Stolze U.S.-Admiräle kapitulieren vor evangelikalen Fundamentalisten

Aktivisten, Veteranen und Aktive verteidigen in der Armee den 1. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika, in dem die Einführung einer Staatsreligion und die Bevorzugung oder Benachteiligung einzelner Religionen untersagt sind.

Eigentlich müssten sich die mit Orden und Sternen geschmückten Generäle und Admiräle der U.S-Armee, allen voran diejenigen in der U.S. Navy, vor Wut in die Finger beissen, nachdem sie ihre bunten Epauletten von den Schultern gerissen haben.

Da ruft der Vorsitzende des U.S.-Generalstabs General Martin E. Dempsey zu den Waffen, um als Vorwand, im Irak immer noch ein Wörtchen mit zu reden, die mitfinanzierten I.S.-Milizen zur Strecke zu bringen anstatt die Verfassung in seiner Truppe durchzusetzen.

Es ist eine Offenbarung einer Niederlage, nicht die biblische, auch wenn es in diesem Fall um dieses heilige Buch der Christen geht.

Nach jahrzehntelangem Kampf erreichten Zehntausende einschliesslich Veteranen und aktive Militärangehörige, dass die Bibel nicht mehr in jedem der 24000 Zimmer der Kasernen und Unterkünfte der Militärstützpunkte innerhalb der U.S.A. und Übersee ausgelegt werden. Die Bücher wurden von den eifrigen Missionaren der The Gideons International gespendet.

Dabei beriefen sich die Gegner dieser verfassungswidrigen Praxis nicht nur auf die U.S.-amerikanische Constitution, die die strikte Trennung von Staat und Kirche vorschreibt sondern auch auf die Gefühlswelt der aktiv Dienenden, die keiner Glaubensrichtung oder einer anderen Religion angehören. Schliesslich finden sich auch kein Koran in den Nachtschränken der Soldaten obwohl viele Militärangehörige muslimischer Abstammung in der U.S.-Armee dienen oder Buddha-Figuren als Symbol einer weiteren weitverbreiteten Weltanschauung.

Jeder Soldat hat seinen Eid auf die Verfassung geschworen, sein Land in ihrem Sinne zu verteidigen. Es geht nicht um Vorschriften, wer an was glauben soll sondern um die verbriefte Garantie, dass auch in Zukunft jede Person in den Vereinigten Staaten von Amerika die eigene freie Entscheidung zu seinen Ansichten treffen kann. In der U.S.-amerikanischen Gesellschaft sind Versuche einer zunehmenden Durchdringung extremer religiöser Gruppen wie Kreationisten an staatlichen Einrichtungen und vor allem im Bildungssektor zu beobachten, besonders in den ehemaligen Südstaaten.

Vor wenigen Wochen erliess nach einem Brief der Organisation Freedom From Religion Foundation das Navy Exchange Service Command (N.E.X.C.O.M.) unter Leitung des pensionierten Konteradmirals Robert Bianchi die Order, den Stein des Anstosses, die „Gideon Bibel“ und andere religiöse Materialien aus den Zimmern zu entfernen.

Nach drei Tagen schon wurden die Bibel wieder ausgelegt, nachdem die ultra-fundamentalistischen Extremisten ein Geheul anfingen wie die tösenden Posaunen am Tag des Jüngsten Gerichts, dass man annehmen könnte, die gesamte Welt gehe nun unter und mit ihr die gesamte, in Auflösung geratene Armee.

Allen voran bliesen die American Family Association (A.F.A.) und The Chaplains Alliance for Religious Liberty die Hörner zum „Aktionsalarm“, um das Führungskommando verbal sturmreif zu schiessen, das auf der langjährigen Tradition „herumtrampeln“ würde.

„Unsere U.S.-Soldaten werden aufgefordert, die muslimische Religion zu respektieren, während die Christen kategorisch diskriminiert werden. Solch ein Angriff auf die Religionsfreiheit hat keinen Platz im Militär der Vereinigten Staaten“, sagte A.F.A.-Präsident Tim Wildmon.

Dieser völlig verwirrte Ausbruch charakterisiert anschaulich die Ansichten von „Recht und Ordnung“ dieser Glaubensgesellschaft. Stoff, aus dem Rassismus, Diktatur, Ignoranz und Verleugnen jeglicher demokratischer Werte transportiert werden.

Unter Ex-Präsident und Anhänger des Intelligent Design, George W. Bush, der seine Irakkrieg-Briefings auf Veranlassung des damaligen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld mit Bibel-Zitaten auf den Schreibtisch präsentiert bekam, hätte niemand im Entferntesten gewagt, dieses heisse Eisen auch nur anzufassen (Kein Bibeltrost vom Pentagon für den US-Präsidenten mehr).

Warum dieses Theater? Jeder gläubige Kanonenfutter-Soldat kann mit Eintritt in die Army seine private Bibel mitbringen, sich ein Exemplar aus der Bibliothek holen oder von dem Armee-Geistlichen geben lassen – was angesichts des eigenen Todes bei einem Einsatz angebracht wäre.

Es ist ein bedrohliches Zeichen und kein gutes Omen zu sehen, wenn Wahnsinnige über die Verfassung und die Befehlskette der U.S. Army dominieren.

Über die Gefahren bei den Entscheidungen zu Kriegseinsätzen und der Wahl bestimmter Waffengattungen wagt man gar nicht nachzudenken, wenn sich das Pentagon so offensichtlich von Extremisten auf der Nase herumtanzen lässt und die Kapitulation mit „die Entscheidung wurde ohne Rücksprache mit Führungspositionen gemacht und eine Überprüfung ist im Gange“ umschreibt. Die „Führungspositionen“ des Verteidigungsministeriums stehen unter Aufsicht des U.S.-Kongresses (in dem auch ultrarechte „Christen“-Zirkel zum Kreuzzug blasen), haben die Verfassung einzuhalten und nicht zu überprüfen. Jetzt fehlt nur noch eine Anhörung vor dem Aufsichtskommittee und die Posse gerät aus den Fugen.

Wenn diese Dominanz nicht endlich ein Ende findet, werden im schlimmsten Fall auch Atheisten sagen „…dann Gnade uns Gott“ („Jesus liebt Atombomben” – Faschisten in US Air Force).

Die Bibeln sind wieder mit Triumpfsieg über diesem nach Ansicht der religiösen Eiferer „Akt der Zensur“ in den Zimmern einquartiert, die Verfassung zieht den Kürzeren. Im Pentagon sitzt ein Haufen Verräter und Feiglinge, der die Welt zur Hölle macht.