U.S.-Bibliotheken installieren TOR, HTTPS Everywhere, Disconnect.me, Ad-Block Plus, Privacy Badge

U.S.-Bibliotheken-Verband ergreift Initiative für intellektuelle Freiheit und gegen staatliche Online-Spionage: Online-Nutzer amerikanischer Bibliotheken erhalten sicheren Schutz bei ihren Recherchen durch Zugang über TOR und andere Programme, die ein Tracking durch staatliche Behörden und der daraus folgenden Selbstzensur verhindern.

Die im Jahr 1876 gegründete Organisation American Library Association (A.L.A.) sieht sich im elektronischen Zeitalter des Internets und Mobilfunk mit der Digitalisierung von Publikationen den grössten Herausforderungen seit ihrem Bestehen gegenüber. Seit 1939 zählt die Privatsphäre zu den Kernpunkten, die wichtig für die freie Meinungsäusserung und die geistige Freiheit ist. Als Mitglied im „Internationalen Verband der bibliothekarischen Vereine und Institutionen“ ist A.L.U. ein Unterzeichner der „Dreizehn Internationalen Prinzipien zur Anwendung der Menschenrechte auf die Kommunikationsüberwachung“ (Thirteen International Principles on the Application of Human Rights to Communications Surveillance).

In ihrer Satzung ist festgeschrieben, dass die Bibliotheken als demokratische Institutionen ein Hort für das Wissen der Menschheit sind, welches geschützt werden muss – vor allem vor den Regierungs- und Strafverfolgungsbehörden, denen bestimmte Veröffentlichungen und Bücher aus politisch-gesellschaftlichen Gründen missfallen und diese aus dem „Gedächtnis der Menschheit“ zu löschen und damit die Kultur und Zukunft zu beeinflussen versuchen. Jeder Mensch hat das Recht neue Ideen zu erkunden, egal wie kontrovers oder subversiv sie sind. Steuerrechtliche und juristische Dokumente, Gesundheitsinformationen, historische Dokumente, Fachbücher, Bücher für Kinder oder Poesie – das Lesen fällt unter den Schutz der Privatsphäre.

A.L.A. wehrte und wehrt sich gegen Zensur, das Verbannen von Büchern aus den Regalen und das Verfolgen des Verhaltens von Wissenschaftlern und anderen Lesergruppen, sei es die Ausleihe physischer Bücher, Journale und Fachzeitschriften oder E-Books und der Besuch auf spezifischen Websites. Die Organisation verweigert das Herausgeben von Daten über die Nutzer ihrer Bibliotheken und wehrt entsprechende Anfragen der Regierungsbehörden ab.

Noch nie hatten es staatliche Behörden so leicht wie heute, mit entsprechenden Programmen ohne Wissen des Einzelnen dessen Recherchen im Internet zu verfolgen.

Die Bibliothekare des U.S.-Bundesstaates Massachusetts arbeiten gemeinsam mit der Bürgerrechtsorganisation A.C.L.U. von Massachusetts zusammen, um den verfolgungsfreien Zugang zu Informationen weiterhin zu gewährleisten.

Unter anderem werden Workshops zur Aufklärung im gesamten Nordosten der Vereinigten Staaten von Amerika organisiert, in denen die Methoden der Beeinträchtigung der Meinungsfreiheit und das Recht auf Privatsphäre durch die breite Überwachung der Online- und digitalen Kommunikation sowie gesetzliche Rechte diskutiert werden und es werden wirkungsvolle Gegenmassnahmen wie das Installieren von Programmen vor unerwünschter Spionage durch Staat und Wirtschaft vorgestellt.

Zwei Konferenzen für städische und öffentliche Bibliotheken wurden abgehalten und zwei von Radical Reference erstellte elektronische Journale, „Urban Librarians Unite“ und „Radical Archives“ zum Thema verteilt, die ein grosser Hit wurden.

Seit der Teilnahme an diesen Workshops haben mehrere Bibliotheken in Massachusetts  den Tor-Browser oder Browser-Plugins wie Disconnect.me, Ad-Block Plus, die sichere verschlüsselte Verbindung über HTTPS Everywhere von Electronic Frontier Foundation und das Plugin Privacy Badger auf allen ihrer öffentlichen PCs installiert.

Die American Library Association betont, dass Bibliotheksbenutzer (und nicht nur dort sondern ständig) in Gefahr sind, ihr Verhalten der durch die heimliche Massenüberwachung durch das F.B.I., die D.E.A. oder I.C.E. durch selbst auferlegte Zensur zu ändern und nicht mehr auf bestimmte Publikationen zugreifen, die als digitale Geschichte in der eigenen Bibliothek ihres Computers abgelegt und dort ausspioniert werden können. „Online-Recherchen bedeuten oft eine Spur von Informationen über sich selbst anzulegen, einschliesslich Ihrer Position, welche Websites Sie besucht haben und wie lange, mit wem Sie plauderten oder per E-Mail mitteilten, was Sie heruntergeladen und ausgedruckt haben. Diese Details sind alle einfach einem bestimmten Computer-Benutzer zuzuordnen, wenn nicht genügend Schutz der Privatsphäre an Ort und Stelle installiert sind“, erklärte A.L.U.

Unternehmen verfügen bereits über diese Aufzeichnungen und nutzen sie, um die Suchergebnisse für ihre kontextbezogene Werbung zu manipulieren und zu verfeinern.

Diverse Artikel werden im Netz verbreitet, dass Internetnutzer, die über den TOR-Browser ins Netz gehen, gerade deshalb ins Visier der Spionageapparate und Strafverfolgungsbehörden geraten. Milliarden von Menschen sind dem intensiven Rat von E.F.F. und A.C.L.U. zur Installation gefolgt.

Nur notorische Tore, allesgläubige Narren und Angsthasen lassen sich von dieser versuchten Einschüchterung einer Einordnung in die Schubladen „Terrorist“ und „Krimineller“ beeinflussen. Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich, dazu gehört ein gewisses Mass an Eigeninitiative anstatt blindes Vertrauen in Strukturen, die ungebeten und heimlich für ihren Vorteil alles wissen wollen.

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Quelle: http://boingboing.net/2014/09/13/radical-librarianship-how-nin.html