Entgegen dem bisherigen Trend, die Einführung neuer Technologien in der Industrie zu fördern – teils aus Standort- und Wettbewerbsvorteilen, Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen oder Lobbyismus – ruft die Regierung des australischen Bundesstaates New South Wales zu einem gesamten nationalen Verbot für den Einsatz der Mikrotechnologie bis zu 5 mm Grösse von Plastik in Produkten und ihren Verkauf auf. Besonders in der Lebensmittelindustrie und Kosmetikbranche werden heute Nanopartikel und Mikroperlen aus Plastik als Hilfsstoffe eingesetzt.
Ein einziges Pflegeprodukt kann Hunderttausende von Mikroplastikpartikel enthalten, die über die Kanalisation und durch Überschwemmungen in Flüsse und Meere gespült werden, dort von Fischen, Seevögeln und anderen Tieren wie Muscheln aufgenommen werden, die daran verenden oder durch die Fischerei wieder in die Nahrungskette der Menschen und Tiere gelangen. Da sich diese Plastikteilchen kaum auflösen, werden sie aufgrund ihrer kleinen Abmessungen nicht mehr aus dem Kreislauf der Natur entfernt werden können. Allein der Einsatz in Massenartikeln der Pflegeprodukte verseucht die Umwelt in astronomischer Höhe mit dieser völlig überflüssigen zusätzlichen Belastung neben vielen weiteren Schadstoffen wie Schwermetallen und Hormonen. In den Partikeln werden zusätzlich oft andere Giftstoffe wie Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) eingelagert.
Der Umweltminister von New South Wales teilte heute mit, dass die Regierung ein Gesetz verabschiedet und eine Industrie-Arbeitsgruppe einberufen wird, um diese Schadstoffe bis zum Jahr 2016 vollständig als Zusatzstoffe aus der Produktion zu entfernen. Das Verbot soll national für das gesamte australische Territorium gelten.
Dieser aussergewöhnlichen Einsicht zum Schutz der Umwelt und Lebewesen und drastischen Entscheidung liegt eine veröffentlichte Studie des Sydney Institute of Marine Science zugrunde, die die hohe allgemeine Schadstoffbelastung an siebenundzwanzig Standorten vom Parramatta River bis Lane Cove und Port Jackson untersuchten. So wurden neben einer extrem hohen Bleibelastung eine alarmierende Verseuchung des Wassers mit Mikroplastik und Nanopartikeln gemessen. Die grösste Konzentration fand sich im Zentrum des Hafenbereichs von Sydney.
Das Verbot von Mikroplastik ist nur ein Bruchteil in der Palette von Tausenden von industriellen Schadstoffen, deren Wirkung sich in unkontrollierbaren Reaktionen untereinander noch potenzieren. Für die Konzerne und Wissenschaft ist es ein kleines, aber unmissverständliches Signal, nicht jede technologische Anwendung, die möglich ist auch einzusetzen.
Dieses Gesetz, das den Vertrieb im Land verbietet, dürfte auch importierte Erzeugnisse aus Übersee betreffen. Wenn es zwischen den U.S.A. und Australien zu einem Freihandelsabkommen kommt, können U.S.-Firmen die Regierung wegen entgangener Profite verklagen. Freihandelsabkommen dieser Art werden ausschliesslich im Interesse und nach Diktat der Grosskonzerne geheim verhandelt und sind ein Angriff auf die nationale Gesetzgebung, die zum Erhalt der Souveränität zu Entscheidungen der Staaten verhindert werden müssen. Ansonsten werden alle Umwelt- und Bürgerrechtsgruppen weltweit überflüssig. Die Konsequenzen kann sich jeder selbst verinnerlichen.
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