Die Identität und die Zukunft der Republik bildet das Grundgesetz. Und das ist nicht Auschwitz.
Eine Antwort auf die Rede von Bundespräsident Joachim Gauck, anlässlich vom Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und dem 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee.
Wir leben in einem Land, dessen Einwohnerinnen und Einwohner, nach 47 Jahren Kaiserreich, des ersten Nationalstaates namens „Deutschland“, und nachfolgend 15 Jahren fragiler, autoritär strukturierter Demokratie sich in unfassbaren Tempo und Ausmaß einem Ameisenstaat unterwarfen und angliederten, der – in äußerstem Zynismus und Brutalität, nach innen wie nach außen – zum Krieg in die Welt zog und diese mit hinein. Die Deutschen – vor dem Kaiserreich praktisch ohne Vergangenheit als Kolonialmacht, sondern im Gegenteil in ihrer Geschichte selbst Eroberungen und Ausplünderungen ausgesetzt – folgten nun in ihrer überwältigenden Mehrheit bedingungslos einem brünetten „Führer“ aus inzestiösen Familienverhältnissen und dessen Idealbild eines blonden blauäugigen 1.90 m großen Mannes und brachten fortan ihre Nachbarn wegen ihrer Religion, Überzeugung, Lebensweise, oder aus sonst irgendeinem Vorwand um, der ihnen oder ihren Autoritäten gerade einfiel. Der Glaube an den vererbaren Glauben, mithin die Mythologie der kirchlichen Gene, rational, rechtlich und politisch betrachtet ein Beispiel des bizarrsten Schwachsinns zu dem Menschen überhaupt fähig sein können, ließ die Deutschen von einer „jüdischen Rasse“ phantasieren.
Dass Kirchen keine Ethnien, Staaten keine Völker und Politik keine Religion ist, begreifen selbst im 21. Jahrhundert nicht alle. Und in faschistischer Heimtücke sind es oft genau die, die sich selbst als Bewahrer und Verfechter einer „Arisierung“, „Europäisierung“ oder als aufrechte Kämpfer gegen die „Islamisierung“ eines „Vaterlandes“ oder „Abendlandes“ verkaufen, wie sie alles verkaufen was ihnen in die Hände fällt, wie halb Berlin zum Beispiel
Zunächst zu empfehlen: sich die drei Methoden zur Aufrechterhaltung des permanenten, stetigen Drucks gegen die Entwicklung von Bewusstsein über das Dritte Paradoxon Hierarchie und Stände (bzw der feudalen Gesellschaftsstruktur) vor Augen zu führen.
Nun zur Rede des derzeitigen Bundespräsidenten.
Joachim Gauck hat heute in seiner Rede einen perfiden Versuch unternommen. Neben vielem, dem auch ich zustimmen würde stände es für sich, ließ er seine schmutzigen Finger wieder einmal nicht von der Seele dieser Republik. Wieder einmal ging es diesem Atlantiker, diesem Betrüger, diesem Kriegshetzer ausschließlich darum, den jetzt und hier lebenden 80 Millionen Menschen der Berliner Republik ein „Du bist Auschwitz“ mitzugeben.
Hier der entscheidende Passus. Um das perfide propagandistische Geschick dieser Rede, die Gauck meines Erachtens nach nicht selbst geschrieben hat, zu verdeutlichen, sind die vorher und nachher folgenden Sätze hinzugefügt.
„Gewiss werden nachfolgende Generationen neue Formen des Gedenkens suchen. Und mag der Holocaust auch nicht mehr für alle Bürger zu den Kernelementen deutscher Identität zählen, so gilt doch weiterhin: Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz. Die Erinnerung an den Holocaust bleibt eine Sache aller Bürger, die in Deutschland leben. Er gehört zur Geschichte dieses Landes.“
Nicht zufällig übernahm praktisch die gesamte Informationsindustrie die Kernbotschaft von Gaucks Rede: „Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz.“
Gaucks Rede, wer auch immer sie schrieb, kreiert ein vermeintlich undurchdringliches, unauflösbares Paradoxon. Sie stellt jeden einzelnen Bürger, jede einzelne Bürgerin der Republik vor die Wahl entweder a) eine „deutsche Identität“ anzunehmen, um diese dann unauflöslich an präzedenzlose Verbrechen eines totalitären Regimes zu ketten das existierte bevor sie geboren wurden oder b) eine „deutsche Identität“ abzulehnen, was wiederum eine Entfremdung gegenüber der eigenen Umgebung, der eigenen Lebenswirklichkeit, der eigenen Gesellschaft impliziert.
Hier die Auflösung dieses vermeintlichen, nur in sich logischen Paradoxon von Gaucks Rede:
Jeder und jede verfügt über eine eigene Identität. Denn wir sind eben keine Ameisen. Und brauchen auch nie wieder einen solchen Staat, der uns irgendetwas über unsere Identität erzählen will, es genau darauf abgesehen hat diese zu brechen und uns dazu hinterschnüffelt und bespitzelt mit seiner Rotte kranker Psychopathen, die sich statt Staatspolizei oder Staatssicherheit nun „Sicherheitsbranche“ oder „Sicherheitsbehörden“ nennen.
Die Identität einer Gesellschaft ergibt sich nicht aus irgendeiner Vorstellung, einem Glauben, oder irgendeinem Wahnwitz dem staatliche Funktionäre nun unbedingt glauben hinterher hecheln zu müssen. Die Identität einer Gesellschaft, die Identität von Deutschland, bildet sich im Wesentlichen aus zwei Faktoren: der Summe der Interaktion aller 80 Millionen Identitäten, sowie der Ordnung auf denen diese interagieren bzw interagieren können.
Nicht vergessen: auch frei sprechen will gelernt sein. Und wer lernt das heutzutage schon, selbst wenn er es lernen kann? Nur, wer nicht frei sprechen kann, weil er oder sie zum Beispiel Angst um sein Leben (oder noch viel schlimmer: seinen guten Ruf bei den Autoritäten, der Mehrheit, oder schlicht den lieeeeben KollegInnen) haben muss, weiß, dass erstmal nichts selbstverständlich ist außer dem ältesten Recht der Menschheit, dem Recht des Stärken und schweigt deshalb meist lieber. Oder anders ausgedrückt: er oder sie fügt sich. Keine gute Sache.
Zusammengefasst: eine „deutsche Identität“ ist ein Fantombegriff, auf den man sich gar nicht erst einlassen sollte. Ein wesentlicher mentaler Baustein der faschistischen Ideologie und seiner geistigen Mechanik ist eben die Aufgabe der eigenen Identität zugunsten eines – wie auch immer gearteten – größeren, übergeordneten gemeiiinsamen, heiiiiiiligen Irgendwas. Und genau das schimmert eben auch in Gaucks Rede durch.
Natürlich gilt diese Aufgabe der eigenen Identität in allen totalitären, auf „Full Spectrum Dominance“ zielende Systeme nur für die Folgsamen, a.k.a. Gefolgschaft, alias Untergebenen, Untertanen, Diener, Fusssoldaten, etc, pp.
Die „Führer“ aber, die Leader, die Generäle, Strippenzieher, feudalen Sitzkissendrücker, all die von sich selbst oder ihren vorhergehenden Vorsitzenden oder Familien „Auserwählten“, sie folgen nichts anderem als ihren eigenen Interessen und Vorstellungen. Man ist schließlich kein Gewählter. Sowas war mal.
Pech nur für all die Leader und solche die schon Schlange stehen und als solche reden, wenn sie es mit einer echten Republik zu tun haben.
Eine „deutsche Identität“ gibt es nicht. Eine Identität Deutschlands aber, die gibt es sehr wohl. Und diese Identität bildet sich, wie beschrieben, aus der Summe der Interaktion aller 80 Millionen Identitäten, sowie der Ordnung auf denen diese interagieren bzw interagieren können. Und diese ist das Grundgesetz.
Das Erinnern gehört zum Menschen. Es ist unverzichtbarer Bestandteil einer Demokratie. Von Feiglingen und Betrügern, Spitzeln und zynischen Ausbeutern, die aus lauter Angst vor unabhängigen Journalisten und einer unkontrollierten Willensbildung in der Bevölkerung den Ausknopf für das Internet, den „digitalen Radiergummi“, ein „Recht auf Vergessen“ fordern, oder von Anwälten eines Polizeistaates, an dem der Kontinent genesen soll, brauchen wir uns da nichts erzählen zu lassen.
George Orwell hat in „1984“ geschrieben:
„die Mächtigen kontrollierten die Medien und damit auch das Bewusstsein der Massen. Sie schrieben Geschichte und hatten allein die Mittel dazu. »Wer die Vergangenheit beherrscht«, lautete die Parteiparole, »beherrscht die Zukunft! Wer die Gegenwart beherrscht, beherrscht die Vergangenheit!«“
Die Zukunft dieser Republik ist nicht kontrollierbar. Wäre sie es, wäre sie verloren. Denn sie wäre ein Produkt eben dieser Kontrolleure.
Wir lesen, sehen, hören und reden in der Republik sehr oft über die Ereignisse vor 70 oder 100 Jahren. Was aber wird in 70 Jahren sein?
Betrachten wir z.B.
a) die mit der Entwicklung entsprechender digitaler Technologien einhergehende und von allzu vielen ignorierte Spionage und Informationskontrolle seit dem technologischen Quantensprung in 1943, die Beobachtung jedweder unverschlüsselten oder einsehbaren menschlichen Kommunikation und Information, unter Berücksichtigung aller damit verbundenen Konsequenzen (versuchter Analyse von Auswirkungen z.B. dieses Artikels nach Leserzahl, Veränderung von Suchbegriffen im faktischen Google Monopol, gesetzter Meme, Durchleuchtung der Meinungsbildung und Identifizierung von „Meinungsführern“, etc), bei Erwägung, dass auch in Orwells „1984“ nur ein geringer Teil der Bevölkerung überhaupt überwacht werden musste um diese zu kontrollieren, da der Großteil inaktiv-passiv und hinsichtlich des Kontrollprozesses schlicht irrelevant war,
b) die bereits begonnene genetische Manipulation von Mensch, Tier, Pflanzen, Nahrung, Umwelt, der massive Aufbau von Lagern mit menschlichem Erbgut, sowie der schleichenden biometrischen Erfassung der Bevölkerung, z.B. in Indien, in Afrika, in den Vereinigten Staaten von Amerika,
c) die Entwicklungen von Nanotechnologie oder „Biomechanik“ und ihre Auswirkungen
d) die ebenso unauffällig wie massiv voran getriebene Entwicklung von „Künstlicher Intelligenz“
e) den Aufbau und die Verbreitung entsprechender Ideologien zur „Überwindung“ bzw Dekonstruktion des Menschen selbst, wie „Transhumanismus“ oder gar „Posthumanismus“
f) eine mögliche Fortsetzung des in 2001 begonnenen weltweiten Terrorkrieges, der immer mehr Orwells beschriebenen ewigem Krieg vor dem Entstehen der sich gegenseitig stabilisierenden totalitärer Blöcke ähnelt, mit seinen Doppeldenk-Logiken, seinem geheimen Kriegsrecht, seiner Aushöhlung von Zivilgesellschaft, Werteordnung und Demokratie,
und kombinieren wir all diese möglichen Entwicklungen und Potentiale für unkontrolliert agierende Kräfte in Staat und Kapital, dann muss uns das hinsichtlich des Ausblicks ins Jahr 2085 einigermaßen nachdenklich stimmen, und wachsam gegen alle Tendenzen die Menschen einer von oben vorgegebenen Ausrichtung zu unterwerfen; und ganz besonders wachsam gegenüber dem Hineinreden in die eigene Identität, oder gar Versuchen diese zu brechen bzw zu dekonstruieren.
Der willen- und seelenlose Mensch-Roboter, Produkt spieltheoretischer Modelle, eine neue Eugenik bislang nicht gekannten, weil technologisch nicht umsetzbaren Ausmaßes, mag für staatliche Zersetzer und Desinformanten Vorbild und Inspiration sein. Ebenso Anlass, genau darüber nicht reden zu wollen. Und auch nicht über das Jahr 2085. Nicht einmal darüber, dass dies irgendwann einmal tatsächlich da sein wird. Weil das von all dem Untergangs-Schwachsinn und all den Endzeit-Szenarios ablenken würde, der den Menschen den ganzen Tag ins Hirn gekippt wird, damit nicht die Bevölkerung, sondern eben nur winzig kleine Gruppe von Manipulatoren Einfluss auf die tatsächliche Entwicklung der Gesellschaft nimmt.
Im Jahre 1928 veröffentlichte der Gottvater der „Spindoktoren“ und „Promoter“, Edward Bernays, sein Buch „Propaganda“. Im ersten Kapitel „Das Chaos organisieren“ heisst es:
„Die bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen ist ein wichtiges Element in der demokratischen Gesellschaft. Wer die ungesehenen Gesellschaftsmechanismen manipuliert, bildet eine unsichtbare Regierung, welche die wahre Herrschermacht unseres Landes ist. Wir werden regiert, unser Verstand geformt, unsere Geschmäcker gebildet, unsere Ideen größtenteils von Männern suggeriert, von denen wir nie gehört haben. Dies ist ein logisches Ergebnis der Art wie unsere demokratische Gesellschaft organisiert ist. Große Menschenzahlen müssen auf diese Weise kooperieren, wenn sie in einer ausgeglichen funktionierenden Gesellschaft zusammenleben sollen. In beinahe jeder Handlung unseres Lebens, ob in der Sphäre der Politik oder bei Geschäften, in unserem sozialen Verhalten und unserem ethischen Denken werden wir durch eine relativ geringe Zahl an Personen dominiert, welche die mentalen Prozesse und Verhaltensmuster der Massen verstehen. Sie sind es, die die Fäden ziehen, welche das öffentliche Denken kontrollieren.“
Es sollte sich nun jeder und jede fragen, was ihm dabei irgendwie bekannt vorkommt und was der Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ im Jahre 2085 für eine Bedeutung haben wird.
Aus „Wann?“ von Rio Reiser:
„Du sagst
Du willst die Welt nicht ändern
Und ich frag mich, wie machst du das nur
Du bist doch kein Geist in der Flasche
Und du bist auch kein Loch in der Natur
Denn nach jedem Schritt, den du gehst
Und nach jedem Wort, das du sagst
Und nach jedem Bissen, den du isst
Ist die Welt anders als sie vorher war“
In den nächsten 70 Jahren wird jeder und jede, die diese Zeit noch erlebt, mit jedem Wort und jeder Tat dazu beitragen wie diese werden. Unsere Verfassung, das Grundgesetz, das viele der Gewählten die sich mit Auserwählten verwechseln dabei gern beseitigt sehen würden, die aber alle Menschen in dieser Republik genau vor ihren Machenschaften beschützt und dabei einen weltweiten Standard setzt, wird uns dabei als unser gutes Recht begleiten und uns dabei ebenso helfen unsere eigene, individuelle Identität, sowie die Identität und die Zukunft unserer Republik zu bilden.