Im Jahr 2010 schockierte die Veröffentlichung von Dokumenten über Kriegsverbrechen der U.S.-Armee im Irakkrieg auf WikiLeaks die Öffentlichkeit.
Vor allem das Video „Collateral Murder“ erregte Entsetzen durch die kalte berechnende Grausamkeit der Mannschaft des Helikopters mit dem Abschlachten von Menschen (Mitschrift des Funkverkehrs), die für alle offenbart wurde. WikiLeaks, zuvor nur in den unabhängigen Medien zitiert, wurde schlagartig durch diese Enthüllungen einer breiten Masse bekannt und konnte nicht mehr verschwiegen werden. Bald darauf setzte die Verfolgung des Mannes ein, der die Dateien an die Enthüllungsplattform von Julian Assange (391832 US-Reports des Irak-Krieges online auf Wikileaks) geschickt hatte: der Sicherheitsanalyst der U.S.-Armee, Bradley Manning.
Nachdem Manning nicht vor ein ziviles Gericht gestellt wurde sondern jahrelang in militärischer Untersuchungshaft wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit mit der Weitergabe klassifizierter Dokumente auf einen Prozess vor einem Militärgericht meist in Isolationshaft wartend verbringen musste, setzte weltweit eine aufsehenerregende starke Protestbewegung der Solidarität mit dem Inhaftierten ein.
Im vergangenen Jahr wurde Manning von einem Kriegsgericht zu fünfunddreissig Jahren Haft verurteilt. Sicher nicht zufällig wurde in niederer Absicht zeitgleich sein Wunsch bekannt gegeben, sein weiteres Leben als Frau zu verbringen, was medial ausgewalzt wurde und an die Adresse der zahlreichen intoleranten Personen der Gesellschaft gerichtet war um weiteres Interesse und Empörung zu diesem Fall zu vermindern.
Doch nicht aus diesem Grund wurde es still um den Gefangenen in Leavenworth. Nach einer Verurteilung wird es meist ruhig um die Aktivisten bis auf einen kleinen Kreis von Unterstützern und Freunden, die sich für eine Entlassung oder Minderung des Strafmasses einsetzen. Chelsea Manning teilt dieses Schicksal mit weiteren Personen, die für ihren Einsatz jahrelange Haftstrafen verbüssen müsssen.
In Kreisen der Bürgerrechtsbewegung sind Menschen wie Manning weiterhin für ihren Mut längst zum Synomym für den Einsatz für eine gerechte Gesellschaft geworden. So geht der jedes Jahr von der Sam Adams Associates for Integrity in Intelligence (SAAII) ausgelobte Whistleblower-Preis der Oxford Union dieses Jahr an Chelsea Manning, der auch für den Friedensnobelpreis nominiert wurde. Die Preisverleihung findet am 19.Februar 2014 in Abwesenheit des Preisträgers statt. Damit reiht sich Manning in die traurige Tradition der vorherigen Empfänger des Sam Adams-Preises ein, nicht persönlich an der Feier teilnehmen zu können. Ein Zeichen des Zustandes unserer demokratischen Gesellschaft, in denen die Regierungen Menschen hinter Gitter bringen, die verantwortungsbewusst Menschenrechtsverletzungen aufdecken.
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Sam Adams war von 1963 bis 1973 C.I.A-Agent. In Vietnam analysierte Adams 1967 die Truppenstärke der nordvietnamesischen Armee, die von der C.I.A und der US-Armee vertuscht und die Anzahl mit nur der Hälfte angegeben wurde um mit dieser Täuschung den massiven Widerstand der eigenen Bevölkerung und die Bedenken der politischen Entscheidungsträger gegen den Vietnamkrieg zu brechen.
Adams reagierte mit einem internen Memorandum gegen diese Lügen und verliess ein paar Jahre später desillusioniert und frustriert die Geheimdienstorganisation und vergrub seine Aufzeichnungen im Wald. 1973 suchte er nach seinem Ausscheiden aus dem Spionageapparat die Unterstützung anderer Geheimdienste, um die Tatsachen zu beweisen.
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