Gambia: Putsch des Westblocks gescheitert

U.S.-amerikanischer Immobilien-Grossunternehmer aus Texas gambischer Herkunft heuert ehemaligen U.S.-Militär, Teilnehmer am Afghanistan-Krieg zu Umsturzversuch in dem westafrikanischen Land an. Letzterer verpflichtet dazu Männer auch aus Deutschland.

U.S.-Regierung stellt den Putsch nach dem Misslingen als Alleingang dar,  verurteilt diesen scharf und präsentiert die gut präparierten Opfer.

In der Nacht zum 30.Dezember 2014 kam es zu einem bewaffneten Versuch, die Machtverhältnisse in Gambia, einem Staat an der westafrikanischen Küste, mit Waffengewalt zu ändern.

Gambia hatte seine Grenzübergänge zu dem benachbarten Senegal nach dem vereitelten Militärputsch geschlossen. Die Einheiten der Sicherheitskräfte einschliesslich der Polizei und des Militärs wurden an den Kontrollpunkte entlang der Grenzen verstärkt und Fahrzeugen wurde die Ausreise nach Senegal verboten. Der staatliche Rundfunksender Gambia Radio und die Fernsehanstalten wurden angewiesen, ausschliesslich Unterhaltungsmusik zu senden. Beamte wurden aufgefordert, nicht zum Dienst zu erscheinen und in ihren Wohnungen zu bleiben. Der Banjul International Airport, der einzige Flughafen in Gambia, wurde geschlossen.

Eine Gruppe Männer hatte versucht, den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Banjul zu stürmen. Präsident Yahya Jammeh befand sich zu dieser Zeit nicht im Land, erklärte jedoch, dass es sich um Terroristengruppen handelt, die von einigen ausländischen Mächten unterstützt werden. Yahya Jammeh vermutete den ehemaligen Chef der Präsidentengarde, Lamin Sanneh, hinter dem Coup und Dissidenten aus den U.S.A., Grossbritannien und Deutschland.

Bis zum 2.Januar 2015 kam es zu einer Verhaftungswelle in Gambia. Dutzende Zivilisten und aktive sowie ehemalige Militärangehörige wurden verhaftet und an vier verschiedene Orte nahe der Hauptstadt zu Verhören gebracht.

Am Montag, den 5.Januar 2015 reagierten die Vereinigten Staaten von Amerika und veröffentlichen ihre Reaktion auf den misslungenen Putsch-Versuch. Möglicherweise will man so mit einer eigenen Lesart der Ereignisse jegliche gesteuerte Beteiligung von sich weisen, da Personen in Gambia Details zu den Hintermännern liefern könnten – denn die beiden Rädelsführer sind U.S.-Amerikaner.

Einer der beiden Männer hatte laut U.S.-Strafanzeige vor, sich den Beistand des Militärs von Gambia zu sichern und sich selbst zum Präsidenten des Landes auszurufen um dort demokratische Verhältnisse einzuführen. Dieser Mann ist Cherno Njie, siebenundfünfzig Jahre alt und ein texanischer Geschäftsmann im Immobiliengewerbe aus Austin. Als Präsident steht er der Songhai Development Co LLC vor und ist in weiteren zweiundvierzig Unternehmen der Branche im Register eingetragen.

Interessant ist auch die Person des Helfershelfers des verhinderten „neuen Präsidenten von Gambia“ mit militärischem Hintergrund, Papa Faal. Faal ist ein ehemaliger U.S.-Armee-Sergeant aus Brooklyn Center in Minnesota und war laut Aussage eines Beamten des U.S.-Verteidigungsministeriums zu einem Einsatz in Afghanistan. Im Jahr 2012 hatte Faal die U.S.-Armee verlassen. Seit dreiundzwanzig Jahren hatte sich der Ex-Soldat nicht mehr in Gambia aufgehalten.

Am Montag, dem 5.Januar 2015 wurde Njie zur Vernehmung zunächst vor dem Bundesgericht in Baltimore angehört und anschliessend nach Minnesota überführt. Die Anklagepunkte sind „die Verschwörung zur Durchführung eines Putsches“ und „Verstoss gegen die Waffengesetze“.

Die beiden Angeklagten sagten nun gestern in getrennten Anhörungen – nachdem sie eine Woche unter der Obhut des F.B.I. standen – folgendes zu den Vorgängen vom 30.Dezember 2014 aus:

Der Plan war ursprünglich, den Präsidentenkonvoi auf offener Strasse zu überfallen, aber die Pläne wurden geändert, als Jammeh das Land am 26.Dezember 2014 verlassen hatte. Der Staatspalast wurde mit nur einem Dutzend Männer angegriffen statt der erwarteten einhundertundsechzig Männer.
Ein gambischen Bataillon, von dem man geglaubt hatte, es würde sich der Meuterei anschliessen, erschien nicht. Fünf Offiziere des Militärs wurden bei dem Angriff getötet und mehrere verletzt.

Trotz geschlossener Grenzen gelang es den beiden Anführern des Plans das Land zu verlassen. Dem angeheuerten paramilitärischen Chef gelang die Flucht mit einer Fähre, nachdem er sich seiner Ausrüstung entledigt hatte – getrennt von seinem Boss nach Senegal und fuhr dort direkt zur U.S.-Botschaft in Dakar. Dort wurde er von amerikanischen Beamten befragt.

Von dort flog der Ex-Militär in die Vereinigten Staaten von Amerika. Auf dem Territorium der U.S.A. wurde er vom F.B.I. auf dem Dulles International Airport nahe Washington, DC, in Empfang genommen und verhört. Bei einer Durchsuchung des F.B.I.s im Haus von Faal in Minnesota wurden M4-Handbücher und Quittungen gefunden. Google-Satellitenbilder vom Gambia wurden in einem Ordner mit der handschriftlichen Aufschrift „streng geheim“, mit schwarzer Tinte unterstrichen, sichergestellt, so die Ankläger zu den gesicherten Beweismitteln.

F.B.I.-Agenten, die die Residenzen des „Kopfes des Putsch“ in Austin und Lakeway in den U.S.A. durchsuchten, fanden handschriftliche Dokumente, eine Tabellenkalkulation für Waffen und andere Ausrüstung sowie ein Dokument, das Übergangspläne für Gambia zum Inhalt hatte. Njie wurde am 3.Januar 2015 am Flughafen Dulles vom F.B.I. in Gewahrsam genommen.

Die beiden Angeklagten hatten sich die Code-Namen „Fox“ und „Dave“ gegeben, hiess es.

Cherno Njie sagte gegenüber den Bundesstaatsanwälten aus, dass er in der  Nacht des Angriffs mit seinem Trupp Schüsse in die Luft abfeuerte in der Erwartung, die Wache des Präsidentenpalastes in die Flucht zu schlagen. Diese war zuvor verstärkt worden und eröffneten schweres Feuer, bei dem einige der Angreifer getötet wurden. Mit den Putschisten sympathisierende gambische Soldaten und Offiziere wären wider Erwarten nicht vor Ort erschienen. Cherno Njie hatte angeblich vor, nach der erfolgreichen Einnahme des Gebäudes den Kommandeur der Armee von Gambia zu überzeugen, sich auf seine Seite zu stellen und den Wechsel in der Landesführung zu unterstützen. Er wartete an einem sicheren Ort, bis die Operation erfolgreich beendet  wird.

Die Angreifer hatten zwei Teams gebildet. Die Männer der einen Gruppe wurden alle getötet, während die zehn bis zwölf des anderen Trupps in dieser Nacht unversehrt entkommen konnten, darunter auch die beiden Anführer des Putsch-Versuchs. Ihre Hoffnungen auf einen unblutigen Sturz von Präsident Yahya Jammeh hätten sich zerschlagen, so die Meldungen aus den U.S.A.

Im August 2014 haben die anderen Beteiligten Kontakt zu Faal aufgenommen, so ein Punkt in der Strafanzeige. Faal sagte gegenüber dem F.B.I., dass alle an dem Militäreinsatz vom 30.Dezember Beteiligten gambischer Abstammung waren und die meisten in den Vereinigten Staaten und in Deutschland lebten. Nur zehn bis zwölf Personen hatte der Ex-Soldat zum ersten Mal persönlich getroffen, nachdem sie in Gambia eingereist waren, so Faal.

Die Gesamtzahl der Eingeweihten, einschliesslich derer, die sich nicht in Gambia aufhielten, wurde nicht bekannt gegeben. Njie finanzierte den Putsch und jeder der Männer, der daran teilnahm, erhielt eine Aufwandsentschädigung von 4000 U.S.-Dollar, um Ausgaben in Gambia zu bezahlen.

Faal und zwei andere Männer hatten in den Vereinigten Staaten je acht AKM-Gewehre gekauft. Etwa dreissig Waffen wurden nach Gambia geliefert. Die Gruppe wurde auch mit gepanzerter Schutzbekleidung, Nachtsicht-Ferngläsern und anderen Geräten ausgerüstet.

Bundesjustizminister Eric Holder, der mit dieser Position zugleich die Funktion des Bundesgeneralstaatsanwalts der Vereinigten Staaten von Amerika ausübt, schaltete sich persönlich in den Prozess ein und teilte in einer Erklärung mit, dass die „Vereinigten Staaten nachdrücklich solche Konspirationen verurteilen. Bei diesen schweren Vorwürfen haben die Vereinigten Staaten die Verpflichtung, die Angeklagten zur vollen Verantwortung zu ziehen.“

Das U.S.-Justizministerium berief sich auf den Neutrality Act. In dem Gesetz heisst es, dass sich jeder U.S.-Bürger strafbar macht, der sich an einer Kriegshandlung gegen eine Nation beteiligt, die sich im Frieden mit den Vereinigten Staaten befindet.

Zur Menschenrechtslage erklärte Pasamba Jow, ein gambianisch-U.S.-amerikanischer Bürgerrechtler und Mitglied der Democratic Union of Gambian Activists:

„Jede legale Möglichkeit, die getroffen wurde, wurde von Jammeh und seine Schergen vereitelt. Dazu gehört die Annäherung an die Europäische Union, das U.S.-Aussenministerium und die Vereinten Nationen.“  Pasamba Jow verteidigte den Umsturzversuch von Njie als einzigen Weg, Demokratie in das Land zu bringen.

Ban ki-moon, der Chef der Organisation der Vereinten Nationen, hatte hingegen den bewaffneten Umsturzversuch verurteilt.

Nun muss nochmals darauf hingewiesen werden, dass alle Meldungen zu diesem Umsturzversuch von staatlichen Beamten an die Presse gegeben werden und ihre offizielle Version darstellt. Inwieweit U.S.-amerikanische und auch deutsche Geheimdienste hinter dem seltsamen, vereitelten Putsch mit in ihren Ländern rekrutierten Männern stehen werden sie nicht der Öffentlichkeit preisgeben. Die Berliner Regierung lehnte bisher jede Stellungnahme ab.

„Dave“und „Fox“ spielen die Rolle der Opferlämmer. Der Spionagekomplex wird nach dieser Niederlage sein Kapital aus diesem Beispiel einer „Verschwörung einer terroristischen Vereinigung“ schlagen. Ein politischer Anschlag in dieser Dimension, bei dem er vermutlich seine Finger im Spiel hatte.

Wie würde wohl die Reaktion sein, wenn der Präsident von Gambia erfolgreich entmachtet worden wäre? Man würde den Militär-Putschisten als Helden feiern und zu Füssen liegen. Fette Pfründe wären zu verteilen gewesen.

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Quellen:
https://news.xinhuanet.com/english/africa/2014-12/31/c_133888387.htm
https://www.dw.de/us-citizens-arrested-for-gambian-coup-plot/a-18172141
https://www.torontosun.com/2015/01/05/us-charges-texas-businessman-veteran-in-gambia-coup-bid
https://us.sputniknews.com/us/20150105/1013424227.html
https://www.dw.de/gambia-arrests-suspected-coup-plotters/a-18167894