Kontrolle durch Saudi-Arabien über Seeweg zwischen Rotem Meer und Golf von Aden?
Eine Räuberpistole nach der anderen im Krieg gegen den Jemen: angeblich Insel in der Bab el-Mandab-Strasse von „aufständigen Rebellen“ durch saudische Eliteeinheiten befreit.
Seit vielen Jahren operieren internationale Kriegsschiffe in den Gewässern südlich der Arabischen Halbinsel und der Ostküste des Afrikanischen Kontinents und warten auf „Piraten“. Jetzt haben die Stabskommandos echte Staatsterroristen vor ihrer Haustür, die von der Insel Myong, die auf keiner gängigen Landkarte verzeichnet ist, Besitz ergriffen.
Der Zerstörer „USS Sterett“ und das Amphibienschiff „USS New York“ der U.S. Navy stachen laut einem „defense official“ am 27.März 2015 von Djibouti aus in See, um mit einem Pave Hawk-Helikopter zwei saudische Piloten aus dem Golf von Aden zu retten, nachdem ihr F-15-Kampfjet ins Meer in internationalen Gewässern abstürzte.
Ob mechanische Probleme dazu führten, konnte der saudische Namenlose nicht sagen, wenigstens war nicht von einem Raketenangriff die Rede. Die Piloten wurden ambulant behandelt. Der übliche „official“, der nicht autorisiert war, über die Operation zu sprechen, hatte keine Informationen über den Status der Piloten oder weshalb sie aus dem Flugzeug sprangen. Die Quellen sind The Associated Press und Reuters, auf die sich selbst Military Times berief. Solange von staatlicher Seite, einem Ministerium, keine Bestätigung erfolgt, dient der Flugzeugabsturz samt Rettungsaktion, die nur zwei Stunden dauerte und vielleicht gar nicht so stattfand, möglicherweise der Verschleierung des Einsatzes mit anderen Zielen, denn das Auslaufen der Kriegsschiffe und der Flug des Helikopters bleiben nicht unbeobachtet in diesem Gebiet.
Am 31.März 2015 berichtete Reuters über Kämpfer der Houthi, die an diesem Tag eine Militärbasis an der Küste an der Bab el-Mandeb Strasse am Roten Meer laut „lokalen Beamten“ betreten haben sollen. Soldaten der 17.Panzerdivision im Bezirk Dabab in der südwestlichen jemenitischen Provinz Taiz hätten den Houthi die Tore zu einem Militärstützpunkt geöffnet, hiess es. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Luftwaffenstützpunkt al-Anad nördlich von Aden genannt.
Das bedeutet, dass die Houthi-Rebellen ein Standbein entlang einem der weltweit entscheidenden Öl-Drehkreuze haben, so die Botschaft.
Die Meerenge Bab el-Mandeb ist die schmalste Stelle mit siebenundzwanzig Kilometern Breite. Die Suez-Mittelmeer-Pipeline (Suez-Mediterranean pipeline), die von Alexandria südlich von Kairo bis zum Roten Meer Erdöl transportiert und mehrere Ölterminals wurden neben dem Tanker-Schifffahrtsverkehr nicht vergessen zu erwähnen. Die Pipeline gehört der Arab Petroleum Pipeline Company/Sumed Company, einem Joint Venture zwischen EGPC (50%, Ägypten), Saudi Aramco (15%, Saudi-Arabien), IPIC (15%, den Vereinigten Arabischen Emiraten), drei Firmen in Kuwait (jede 5%) und QGPC (5%, Katar). Der Handel mit Rohöl sei in akuter Gefahr, hiess es aus Kairo.
Am Freitag, den 3.April 2015 hätte nun die saudische Luftwaffe die Insel Myong bombardiert und dabei angeblich „militärische Ausrüstung und Raketen“ iranischer Herkunft zerstört. Die Houthi haben kurz zuvor die Insel unter ihre Kontrolle gebracht, summte der Geheimdienst-Postbote.
Am Tag darauf, am 4.April haben saudische Elitetruppen der Marine den Boden der Insel betreten um die beiden Kommando-Bataillone der Houthi zu vertreiben, die von iranischen Revolutionsgarden ausgebildet wurden. Die Quelle ist DEBKAfile, berüchtigt durch das falsche Streuen von Informationen durch anonyme militärische und Geheimdienstquellen sowie ein saudischer Berater, der „nicht identifiziert werden wollte“:
„Spezialkräfte haben die Insel isoliert sowie die Operation fortgesetzt, um alle Reste der Houthi-Präsenz zu zerstören“.
Der ägyptische Putsch-Präsident Abdel Fattah al-Sisi hielt am 4.April 2015 nach dem Treffen mit dem Obersten Rat für die Streitkräfte eine Fernsehansprache, in der es hiess, dass das Sichern der Schiffspassage im Roten Meer und der Schutz der Bab el-Mandab-Strasse eine der obersten Prioritäten für Ägyptens nationale Sicherheit“ sind. Weiter sagte Sisi, dass „die nationale Sicherheit nicht geschützt ist, bis nicht alle arabischen Länder zusammen kommen“.
Offiziell gab Saudi-Arabien keine Stellungnahme zu der Einnahme der Insel Myong ab. Der saudiarabische Brigadegeneral Ahmed Assiri als Sprecher der „Militärkoalition“ der Arabischen Liga sagte am Samstag, dass es keine Ankündigung über „Stiefel auf dem Boden“ gab. „Selbst wenn es wahr ist glaube ich, dass die Sicherheit und die Gewährleistung der Operation für uns wichtiger sind als es durch die Medien anzukündigen“.
Die jetzt verbreitete Story über die Insel Myong ist völlig unglaubwürdig. Die Houthi werden wohl kaum ihre Kräfte zersplittern, um eine Insel im Meer zu besetzen, einen Katzensprung vom waffenstarrenden Djibouti entfernt und was im bisherigen Verlauf des Krieges keinen Sinn macht. Eher ist anzunehmen, dass Saudi-Arabien sich diesen strategischen geografischen Punkt unter einem Vorwand einverleibt. Wer will und kann unter diesen Umständen das Gegenteil beweisen. Der ausser Landes nach Saudi-Arabien geflüchtete, vielleicht auch gekidnappte, jemenitische Staatspräsident dient als Alibi für den völkerrechtswidrigen Überfall auf einen souveränen Staat.
Das Nadelöhr Bab al-Mandab ist der ununterbrochen am stärksten beobachtete Platz auf der Welt. Satelliten- und andere Fernaufklärungstechniken sind im Einsatz. Djibouti liegt an dieser Meerenge. Dort befinden sich landeseigene Militärstützpunkte, französische Truppen der Forces françaises stationnées à Djibouti (FFDj), die U.S.-Amerikaner im Camp Lemonier sowie die Deutschen seit ihrem „Piratenauftrag“. Kriegsschiffe fast aller Nationen erheben den Anspruch, vor Ort zu sein. Nicht eines dieser Kommandos erwähnt die oben genannten Vorgänge, die nur auf Pressemeldungen beruhen.
Wir werden im Laufe der nächsten Wochen sehen, ob Saudi-Arabien, unterstützt von Ägypten und ihren Allianz-Freunden inklusive des Pentagons, einen Führungsanspruch über die Kontrolle dieser Meeresenge mit der Okkupation von jemenitischem Staatsgebiet unter Berufung auf Myong erheben und der Jemen, der zur Zeit zu dieser Frage nicht handlungsfähig ist, ausgeschaltet wird.
Die ständigen Mitglieder des U.N.-Sicherheitsrats als führende Waffenproduzenten werden zu diesem Bluff schweigen so wie bei der Machtergreifung Sisis in Ägypten und jeden ihnen gelegen kommende Gemetzel. Zu tief sind die gemeinsamen Beziehungen der Wirtschafts- und Rüstungskonzerne.
Für die deutsche Bundeswehr mit ihrem Atalanta-Mandat gilt nach wie vor: Raus aus Afrika! Hier ist keine Beute oder gar Ehre zu holen. Die teilen sich schon längst andere kapitale Ränge.
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Quellen:
http://abcnews.go.com/International/us-rescues-saudi-pilots-gulf-aden/story?id=29965427
http://www.militarytimes.com/story/military/2015/03/28/us-rescues-saudi-airmen-from-water-south-of-yemen/70588550/
http://www.business-standard.com/article/pti-stories/securing-bab-al-mandab-strait-top-priority-egyptian-president-115040400728_1.html
http://uk.businessinsider.com/houthis-captured-base-on-bab-el-mandeb-2015-3?
http://zeenews.india.com/news/world/saudi-special-forces-involved-in-yemen-operations_1573483.html