Pressemitteilung von Wikireal
WikiReal verurteilt den fahrlässigen Umgang der Deutschen Bahn AG mit der Entfluchtung des Tiefbahnhofs: Der DB-Brandschutzbeauftragte Klaus-Jürgen Bieger geht entgegen den einschlägigen Vorschriften davon aus, dass die Züge im Brandfall nicht „voll sind“, wie er gestern Abend in der SWR-Sendung „Odysso“ erläuterte (siehe YouTube-Video ab Min. 5). Bieger rechtfertigte damit die Annahme im S21-Brandschutzkonzept, dass nicht mehr als 4.041 Personen von einem Bahnsteig zu retten wären. Für Stuttgart 21 plant die Bahn jedoch regelmäßig sogenannte Doppelbelegungen mit bis zu vier Zügen an einem Bahnsteig. Dann sind nach den Brandschutz-Regeln 6.118 Personen zu evakuieren.
Dr. Christoph Engelhardt vom Faktencheck-Portal WikiReal.org: „Das ist eine krasse Verletzung der Vorgaben für den Brandschutz, die Bahn kann sich ihren Tunnelbahnhof nicht auf Kosten der Sicherheit schönrechnen! So wird die Station zur Todesfalle!“ Engelhardt sieht das Projekt auf der Kippe und fordert Bieger zur öffentlichen Diskussion heraus.
Am 11.03.2015 ab 18 Uhr lädt die Gemeinderatsfraktion SÖSLinkePlus ins Rathaus ein zu einer Diskussion über den Brandschutz im Tunnelbahnhof S21. Fraktionsvorsitzender Thomas Adler: „An einem so kritischen Punkt des Projekts dürfen keine derart gravierenden Fragen offen bleiben. Ich nehme den neuen Vorsitzenden des S21-Vereins Georg Brunnhuber beim Wort: Nur Transparenz hilft! Die Stuttgarter Bürger haben ein Anrecht zu erfahren, wie die Sicherheit in der brandschutztechnisch problematischen Architektur der unterirdischen Bahnhofshalle gewährleistet werden soll. Herr Bieger ist gemeinsam mit der Stuttgarter Branddirektion angefragt, uns die neue Brandschutzlösung zu erläutern.“
Engelhardt: „Das Eisenbahn-Bundesamt will das S21-Brandschutzkonzept zeitnah genehmigen, dabei sind laut Aktenlage grundlegende Fragen ungeklärt.“ So sei auch nicht untersucht worden, ob die vielen Engpässe neben den neuen Fluchttreppenhäusern den in Stuttgart besonders hohen Fahrgastwechsel zulassen. Diplomingenieur Hans Heydemann von den Ingenieuren22 gibt zu bedenken: „Es ist noch vollkommen offen, woher die Luftmassen kommen, die den Rauch aus der Bahnhofshalle drängen sollen.“ Auch für die Tunnel ist ungeklärt wie eine sichere Evakuierung im abziehenden Rauch funktionieren soll. Brandoberamtsrat a.D. Johannes Frank ist auf der Basis rechtlicher Grundlagen im Feuerwehrgesetz Ba-Wü zum Schluss gekommen: „Dieser Bahnhof erfordert ein hochkomplexes und schnelles Katastrophenmanagement. Die Station benötigt eine Werkfeuerwehr.“ Mit diesen Kosten hat noch niemand kalkuliert. Die drei Experten wollen das Thema am 11.03. mit den Vertretern der Bahn und der Stadt öffentlich erörtern.