die scheusslichen Leben und Ressourcen zerstörenden Megakriege in Irak, Libyen und Afghanistan liegt anscheinend weit ausserhalb des Radars des Nobelkomitees.“

Fredrik Heffermehl, Autor von „Der Friedensnobelpreis: was Nobel wirklich wollte,“ sagte heute: „Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen soll den Friedensnobelpreis 2013 bekommen. Das ist ein halbherziger Schritt in die richtige Richtung. Das Nobelkomitee hat recht mit der Behauptung, dass Abrüstung in Nobels Testament einen hohen Stellenwert einnimmt, aber warum verschweigt es immer, dass das, was Nobel unterstützen wollte, ein großer Plan ist, wie ein haltbarer Frieden geschaffen werden kann? Nobels Vision war nicht nur die Abschaffung von bestimmten Waffen, etwa der chemischen, sondern von allen Waffen in allen Ländern. Entmilitarisierung der internationalen Beziehungen – den Krieg nicht nur zivilisieren, sondern abschaffen.“

Richard Silverstein hat zu Sicherheit und anderen Themen für eine Reihe von Medien geschrieben und bloggt auf Tikun Olam. Er sagte heute: „Nach der ungerechtfertigten Verleihung an Barack Obama, und jetzt an die OPCW, hat das Nobelkomitee seine zunehmende Bedeutungslosigkeit erwiesen, da es nicht jemanden wie Chelsea Manning oder Edward Snowden gewählt hat. Es scheint sich aus Kontroversen heraushalten zu wollen, aber wie könnte man anders wirklich in Richtung Frieden vorstossen?“

Silverstein schrieb vor kurzem den Artikel „Chemische Waffen und moralische Scheinheiligkeit,“ in dem es heisst: „Die Vereinigten Staaten von Amerika und Russland haben beide Chemiewaffenprogramme. … Viele Analysten glauben, dass Syrien und Ägypten ihren eigenen Umgang mit Chemiewaffen entwickelt haben als eine Art Versicherung und Abschreckung gegen Israels Bestände an Atomwaffen.“

George Monbiot schrieb 2002 zwei Artikel darüber, wie die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika Jose Bustani, den damaligen Leiter der OCPW, aufgrund seiner Bemühungen, angebliche chemische Waffen im Irak zu inspizieren und dadurch den Krieg zu verhindern, aus seinem Amt drängte. Es hiess damals in einer Veröffentlichung des IPA: „‚Putsch’ in der Chemiewaffenagentur?“ Später kamen weitere Enthüllungen heraus, siehe etwa 2005 bei AP: „Es heisst, dass Bolton unrechtmässige Entlassung orchestriert hat.“ Bustani bekam später in einem Gerichtsverfahren Recht gegenüber der OPCE.

Stephen Zunes, Professor für Politikwissenschaft und Vorsitzender der Mittelost-Studien an der Universität von San Francisco, schrieb den Artikel „Die Vereinigten Staaten von Amerika und Chemiewaffen: kein Bein, auf dem man stehen kann.“

Er sagte heute: „Unter der Bush-Administration wurde die Leitung der OPCW angegriffen und untergraben, weil sie es wagte, für die Bestimmung der Existenz dieser gefährlichen Arsenale Inspektionen zu benutzen statt unbestätigte Behauptungen, und friedliche Mittel statt Krieg forderte, um diese zu eliminieren.“ In den fünf Jahren der unermüdlichen Führung Jose Bustanis, eines brasilianischen Diplomaten, stieg die Anzahl der Signatarstaaten von 87 auf 145 Länder, die schnellste Wachstumsrate einer internationalen Organisation in den letzten Jahrzehnten, und seine Inspektoren überwachten die Vernichtung von zwei Millionen Chemiewaffen, die zwei Drittel der Chemiewaffenbestände der Welt ausmachten. Da er aber darauf bestand, dass die OPCW auch die Chemiewaffenbestände der Vereinigten Staaten von Amerika mit demselben Nachdruck inspizierte wie die anderer Länder, und weil seine Bemühungen, Saddam Husseins Irak dazuzubringen, der Chemiewaffenkonvention beizutreten und seine Bestände für unangemeldete Inspektionen zu öffnen, die Behauptungen der Vereinigten Staaten von Amerika untergraben hätten, dass der Irak noch immer deren Entwicklung betrieb, erzwang die Bush-Administration erfolgreich seine Entfernung …

„Die auf ihn folgende OPCW-Führung war viel schwächer und unwilliger, die Vorrechte grosser Mächte in Frage zu stellen, was sich jetzt an der Tatsache zeigt, dass sie zur Zeit dabei sind, das syrische Chemiewaffen-Arsenal zu eliminieren, während die gewaltigen Bestände der Alliierten der Vereinigten Staaten von Amerika, Israel und Ägypten, unangetastet bleiben. Immerhin machte die Tatsache, dass die OPCW existiert, es möglich, den Angriff der Vereinigten Staaten von Amerika gegen Syrien zu verhindern und damit die wahrscheinlich katastrophalen Konsequenzen, die daraus entstanden wären.“

Orginalartikel „Nobel Prize for OPCW: Examining Both Organizations“ vom 11. Oktober 2013

http://antikrieg.com/aktuell/2013_10_12_dernobelpreis.htm