Mexikanischer Bischof kritisiert Abkommen mit Deutschland

Der mexikanische Bischof und Menschenrechtsaktivist Raúl Vera hat nach einem Besuch in Deutschland eine kritischere Haltung der Bundesregierung gegenüber der Staatsführung in seinem Land gefordert. Es müsse „endlich über den Staatsterrorismus in Mexiko gesprochen“ werden, sagte der 69-jährige katholische Geistliche im Interview mit amerika21. Vor allem das mutmaßliche Massaker an 43 Lehramtsstudenten im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero Ende September vergangenen Jahres habe dieses Problem ins Schlaglicht gerückt, so Vera.

Die Opfer der Gewalttat im Bundesstaat Guerrero seien einfache Jungen aus armen Verhältnissen gewesen, die gegen die herrschende Ungerechtigkeit aufgestanden sind, so Vera. Dies wisse auch die Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto. „Sie weiß genau, dass sie nur für ein Prozent der Bevölkerung regiert. Was in Ayotzinapa geschehen ist, können wir nur als Staatsterror bezeichnen. Es ist ein Terrorakt, der einschüchtern soll.“

Der Menschenrechtsaktivist trat zugleich der These entgegen, dass es sich bei dem mutmaßlichen Mord an den Studenten in Guerrero um eine Einzeltat gehandelt habe. „Allein in meiner Diözese von Saltillo Coahuila zählen wir 350 Verschwundene“, sagte er.

Als hauptsächliche Ursache der Gewalt sieht Vera die „enorme soziale Ungleichheit“ in Mexiko. Diese soziale Schieflage sei durch den Freihandelsvertrag zwischen Mexiko und den USA aus dem Jahr 1994 verstärkt worden. „Auf Basis dieses Freihandelsvertrags wurde das Agrargesetz in Mexiko verändert und die Bauern sehen sich seither massiven Problemen gegenüber“, führte Vera im amerika21-Gespräch in Berlin aus.

Kritisch kommentierte der katholische Geistliche ein geplantes Sicherheitsabkommen zwischen Deutschland und Mexiko. Schon bei einem Gespräch im Bundesinnenministerium habe er darauf hingewiesen, dass die mexikanische Regierung die Polizei missbrauche, um ihre Interessen zu verteidigen. „Wenn die deutsche Regierung dieses Abkommen durchsetzen will, dann wird die einzige Folge sein, dass es in Mexiko bessere und modernere Waffen zur Unterdrückung gibt“, resümierte Vera.

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Erstveröffentlichung am 13.Februar 2015 auf Portal amerika.de