Degeneration einer Gesellschaft unter dem Kapitalismus am Beispiel des Kaiserreichs Japan
Ich habe hier einmal, ohne große Recherche, zwei Filmdokumentationen zum gesellschaftlichen Verfall im Kaiserreich Japan heraus gesucht. Kurz gesagt umschreiben sie
1. die Situation von Unterprivilegierten in Armut bei gleichzeitiger extremer Ausbeutung. Dummbeutel-Begriff für informationsindustrielle Schwätzer: „Freeters.“
2. den psychischen Widerstand von meist jungen Menschen gegen
2.1. täglich eingeforderte Unterwerfung unter die Autoritäten
2.2. die mitleidlose Hackordnung der hierarchischen Gesellschaft
2.3. menschenfeindlichen Konformismus
2.4 alltägliche Selbstverleugnung, Heuchelei und den erzwungenen Verrat an allem wie man ist und was will.
In letzter Konsequenz äußert sich dieser innere Widerstand im Rückzug aus allem was man verabscheut, also aus allem, am Ende in ein Zimmer was man nicht mehr verlässt. Da das einfache Existieren ohne täglichen Reproduktionszwang durch Verkauf der eigenen Arbeitskraft im Kapitalismus praktisch unmöglich oder nur auf äußerst geringem Niveau möglich ist, kommen die „Hikikomori“ (die Zurückgezogenen) meist aus der Mittelschicht.
Beide gesellschaftlichen „Phänomene“ haben vieles gemeinsam:
– die kapitalistische Presse schreibt darüber nur Dreck, wie sollte es auch anders sein, schließlich ist sie Teil des Verabscheuten und des Problems
– die Akademiker schreiben darüber nur Dreck, wie sollte es auch anders sein, schließlich sind sie Teil des Verabscheuten und des Problems
– die „Parteien“, usw..
– beide „Phänomene“ der sogenannten „Freeters“ und „Hikikomori“ sind Ausdruck der Selbstzerstörung nicht von Individuen, sondern der Gesellschaft, die aufhört als solche überhaupt zu existieren und deren Definition faktisch auf die numerische Summe einzelner auf Egoismus und Selbstsucht programmierter Konsumroboter zusteuert, was exakt dem Ideal („Equillibrium“) der seit den 50er Jahren von Wissenschaftlern, Feudalisten und Psychologen entwickelten Spieltheorien entspricht (Doku dazu Teil I, II, III). Dementsprechend ist für die kapitalistische Verwertungsindustrie und entsprechenden Funktionsträger in der sogenannten „Politik“ hinsichtlich der unter den Kategorien „Freeters“ und „Hikikomori“ erfassten gesellschaftlichen Verfallserscheinungen primär die Tatsache bedenklich, dass mehr und mehr Menschen – beginnend in der Jugend – aufhören sexuell aktiv zu sein und so der Bestand des „Humankapitals“, a.k.a. Produktionskräfte, Diener, Schwatzdrohnen, etc, usw, in Gefahr gerät (hier ein aktueller Bericht des „Guardian“ dazu). Dass die Degeneration einer Gesellschaft unter dem Wirtschafts-, Finanz- und letztlich Staats- und Parteiensystem des Kapitalismus mit diesem zusammenhängen könnte, ist de facto publizistisches, politisches und öffentliches Tabu. Wie man sieht, nur für die Protagonisten dieser Degeneration.
Wer sich jetzt die Situation in der Republik Deutschland ansieht, wird Unterschiede feststellen. Viele sind es nicht mehr. Die es noch gibt, verdanken wir Leuten wie mir und der Mannschaft von Radio Utopie und dem Grundgesetz.
ursprüngliche Quellen ersetzt am 30.01.2015