Chilenischer Künstler klaut und verbrennt Schuldscheine der Studenten im Wert von 500 Millionen U.S.-Dollar
Ein Feuerwerk der Extraklasse für die Unbegüterten – Kunst in Aktion: Die Vernichtung von Schuldtiteln von Studiengebühren von mehr als tausend Studenten
Seit über drei Jahren, seit der „Reform des Hochschulsystems“ im Jahr 2011, reissen die Proteste der Studenten in Chile gegen die Privatisierung der Bildungseinrichtungen nicht ab. Die Demonstrationen wurden oft brutal von Polizei und Sicherheitskräften aufgelöst.
Die meisten jungen Menschen in dem Land kommen aus ärmeren Verhältnissen und ohne die Aufnahme teurer Kredite für die hohen Studiengebühren bleibt ihnen das kostenpflichtige Studium an den Hochschulen versperrt.
In ihrem Wahlkampfprogramm versprach die neu gewählte Präsidentin Chiles, Michelle Bachelet, umfassende Änderungen der Reform durchzuführen. Nach zwei Monaten gehen wieder Zehntausende von Studenten auf die Strasse und fordern das Einhalten der Wahlversprechungen, sich für niedrigere Hürden und freieren, gleichberechtigten Zugang für Bildung im Land einzusetzen.
Nun hat sich der Künstler und Aktivist Francisco Tapia, der unter dem Künstlernamen „Papas Fritas“ bekannt ist, in einer äusserst radikalen Form mit einer Aktion eingemischt, die er als Kunstwerk und Akt der Nächstenliebe bezeichnete.
„Papas Fritas“ bekannte sich als Urheber der entwendeten Einzelverträge der Kredite zwischen der Universität Universidad del Mar und den Studenten in Gesamthöhe von umgerechnet einer halben Milliarde U.S.-Dollar und ihre Vernichtung durch Feuer in einem Video, das er am 12. Mai in sozialen Netzwerken verteilte.
„Es ist vorbei. Es ist beendet. Ihr braucht keinen einzigen Peso mehr bezahlen. Wir haben unsere Furcht verloren, unsere Furcht, als Kriminelle abgestempelt zu werden weil wir arm sind. Ich bin genau wie ihr, lebe ein beschissenes Leben. Und ich lebe es Tag für Tag. Das ist mein Akt der Liebe für euch.“
Während eines Studentenprotestes und der Besetzung des Campus gelang es Tapia, die Papiere der Schuldverschreibungen der Studenten in der Universität Universidad del Mar zu entwenden und zu verbrennen. Die Universität, an der über 7000 Studenten eingeschrieben waren, wurde im vergangenen Jahr wegen finanzieller Unregelmässigkeiten geschlossen. Die Studenten mussten Studienplätze an anderen Hochschulen finden, während die Behörden der profitorientierten Universität del Mar weiterhin die Schulden eintreibt. Nach Ansicht von Rechtsexperten haben die Verträge keinen Anspruch auf Gültigkeit, da sie auf illegale und betrügerische Weise von der korrupten Schulbehörde zustande kamen.
Die Asche der verbrannten Dokumente wurde später von der Polizei beschlagnahmt, nachdem sie in einer Ausstellung im Zentrum Centro Cultural Gabriela Mistral (GAM) als Kunstwerk gezeigt wurde. Der Akt der Solidarität ist auf diesem Bild zu sehen.
Ein ausführlicher Bericht in spanischer Sprache zu der Aktion und dem Künstler auf El Mostratur:
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