Königsbrief aus Stockholm an Herrscher in Riad: Betteln um Hoheits Gnade
Sprachrohr für die schwedische Rüstungsindustrie: Winseln um Vergebung nach „Fehltritt“ einer „Untertanin“
Nachdem die schwedische Aussenministerin Margot Wallström in den Königspalast von Schweden zum Rapport zitiert und ein Treuebekenntnis des Monarchen zu dem saudischen Königshaus in der Zeitung durch eine Pressemitteilung veröffentlicht wurde, schrieb König Carl XVI. Gustaf voller Ergebenheit einen persönlichen Brief an das Oberhaupt des Hauses Saud.
In dem königlichen Billet wird Salman bin Abdulaziz die uneingeschränkte Unterstützung für dessen Politik versichert. Carl XVI. Gustaf beteuerte, die starken bilateralen Beziehungen und Schlagkraft in den aufstrebenden Beziehungen fortzusetzen, hiess es laut Pressemitteilung der staatlichen Agentur von Kuwait, KUNA, am 28.März 2015 unter Berufung auf Saudi Press Agency (SPA).
Der König von Schweden hat nur repräsentatives Gewicht und hat sich den Beschlüssen des Parlaments zu fügen. Aus diesem Grund wurde zeitgleich eine Depesche des Ministerpräsidenten von Schweden, Stefan Lofven, beigefügt um zu zeigen, dass die Politik die gleichen Ansichten vertritt.
Lofven brachte Trauer und Bedauern über den jüngsten diplomatischen Streit zwischen den beiden Ländern zum Ausdruck.
Lofven betonte in seinem Brief auch sein ganz persönliches Bedauern, insbesondere über die Auslegung einer Handlung oder Erklärung der schwedischen Regierung und Missverständnisse, über jede Form der Demütigung des wahhabitischen saudischen Königreichs oder des Islams, die in Betracht gezogen werden könnten und bestärkte das Interesse seiner Regierung und den Wunsch, die Beziehungen zwischen den beiden Königreichen zu festigen und zu erhalten. Der Premier betonte König Salmans klare Rolle beim Schutz des Islams und aller heiligen Stätten.
Zur Belohnung für konformes Verhalten nahm der Botschafter von Saudi-Arabien heute wieder in Schweden die Arbeit auf.
Diese beiden Entschuldigungsschreiben von den ranghöchsten Staatsoberhäuptern Schwedens sind zynische Kondolenzen, mit denen die europäische Demokratie zu Grabe getragen wurde. Der Triumph ist nicht von Dauer, jedes diktatorische Regime bricht eines Tages zusammen wenn die Menschen die Grausamkeiten nicht länger ertragen können.
Die um Vergebung winselnden „Traueranzeigen“ wurden bei einem Treffen zwischen dem saudischen König vom ehemaligen Verteidigungsminister Björn Gustaf von Sydow, Ex-Reichstagspräsident, Sozialdemokrat und dem derzeitigen Sondergesandten von Schweden, persönlich übermittelt.
Die Abgeordneten des schwedischen Parlaments werden wie Luftnummern übergangen. Schwedische Menschenrechtsorganisationen werden ignoriert, ihre Arbeit zählt nicht. Sie existieren einfach nicht, ihre Kritik zu Menschenrechtsverletzungen werden von Schweden als „Demütigung Riads“ abgekanzelt.
Welche Reaktion und Debatten in den nächsten Tagen auf diesen Kniefall vor der Rüstungsindustrie und den tiefen Rückfall des Königshofs von Schweden in feudalistische Verhältnisse folgen wird sich zeigen – vor allem auch vor dem aktuellen, lang ersehnten brutalen Überfall Riads mit Bombenangriffen auf den Nachbarstaat Jemen, zu dem die Organisation der Vereinigten Nationen schweigt.
Wie sehr Saudi-Arabiens Thron, dem weltweit stärksten Waffeneinkäufer, hofiert wird, zeigte der Tod des vorherigen Königs Abdullah vor zwei Monaten. Carl XVI Gustaf reiste an. Präsident Obama brach den Staatsbesuch in Indien vorzeitig ab. Francois Hollande und Ban Ki-moon nahmen neben weiteren Staatsoberhäuptern ebenfalls an dem Begräbnis teil – eine Szenerie als würde einem verstorbenen Kaiser von seiner Gefolgschaft wie in der hochmittelalterlichen Gesellschaftsordnung die letzte Ehre erwiesen (Fotostrecke). Dem neuen König wurde von allen Seiten der Angereisten gebührend öffentlich gehuldig während hinter den Kulissen um die Rangordnung bei der Auftragsvergabe für bestehende oder neue geschäftliche Projekte unter den geänderten Verhältnissen, bedingt durch den Thronwechsel, gebuhlt wurde. Für Ablenkung sorgte währenddessen die bürgerliche und Boulevardpresse mit der Aufregung um Michelle Obamas Outfit.
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Quellen:
http://www.kuna.net.kw/ArticleDetails.aspx?id=2432487&Language=en
http://english.alarabiya.net/en/News/middle-east/2015/03/28/Saudi-Arabia-restores-ambassador-to-Sweden.html