Nur „Flurschaden“ in der Eifel: Tornado-Absturz bei Atomwaffen-Luftstützpunkt Büchel
Das Amtsgericht Koblenz hatte im letzten Sommer gegen den langjährigen Aktivisten Hermann Theisen wegen der Organisation einer friedlichen Sitzblockade auf der Zugangsstrasse zum Fliegerhorst in Büchel/Cochem in Rheinland-Pfalz einen Strafbefehl in Höhe von 600 Euro erlassen. Die Blockade würde einen Verkehrsstau verursachen, so die Begründung.
Am 12.August 2013 hatten sich Friedensaktivsten unter internationaler Beteiligung mit der Kampagne „atomwaffenfrei.jetzt“ vor dem Atomwaffen-Stützpunkt Büchel versammelt und alle Strassen für vierundzwanzig Stunden versperrt, um gegen die immer noch nicht entsorgten Bestände der U.S.-Atomsprengköpfe aufmerksam zu machen.
Fünf Monate später gibt ihnen die Realität erneut recht: am Donnerstag, den 16.Januar 2014 stürzte nach 21 Uhr ein Bundeswehr-Tornado nach Beendigung eines Übungsmanövers, das unter Beteiligung mehrerer Flugzeuge des Taktischen Luftwaffengeschwader 33 in Büchel durchgeführt wurde, auf dem Rückweg beim Landeanflug fünf Kilometer vor dem Ziel unmittelbar neben der Autobahn 48 bei dem Rastplatz Maria Martental und wenige hundert Meter der nächstliegenden Wohnhäuser ab. Die Autobahn, auf der Teile des Kampfjets lagen, wurde bis zum nächsten Morgen in beiden Richtungen voll gesperrt. „Die Absturzstelle befindet sich in unbewohntem Gebiet, es entstand Flurschaden“, heisst dazu die knapp gehaltene Mitteilung auf der Website der Bundeswehr. An Bord hätte sich keine Munition befunden.
Zum Glück gab es bei diesem Absturz keine Toten oder Verletzten und Bomben – nach Angaben des Militärs – an Bord. Auf den Fotos in der Presse ist zu sehen, dass die Umgebung in Brand geriet. Das gesamte Gebiet wurde vom Militär und der Polizei abgesperrt und zum militärischer Sicherheitsbereich erklärt – ausser den zivilen Mitarbeitern und der Polizei gesichert durch bis zu neunzig Soldaten mit Helmen, schusssicheren Westen und Schnellfeuergewehren sowie dreissig zusätzlich aus Bonn hinzugezogenen Feldjägern als würde man sich in feindlichem Kampfgebiet befinden.
Ein Feldjäger drohte mit der Hand an seiner Waffe einem Redakteur der Rhein-Zeitung zu verschwinden und befahl den Polizisten, die Speicherkarten der Kameras zu beschlagnahmen, was diese ablehnten.
Kevin Rühle von der Rhein-Zeitung schrieb dazu am 18.Januar einen gepfefferten Kommentar.
Vor zwei Jahren stürzte ein Kampfjet Thunderbolt der 3rd Air Force der amerikanischen Luftstreitkräfte von der Staffel des Luftwaffenstützpunkts Spangdahlem in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten ab (01.04.2011 US-Kampfjet mit möglicherweise uranhaltiger Munition zerschellt neben Eifeldorf Laufeld – Unglücksstelle US-militärisches Sperrgebiet).
Eine Auflistung von Abstürzen von Militärmaschinen der vergangenen Jahre wurde aus diesem Anlass in „Immer wieder Abstürze von Kampfjets aus der Eifel: Eine Chronologie“ auf „Trierischer Volksfreund“ zusammengestellt.
Der neuerliche Vorfall zeigt, dass die Forderung der Bevölkerung nach Schliessung von Luftwaffenstützpunkten in den dicht besiedelten Gebieten Deutschlands nicht mehr von der Politik weggewischt werden können, denn die Flüge werden unter der Grossen Koalition zunehmen. Die aktuellen Diskussionen der Regierung, unterstützt von Frank-Walter Steinmeier (der im Jahr 2008 den israelischen Angriffskrieg auf Gaza befürwortete), sich mit kriegerischen Mitteln zur Lösung von Konflikten in Afrika wie Mali oder Zentralafrika mit Hilfe von Soldaten, Transportflugzeugen und Luftbetankung einzumischen, benötigen eine starke Opposition zur weltweiten Abrüstung.
Deutschland zieht das Gegenteil vor, nicht zuletzt durch eine fehlende echte Gegenbewegung in der Politik in diesem Land ermuntert. Die Bevölkerung lehnt jedoch in der breiten Masse den Kampfeinsatz der Bundeswehr im Ausland ab.