Grösste, bisher unbekannte unterirdische Stadt der Welt: Nevşehir

sehri3

Eine rätselhafte, bisher in den Überlieferungen namentlich nicht erwähnte und gesuchte (oder noch nicht zuzuordnende) uralte Stadt aus dem Zeitalter des Endes der Jungsteinzeit und der beginnenden Kupferzeit, dem Chalkolithikum (ca. 6100–3000 v.Chr.) wurde auf dem Gebiet Zentralanatoliens in der Türkei entdeckt.

Gefäss aus Anatolien aus der Kupferzeit (Foto: Sailko, Creative-Commons-Lizenz 3.0)
Gefäss aus Anatolien aus der Kupferzeit (Foto: Sailko, Creative-Commons-Lizenz 3.0)

Eine der bedeutsamsten archäologischen Funde der jüngsten Zeit ist eine Höhlenstadt in der türkischen zentralanatolischen Provinz Nevşehir unmittelbar rund um die Stadt Nevşehir, die aus der Römerzeit stammt und unter deren antiken Häusern schon vereinzelt einige unterirdischen Wohneinheiten, zum Teil auf vier Ebenen, gefunden wurden. Nevşehir ist bis heute bewohnt und eine moderne Stadt. Anatolien gehört zu den Gebieten, in denen mit die ältesten organisierten Städte mit technisch gut funktionierender Infrastruktur zu finden sind, die in ihrer durchdachten Ausführung noch heute Bewunderung hervorrufen.

Nevsehir
Nevsehir

Am Fusse eines Berges, auf dessen Plateau sich die Ruine einer mitteralterlichen Festungsanlage befindet, lag über die Jahrtausende verborgen unter dem Felsmassiv einer der Zugänge zu der riesigen Stadt.

Verschütteter Zugang
Verschütteter Zugang

Das Alter wird vorerst auf 5500 Jahre geschätzt, bis weitere Funde detaillierter Angaben Aufschluss über die Entstehungszeit und Kultur der Bewohner liefern und bis wann die unterirdische Stadt bewohnt wurde.

Die Wissenschaftler stehen erst am Anfang ihrer Erkundungen. Nach den bisherigen Erkenntnissen könnte der Ort, dessen Ausmasse auf 785000 Quadratmeter geschätzt wird, die grösste unterirdische Stadt der Welt sein. Ein sieben Kilometer langer Tunnel, Wasserkanäle, Belüftungschächte und Passagen durchqueren die Anlage. Zahlreiche Galerien und verborgene Kirchen (churches) wurden entdeckt, die ersten davon im Jahr 2013 als noch keiner den Umfang der Stadt ahnen konnte.

In der gesamten, an Erzen reichen Region durchzieht ein Netzwerk unterirdischer Wohnanlagen den Boden unter der Erdoberfläche. So gibt es eine in Kaymakli und eine andere unter der Stadt Derinkuyu, die die Heimat von schätzungsweise 20000 Menschen war. Mit Nevşehir kommt eine weitere Grossanlage hinzu. Die Stadt wurde vom Ministerium für Kultur und Tourismus zum archäologischen Schutzgebiet dritten Grades erklärt.

Für einen kurzen Überblick zur Geschichte Antoliens, speziell auch zur Kupferzeit, gibt es auf Wikipedia einen Artikel in deutscher Sprache sowie einen umfangreichen in englisch zu der Region Cappadocia sowie Höhlenarchitektur in Kappadokien in deutsch mit atemberaubenden Fotos, in der Geschichtliches zu den fasziniernden uralte Siedlungen in einer aussergewöhnlichen, wie verzaubert wirkenden Landschaft aus Tuff- und Vulkangestein mit ihren bizarren Formen zu finden sind, die genügend Grundlage für Mysterien bietet.

Feenkamine (Foto: Benh LIEU SONG unter CC BY-SA 3.0)
Feenkamine (Foto: Benh LIEU SONG unter CC BY-SA 3.0)

Spannend bleibt die Frage, wie weit reicht die Besiedelung dieser bewohnten Stätten zurück. Vermutlich wurde hier ein vorhandenes natürliches Höhlensystem schon viel länger genutzt und später systematisch ausgebaut. In dem auf Youtube eingestellten Videos über die archäologischen Arbeiten vor Ort wirken alle Räume wie ausgefegt und es gibt dort keine Hinweise auf gefundene Artefakte, die auf die Herkunft der Bewohner schliessen lassen.

Vor allem drängt sich der Eindruck auf, dass die späteren oberirdischen Bewohner der Stadt Nevşehir die Existenz der „Katakomben“ vor Fremden verbargen – wohlmöglich aus Sicherheitsgründen, um in kriegerischen Zeiten einen Zufluchtsort für sich und ihre Güter vor Plünderungen und Verfolgungen zu garantieren. Die Stadt wurde „vergessen“.

Im Zusammenhang mit der Jahrtausende alten Geschichte Kleinasiens mit ihren Überlieferungen wird sich dieses überraschende Puzzle einordnen lassen.

Videos auf Youtube zu der steinernen Ausgrabungsstätte:

Nevşehir‘de yeraltı şehri bulundu

Kendisine miras kalan evi temizlerken 4 katlı yeraltı şehri buldu!

Das Quellenverzeichnis unter dem Artikel fällt diesmal sehr umfangreich aufgrund des enthaltenen Bildmaterials aus. Jede Zeitung wählte für ihre Veröffentlichung ein anderes Foto. Unter dem Yahoo-Beitrag findet sich eine Bildergalerie mit mehreren Fotos.

Die Fotos ohne namentliche Kennzeichnung in diesem Artikel sind Screenshots aus dem Video von Al Jazeera Turk

https://gma.yahoo.com/inside-mysterious-underground-city-thats-5-000-years-015200376–abc-news-topstories.html
http://www.todayszaman.com/national_worlds-largest-underground-city-discovered-in-nevsehir_368230.html
https://www.ibtimes.co.uk/massive-ancient-underground-city-unearthed-turkey-could-be-worlds-biggest-1481360
http://www.hurriyetdailynews.com/massive-ancient-underground-city-discovered-in-turkeys-nevsehir-.aspx?pageID=238&nID=76196&NewsCatID=375
https://www.trt.net.tr/deutsch/kultur-kunst-und-tourismus/2014/12/28/unterirdische-stadt-in-nevsehir-entdeckt-135900

Artikel zum Thema

14.11.2014 Menschheit ohne Geschichte: Zerstörung heiliger Orte
Unzählige Heiligtümer wurden seither durch Kriege oder Aufgabe der Siedlungsorte vernichtet. Wertvolles Wissen ging für immer verloren oder lag nur in den Händen einer elitären Oberschicht. Einige für immer verloren geglaubte Anlagen werden von Archäologen in mühevoller Arbeit wieder entdeckt und freigelegt.

Diese Stätten haben alle ihre eigene Geschichte, die von den Völkern und den Veränderungen der Vergangenheit erzählen.

06.07.2012 Doggerland: Versunkene Welt einer europäischen Megalith-Kultur
Der Kontinent Europa erstreckte sich noch vor 8000 Jahren mit seinen Küstenlinien bis Nordschottland – die Nordsee und der Ärmelkanal bildeten sich erst in jüngster Zeit, Grossbritannien wurde zur Insel – ein Wimpernschlag in der geologischen Geschichte unseres Planeten

Doggerland verschwand allmählich in einem Zeitraum zwischen 18.000 v. Chr. und 5.500 v. Chr. nach dem Ende der letzten Eiszeit (glazialer Höhepunkt vor 21000 Jahren).

08.10.2009 Zweites älteres Stonehenge in unmittelbarer Nähe des ersten entdeckt
Archäologen haben am westlichen Ufer des Flusses Avon Hinweise auf die Existenz eines Steinkreises entdeckt. Dieses zweite Stongehenge hatte eine Entfernung zu dem bekannten Monument von nur einunddreiviertel Meilen. Die Wissenschaftler nannten diesen ehemaligen Steinkreis “Bluestonehenge”. Sie ermittelten, dass er aus fünfundzwanzig walisischen Steinen aufgebaut war. Der Name wurde nach der blauen Farbe dieses Gesteins gewählt, das aus den Preseli Bergen von Wales stammt und einhunderfünfzig Meilen transportiert wurde. Der Durchmesser dieses Kreises betrug zehn Meter und war von einem zusätzlichen äusseren Kreis umgeben. Die Steine wurden schon vor Tausenden von Jahren wieder entfernt.

24.08.2009 Uralte bewährte Bewässerungstechniken der Antike neu entdeckt
Die Bewässerungsanlagen unserer Vorfahren aus vorchristlicher Zeit in den verschiedensten Landstrichen der Welt erregen in ihrer ingenieurtechnischen Leistung auch heute noch die Bewunderung der Fachleute. Das kostbare Wasser wurde in ausgeklügelten Systemen in meist unterirdischen Wasserbehältern gespeichert und über ein Netzwerk von Rohrsystemen und Leitungen ihrem Bestimmungsort zur Bewässerung der Felder oder zur Versorgung der Bevölkerung in den Ortschaften zugeführt.

Auf diese Weise konnten in den trockenen Monaten die Versorgung mit dem kostbaren lebenspendenden Element aufrechterhalten und die jeweilige Kultur sich entwickeln und bei anhaltenden klimatischen Dürreperioden ihrem Niedergang begegnen.