Bundesentwicklungshilfeminister wegen Katar und „I.S.“ unter Beschuss

Bundesregierung legt ihre schützende Hand über das Emirat Katar, einem finananzierungsstarken Goldesel für die deutsche Wirtschaft. Auch die „Bekämpfung des Islamischen Staates“ lässt sich in bare Münze umrubeln.

Unmittelbar nach einem Interview im August im Z.D.F. mit Gerd Müller, in dem der Bundesentwicklungshilfeminister Katar im Zusammenhang mit der Finanzierung diverser Söldnertruppen nannte, schrillten in Berlin die Beschwerdeglocken mit heftigem Dementi aus dem Emirat.

Sofort kroch die Berliner Regierung dem katarischen Mammon zu Kreuze und das Aussenamt entschuldigte sich für diese „kindische“ Aussage eines ihrer Kabinettgenossen im Öffentlich-Rechtlichen. Dieser hätte nur Medienberichte nachgeplappert, hiess es von der Sprecherin des Bundesentwicklungshilfeministeriums.

Das wird dem Untersekretär für Terrorismus und Finanzaktionen der Vereinigten Staaten von Amerika, David Cohen, sicher sehr missfallen, bemüht er sich doch gerade intensiv darum, eben diese Wege der Finanzierung von „Terroristen“ plausibel nachzuzeichnen und am 6. September in der Washington Post in dem Artikel „Wie unsere Verbündeten in Kuwait und Katar den Islamischen Staat finanziell unterstützen“ der geneigten Leserschar kundzutun. Dort werden die Transaktionen der Geldflüsse und die Beteiligten akribisch aufgeführt, vor allem aus Grossbritannien. Unter anderem wird dort Harith al-Dari, einer der selbsternannten „Terroristen“ und Führer der Vereinigung der muslimischen Gelehrten (A.M.S.) im Irak genannt, die in Katar von den „wichtigsten Institutionen und Beamten der Regierung empfangen und unterstützt werden“. Nur einen Monat, nachdem die U.S.-Regierung die Gruppe als Sponsoren der I.S.I.L.-Terroristen bezeichnete, wurde Harith al-Dari vom Emir von Katar empfangen. Seitdem folgten zahlreiche Besuche, Katar wurde zum Alternativstandort, so der Bericht.

All diese Aktivitäten und Transaktionen können nicht unbemerkt von den Behörden im Emirat Katar über die Bühne gehen.

Richard Dearlove, ehemaliger Leiter des britischen Geheimdienstes British Secret Intelligence Services (SIS), nannte im Juli neben Saudi-Arabien auch die vorrangig finanzielle Hilfe über Katar, üblicherweise gespendet aus privaten Fonds. Aus Riad hagelte es sofort Protest und Dementis gegen diese „ungeheure Unterstellung“.

Eines ist klar: So unterschiedlich die Milizenbanden zusammengesetzt sind, sind ihre Hintermänner, internationalen Auftraggeber und Motive. Eines vereint diese „I.S.“-Söldnertruppen – neue politische und wirtschaftliche Verhältnisse mit Gewalt in ihrem Sinne im arabischen und nordafrikanischen Raum herzustellen.

Die Vereinigten Staaten von Amerika und ihre westlichen Verbündeten haben ein Interesse daran, die Kriegsgründe durch die Propaganda einer drohenden Gefahr durch den „Islamischen Staat“ oder „Al-Qaida“ so gross wie möglich hoch zu halten. Dazu gehören Berichte über ihre Verbindungen, Kapazitäten und Netzwerke, über die sie sich ein Arsenal gleich einer Armee verschaffen. Dabei wird Wert darauf gelegt, die eigenen Verwicklungen ihrer Geheimdienstaktivitäten und Einsätze der Elitesoldaten zu verschleiern.

Geschont werden auch gewisse Golfstaaten, so Bahrein, Katar oder Kuwait, in denen sich U.S.-amerikanische Militärstützpunkte befinden. Von diesen Anlagen starten die Kampfjets und Drohnenflugzeuge in den Irak oder Afghanistan.

In Katar von der al Udeid Air Base, von der Ali al Salem Air Base in Kuwait, der Incirlik Air Base in der Türkei und der al Dhafra Air Base in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In Bahrain ist das Hauptquartier der Fünften U.S.-Flotte mit dem Flugzeugträger „USS George H.W. Bush“ stationiert. Auf dem U.S.-Stützpunkt al Udeid Air Base in Katar befindet sich die Kommandozentrale der U.S. Air Force für sämtliche Operationen im Mittleren Osten und Afghanistan. Die derzeitigen bemannten Flüge zum Bombardieren von Zielen im Irak mit F-15E Strike Eagles und F-16 Fighting Falcons starten in Katar, von der Ali al Salem Air Base in Kuwait mit dem Spitznamen „the Rock“ fliegen die Drohnenflugzeuge der Air Force’s 46th Expeditionary Reconnaissance Squadron.

„Sie spielen ein gutes Spiel mit uns weil wir da diesen grossen Militärstützpunkt haben. Es ist eine Hebelwirkung in Bezug auf die Unterstützung der radikalen Elemente der Dschihad-Bewegung, sich da heraus zu halten.“ sagte der ehemalige Vizepräsident und einer der schlimmsten Kriegsbefürworter unter George W. Bush, Dick Cheney, im Juni in der „The Charlie Rose Show“ des Senders PBS und meinte damit die Golfstaaten, speziell Katar.

In Kuwait stieg ebenfalls die zusätzliche Bedeutung für die U.S.-Militäreinsätze von der Ali al Salem Air Base und andere Behörden der U.S.-Regierung haben im Gegensatz zum Pentagon ihre wachsende Besorgnis über die lokale Unterstützung für extremistische Gruppen ausgedrückt. Am 6. August 2014 setzte das Finanzministerium drei Kuwaitis auf die schwarze Liste, weil sie angeblich in die Finanzierung des „Islamischen Staates“ und „Jabhat al-Nusra“ in Syrien beteiligt sind.

In der Medienwelt werden eben zum gleichen Thema Tatsachen enthüllt oder gelogen was dem jeweiligen Zweck dienlich ist.

Katar ist mit der deutschen Wirtschaft eng verflochten. Zu gross sind die Aussichten auf lukrative Geschäftsabschlüsse gerade in Hinsicht auf kommende grosse Sportevents wie die geplante Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2022, mit denen das Emirat vor aller Welt seine weltweite Bedeutung aufzupolieren sucht. Aus Deutschland wird es keine Kritik und Untersuchungen über verschleierte Waffen- und Geldgeschäfte unter dem Emirat geben.

Die Bundesregierung hat ohne Einladung an Gerd Müller, immerhin Mitglied im Bundessicherheitsrat, die Waffensendung an die Kurden im Irak unter Ausschluss einer Parlamentsbeteiligung beschlossen, denn „Man schießt deutsch“. Die Verantwortlichen für diese erneute deutsche Heuchelei und Kriegstreiberei sind Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Bundesaussenminister Frank Walter Steinmeier, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Bundesinnenminister Thomas de Maizière.

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