Schwedische Sicherheitspolizei verhöhnt eigene Bevölkerung auf Twitter
Geheimdienst täuscht seit Jahresanfang mit einer digitalen Mausefalle Offenheit und Dialogbereitschaft vor und testet die Reaktion und Meinungen der Menschen.
Am 2.Januar 2015 eröffnete Sakerhetspolisen – die Staatssicherheit des Königreiches Schweden – einen Twitter-Account mit einer Provokation, die von vielen als witzig oder sarkastisch gewertet wird.
Der Text lautet „För säkerhets skull finns vi nu på Twitter. Följ oss, för vi följer er. (Zur Sicherheit sind wir nun auf Twitter. Folgen Sie uns, denn wir folgen Ihnen.“)
Angeblich wäre dieser Text bei einer internen Wahl von der Behörde als Favorit ausgewählt worden.
Die bewusste Auswahl dieses Spruchs ist nichts anderes als ein Konzentrat aus Häme und vollständiges Verleugnen bestehender Gesetze auf die Unantastbarkeit der Privatshäre. Offen wird das Ausspionieren sozialer Netzwerke – hier der privaten Twitter-Accounts – propagiert um Legitimation, die nicht vorhanden ist, vorzutäuschen.
Mit solchen unverfrorenen Aktionen, die genauesten kalkuliert sind, werden die Menschen abgelenkt, sie lassen Dampf bei diesen Trollen ab und vergeuden Energie. Zudem kann so die Stimmungslage im Land gut analysiert werden, wenn freiwillig zu diesem als Köder aufgestellten vergifteten Fressnapf geeilt wird.
Sirpa Franzén, Leiter des Sicherheitsdienstes, sagte in der heutigen Sonntagsausgabe der schwedischen Zeitung Aftonbladet, dass der Twitter-Auftritt Teil der Bemühungen um mehr Transparenz der Arbeit des Geheimdienstes für die Öffentlichkeit sei. Ein Narr, der auf solche Meldungen hereinfällt, die Demokratie vorheucheln – und die scheint es nicht wenige zu geben, die auf Twitter dem Angebot zum Folgen auch noch Folge leisten oder Kommentieren. Echte harsche Kritik findet sich dort kaum, wie die einer Person, die auf das Olof Palme-Attentat verweist. Olof Palme, ehemaliger Ministerpräsident Schwedens war ein Gegner des Apartheitregimes in Südafrika und des Vietnam-Krieges und trat für ein Europa ohne atomare Waffen ein. Sein Mord wurde nie aufgeklärt.
Die Menschen werden von der täglichen Nachrichtenflut über Enthüllungen (echte, bekannte oder vorgetäuschte), Meldungen über Terroristen, Kriege und Anschläge überflutet. Alles wird seit Jahren zu einem Brei der Angst schürenden Hiobsbotschaften. Für das Wesentliche bleibt kaum Raum, das wirklich Brisante durch dieses ständige Einschläfern der überforderten Sinne herauszufiltern.
Das ist die Taktik des weltweiten Spionagekomplexes: die gesellschaftliche Diskussion über die ungesetzlichen Aktivitäten einzudämmen. Und dazu gehört dieses Anlegen von Auftritten der Bauernfänger auf sozialen Medien, deren Nutzer und ihre Gespräche vollständig gescannt, beobachtet, kategorisiert, nach gesellschaftlicher Relevanz und zukünftiger Bedeutung analysiert werden, inklusive Bild- und Standortauswertungen.
Quelle: http://www.aftonbladet.se/nyheter/article20102136.ab