Shangri-la-Dialog: zum Auftakt verschwindet ein Öltanker, wer hätte das erwartet?
Die ungewohnte Stille auf dem Meer im Vorfeld des 13. Shangri-la-Dialogs, der am 30. Mai 2014 in Singapur eröffnet wurde, war schon beunruhigend. Irgendwie hat etwas ganz Wichtiges, etwas Vertrautes, gefehlt. Aber zum Glück wurden wir schnell erlöst. Es ist wieder da, das ewig gleichgeschaltete Geschnattere dank der Entenpost.
Die Piraten-Tanker-Nummer – eine Meldung, die bei Menschen mit klarem Verstand nur den Bruchteil eine Sekunde auf Spott stösst und sofort als unbedeutende Nebensächlichkeit beiseite gefegt ist. Da Lachen gesund ist und verbindet, lassen wir für eine Minute unsere Leser teilnehmen, begeben uns in den niederen Morast des Mainstream und erteilen der vergeblichen Liebesmühe der kommerziellen Redaktionsräume eine blamable Abfuhr, die sich ihr Abgetippe von den Spionagediensten (die von ihrem abgestumpften Niveau auf das gleiche des Restes der Welt schliessen) an den Hut stecken können. Wo liegt der Wert des öffentlichen Interesses, dass alle deutschen und internationalen Zeitungen unisono eine Schlagzeilenmeldung übernehmen, wenn vier Tage lang eine technische Funkstörung bei einem Frachter vorkommt und sofort unbewiesene Piratengerüchte ausstreuen?
Entführt, auf dem Weg von Singapur nach Indonesien, so glaubt man. Das vermuten die Experten der Pirateriemeldestelle der Internationalen Handelskammern (ICC) in Kuala Lumpur. Seit dem 27. Mai hat der thailändische Ölkoloss „M.T. Orapin 4“ das Kommunizieren mit dem Schiffseigner, der Thai International Tankers Group eingestellt. Wie hoch mag wohl die Belohnung für diese Mitteilung sein? Sicher nicht knausrig, denn es geht um „alles oder nichts“ beim Gebalge um die vordersten Plätze in den süd-, südöstlichen asiatischen Gewässern. Die Thai International Tankers Group mit Sitz in Bangkok taucht weder mit einem Eintrag in der englischen oder deutschen Wikipedia auf noch pflegt das auf elektronischem Wege internationl agierende Unternehmen eine Facebook-Seite in lateinischen Lettern.
Das Militär der U.S.A. hat bekannter Weise vor, in den asiatisch-pazifischen Raum auszuwandern, im Huckepack die befreundeten europäischen „Spitzenarmeen“, um mit der Axt eine Schneise zu schlagen, eine Achse sozusagen.
In Singapur treten sich sämtliche höchstrangige Verteidigungs- und Sicherheitsvordenker aus aller Herrenländer beim Regierungsgipfel auf die Füsse. Minister und Armeechefs aus den Commonwealth-Provinzen Australien, Neuseeland, Kanada und ihr Haupt, das Königreich Grossbritannien, aus ihren Vasallenstaaten Indien, Brunei, Burma, Kambodscha, Indonesien, den Philippinen, Ost-Timor, Laos, Vietnam, Thailand, Sri Lanka, der Republik Korea, Chile, Pakistan, Mongolei, Singapur, Malaysia sowie die ehemaligen Kolonialmächte Russland, China, Deutschland, Frankreich und das Königreich Schweden. Über all dem wachen die Argusaugen des selbstermächtigten Weltbeherrschers, die United States.
Da stehen nun die Magnaten der Kanonen mit ihrem Tross in traulicher Runde am Singapurer Nobel-Bankett und schmieden Allianzen, feilschen um Stützpunkte und Einfluss. In Konfliktsituationen aktivieren sie ihre Soldaten, drohen mit Überflügen ihrer Kampfbomber, kapern sich gegenseitig die Fischerboote oder schiessen Warnschüsse aufeinander.
Japan möchte mitmischen und versucht dafür seit geraumer Zeit die Verfassung zu ändern, als Grund werden Einsätze zur Katastrophenhilfe herangezogen, wobei die Regierung nicht allzu falsch liegt: jeder Kriegseinsatz ist für die Ausführenden und die Betroffenen eine tatsächliche humanitäre Katastrophe.
Nach dem „Kongress“ wird der „vermisste“ Öltanker „M.T. Orapin 4“ wieder auftauchen.
Das verschwundene Flugzeug aus Malaysia wird als Motiv ebenso während des Shangri-La-Treffens missbraucht werden. Das Hüh und Hott der Widersprüche der vergangenen Wochen gab bis heute Anlass genug, immer mehr Kriegsschiffe und Flugzeuge in die Region zu schicken. Heute erklärte sich sogar ein Kiwi bereit zu suchen, wenn man ihm die Chance dazu gibt. „Malaysia Airlines flight MH370“ wird nach dem Shangri-la-Dialog möglicherweise nicht mehr die Schlagzeilen beherrschen und die internationalen Militärs ihre Suche abbrechen.
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