Hassartikel in Massenmedien: Aufrufe zur Treibjagd auf Gewerkschaft G.D.L. und ihren Vorsitzenden Weselsky

Update 09.20 Uhr: Es entwickelt sich ein gefährliches Medien-Pogrom gegen Claus Weselsky und seine Familie. Vor knapp zwei Stunden veröffentlichte nach dem Artikel der „Bild“-Zeitung der „Focus“ mit der Einleitung „Er ist aktuell wohl der meistgehasste Deutsche“ einen deutlichen Hinweis auf den Wohnort von G.D.L.-Vorsitzenden Claus Weselsky, mit Fotos von Hausfassade und Klingelschild. Dieses hinterlistige Verhalten mit der öffentlichen Bekanntmachung des privaten Wohnorts erfüllt eindeutig den Tatbestand zum Anstiften von Aktionen, die nicht mehr voraussagbar sind. Das hat nichts mehr mit Journalismus zu tun. Spätestens jetzt sollte ein Rechtsanwalt eingeschaltet werden.

Am 4. November 2014 forderte eine deutschlandweit berüchtigte Zeitung kurz vor Mitternacht die Leser auf ihrer Online-Seite in einem fett gedruckten Absatz dazu auf, Claus Weselsky wegen der kommenden Streiktage mit Telefonanrufen zu überfluten um diesem „die Meinung zu geigen“ und veröffentlichte dessen direkte Durchwahlnummer im Büro in Frankfurt/Main. Damit wird die Leitung mit diesem Sabotageakt blockiert.

Diese üble Vorgehensweise gegen einen Leiter einer deutschen Gewerkschaft, die ihr Grundrecht auf Streik im Arbeitskampf wahrnimmt, bildet einen Nährboden für jene, die darin eine moralische Bestätigung sehen, Menschen zu verfolgen was bis hin zu Gewalt- bzw. angedeuteten Morddrohungen führte. Nicht nur ein Twittereintrag zur G.D.L. wurde geschrieben, in dem höhnisch Claus Weselsky Personenschutz angeraten wurde  – hier weitere Beispiele, 1, 2, 3, 4, es gibt ungezählte andere. In das gleiche Horn stoßen die Regierungsparteien C.D.U., C.S.U. und S.P.D., während „Die Linke“ schweigt.

Vermutlich sind unzählige Trolle dabei, die Stimmung aufzuheizen, aber auch in ihren Reiseplänen betroffene Bürger. Weselsky dient als neuer Buhmann der Nation und Blitzableiter für die Auswirkungen der Privatisierung der Deutschen Bahn, eine auf Gewinn orientierte Aktiengesellschaft.

In vier Tagen, am 9. November, wird den Opfern der Reichs-Kristallnacht 1938 gedacht.

Das Verhalten der Deutschen voller Unverständnis und persönlicher egoistischer Wut im aktuellen Bahnstreik ist das gleiche schleichende Gift des gesellschaftlichen Musters, welches Hitler letztendlich an die Macht brachte. Es unterstützt die Aushebelung des Streikrechts.

Im Gegensatz zu anderen Ländern der „Europäischen Union“ zeigen sich deutsche Gewerkschaften nicht bereit, die Gewerkschaft der Lokomotivführer solidarisch zu unterstützen. Der Branche nahe stehende Verbände im Verkehrs- und Transportwesen wie die Fernlaster, Taxi-Unternehmen, Fluggesellschaften, Flughafenpersonal – überall wird um eine angemessene Entlohnung und Arbeitszeiten ohne ausufernde Überstunden ohne Bezahlung gerungen und gestreikt. Je empfindlicher ein Streik die Infrastruktur trifft umso eher sind Ergebnisse zu neuen Tarifabschlüssen erwarten.

Nur wenige Menschen solidarisieren sich mit den Lokführern und anderen Angestellten der Deutschen Bahn, für die ein neuer Tarifvertrag mit ausgehandelt werden soll. Aber jeder erwartet freundliches Benehmen und ausgeruhtes Personal, das die Sicherheit im Reiseverkehr garantiert.

In Deutschland wird versucht, immer mehr Grundrechte in allen Bereichen abzubauen. Die Deutschen haben nicht gelernt, den Blick für das Ganze zu schulen. Dabei gibt es viele, die sich in verschiedenen Bereichen für das Gemeinwohl engagieren. Das Problem ist die fehlende Bereitschaft, anderen zuzuhören, Verständnis und solidarische Unterstützung zu zeigen.

In Italien haben Gewerkschaften zum Generalstreik am 14. November aufgerufen, in Griechenland zum 27.November, in Belgien zum 15. Dezember. Zahlreiche andere Berufsgruppen streiken quer durch fast alle Länder in Europa gegen die Folgen der aufgezwungenen Sparmassnahmen, die auch in unserem Land zunehmend für fast jeden Auswirkungen haben.

Dieses Internet- und Medien-Bashing der G.D.L. muss aufhören. Die betreffende Zeitung, die zum Mobbing einer Person aufruft, sollte die Konsequenzen ihres bewussten, in faschistischer Lesart abgefassten Handelns des Zündeln zu spüren bekommen.

Vor einem halben Jahr verbrannten Menschen in Odessa in einem Gewerkschaftshaus, in die ein aufgehetzter Mob die Demonstranten hinein trieb und dafür sorgte, dass keine Person lebend herauskam. Diejenigen, denen eine Flucht gelang wurden vor dem Gebäude totgeschlagen – Faschismus im Jahr 2014 mitten in Europa. Einen Monat zuvor hätte diese bis heute ungesühnte Grausamkeit keiner für möglich gehalten.

Es fängt immer im Kleinen an, oft subtil gelenkt und mit Billigung der Behörden, das sich zu einer Lawine entwickelt.

Das ruft danach gestoppt zu werden. Und das wird es.

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