Die neokonservative Zeitungskolumnistin Anne Applebaum ist verärgert und wütend. In den Zeiten, als Printmedien noch ganz oben standen, konnte sie ihre Pro-Krieg-Artikel hinauslassen und brauchte sich nie den Kopf zu zerbrechen, ob ihre Argumente den Lesern passten oder nicht. In diesen Zeiten waren nur sehr wenige engagiert genug, um einen Leserbrief an den Redakteur zu schreiben, und nur ein kleiner Teil davon wurde gedruckt. Alle Leserbriefe mussten vom Zeitungsredakteur genehmigt werden, natürlich.
Heutzutage wird von Online-Publikationen wie Applebaums hauptsächlicher Zeitung Washington Post erwartet, dass sie ihren Lesern die Möglichkeit bieten, direkt anschließend an die Artikel ihre Kommentare abzugeben. Applebaum hat damit ein Problem, wie sie vergangene Woche in der Washington Post schrieb. Heutzutage muss sie mit der Kritik ihrer Leser rechnen, wenn sie, die Gattin des vor kurzem in Ungnade gefallenen ehemaligen polnischen Außenministers Radek Sikorski, in ihrer Kolumne Russland-Bashing betreibt.
Wenn sie etwa über den „Mythos der Demütigung Russlands“ schreibt, stellen sie ihre Leser zur Rede. Wenn sie in „Krieg in Europa ist keine hysterische Vorstellung“ schreibt, dass Ukrainer und Europäer „alles liegen und stehen lassen, sich mobilisieren, auf einen totalen Krieg (mit Russland) vorbereiten sollen, solange das noch möglich ist,“ dann reagieren die Leser überwältigend gegen ihre Kriegspropaganda. Sie schreiben Dinge wie:
Anne, du und deine Familie solltet zurück nach Polen gehen, wohin ihr gehört. Geh und kämpfe deinen guten Kampf und hör auf, Amerika zu einem katastrophalen Krieg aufzustacheln, der es nichts angeht
und
Anne, tut mir leid, aber du hast sie nicht alle beisammen, atomare Schläge?! Völkermord – ich glaube nicht, dass jemand, der bei Verstand ist, auch nur daran denken würde. Zur Zeit wird die einzige Säuberung von den Ukrainern betrieben – 860.000 sind nach Russland geflüchtet, das sagt alles. Hör auf damit, schlechte Analysen zu verfassen und das Problem zu erschweren
und
Die einzige völlig Irre ist Anne Applebaum.
Ein präventiver Atomschlag gegen Warschau, damit Russland seine Muskeln spielen lassen kann? Bitte. Die einzige Möglichkeit, dass dieses Szenario auch nur entfernt in Frage käme, bestünde darin, dass wir direkt intervenieren, was in erster Linie Soziopathen wie Anne Applebaum von uns verlangen.
Mike Whitney von Counterpunch hat vor kurzem geschrieben, dass die ständige Dämonisierung Russlands und Vladimir Putins in den Mainstreammedien des Westens bei den Lesern nicht gut angekommen ist, welche zunehmend die redaktionelle Linie dieser Medien in Frage stellen.
Das bekümmert Applebaum sehr, deren letzte Kolumne dazu auffordert, negative Kommentare im Internet schärfer zu redigieren.
Anne schreibt:
Früher schien es, als wäre das Internet ein Ort zivilisierter und offener Diskussion; jetzt verkommen unredigierte Foren oft zum Austausch von Beleidigungen.
Applebaum ist besonders besorgt, dass negative Kommentare über ihre Arbeit andere dazu anleiten, eine negative Meinung zu ihren häufigen Aufforderungen zu Krieg gegen Russland zu entwickeln:
Vielfache Experimente haben gezeigt, dass Auffassungen bezüglich eines Artikels, seines Verfassers oder des Themas durch anonyme Online-Kommentare grundlegend beeinflusst werden können, besonders wenn diese scharf sind.
Sie macht sich Sorgen, dass negative Kommentare unter ihren kriegsgeilen Artikeln den Eindruck vermitteln könnten, dass ihre Ansichten „kontrovers“ sind:
Online-Kommentare beeinflussen unterschwellig, was Wähler denken und fühlen, auch wenn sie nur in höherem Grad irritieren oder den Lesern den Eindruck geben, dass bestimmte Ansichten „kontrovers“ sind …
Für Applebaum ist nichts kontrovers, wenn es um die Aufforderung zu einem Atomkrieg gegen Russland geht. Die Leser sollen es ja nicht wagen, anders zu denken!
Ihre Lösung des „Problems” besteht darin, negative Sichtweisen zum Schweigen zu bringen, von denen sie behauptet, dass sie allesamt von gut bezahlten und gut organisierten russischen Trollen abgegeben werden.
Anne Applebaum fordert Einschränkungen der Meinungsäußerung dadurch, dass sie verlangt, jeder Leserbriefschreiber müsse seinen/ihren richtigen Namen benützen. „Zu viele Leute missbrauchen das Privileg der Anonymität,“ schreibt sie. „Früher oder später könnten wir auch gezwungen sein, mit der Anonymität im Internet Schluss zu machen oder zumindest sicherzustellen, dass jede online befindliche Person mit einer realen Person verknüpft ist.
Interessanterweise fordert Applebaum Transparenz für alle anderen, während sie diese für sich selbst ablehnt. Eine vor kurzem abgegebene verpflichtende Einkommenserklärung ihres Gemahls an die polnische Regierung zeigt, dass ihr Einkommen von $20.000 im Jahr 2011 auf über $800.000 im Jahr 2013 in die Höhe geschnellt ist. Für diesen massiven Zufluss von Geld wurde keine Erklärung geliefert, obwohl einige Unternehmen, an denen sie beteiligt ist, mit der CIA und mit Organisationen, die mit der National Endowment for Democracy (Stiftung für Demokratie) in Verbindung stehen. Ist vielleicht Applebaum eine dieser gutbezahlten Propagandistinnen, über die sie sich so heftig beschwert?
So nebenbei, immer der Apparatschik, blockiert Anne Applebaum jeden von ihrem Twitter-Auftritt, der sich kritisch über ihre Arbeit äußert.
Orginalartikel Anne Applebaum Hates Your Opinion vom 30.11.2014