Christlicher Fundamentalismus und Kreuzfahrer-Mentalität in der U.S.-Armee – Chef des Jagdbombergeschwaders bisher trotz Untersuchung ohne Konsequenzen und noch immer ausser Kontrolle.
Als ob es nicht schon eine Katastrophe seit Ende des Zweiten Weltkrieges wäre, dass die Regierungen der Vereinigten Staaten von Amerika weltweit ständige Militärstützpunkte einrichteten und seit siebzig Jahren einen Krieg nach dem anderen, unterstützt von ihren verschiedenen Bündnispartnern, führen, befindet sich ein nicht unwesentlicher Anteil der Kommandoebene der höchsten Militärs in einem geistig bedenklichem, irrationalen Zustand.
Zu dem Druck des Imperialistischen Komplexes, andere Länder unter die eigene Vorherrschaft zu zwingen, gesellt sich eine pseudo-religiöse Komponente. Absolut gefährlich ist eine Situation, wie sie auf dem U.S.-Luftwaffenstützpunkt „Seymour Johnson“ an der Ostküste der U.S.A. im Bundesstaat North Carolina zu finden ist.
Der Luftwaffenstützpunkt „Seymour Johnson“ ist Trainingzentrum für Piloten. Teile des Air Combat Command (ACC) und eine Einheit des Air Force Reserve Command unter Kommando des Air Mobility Command (AMC) sind dort stationiert. Transportlogistik und Betanken von Kampfjets in der Luft gehören zu den Aufgabenbereichen. Die Jagdflieger werden in arabischen und asiatischen Ländern eingesetzt – aktuell gegen irakische, syrische Ziele.
Auch die Royal Air Force des Königreichs Saudi-Arabien lässt neben anderen Staaten ihre Jagdbomber-Piloten auf diesem Armeestützpunkt ausbilden.
Mark H. Slocum, Oberst der U.S. Air Force, ist seit Juni 2014 Kommandeur des 4th Fighter Wing, der mit dem operativen Bestand von zweihundert nuklearen Bomben vom Typ B61-3 und B61-4 betraut ist, die von F-15, F-16 und Panavia Tornado Jagdbombern abgeworfen werden können.
Unter Rechtsbruch der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika, die eine Trennung von Staat und Religion zwingend vorschreibt, agiert Slocum als dienstältester Kommandeur des Militärstützpunkts ungehindert als Hassprediger gegen den Islam.
Diese Religion differenziert der Kommandeur nicht sondern reduziert sie allein auf die blutrünstige „I.S.I.S.-Eroberungsmentalität“. In seinen täglichen Tagesbefehlen an die Offiziere, Soldaten und die zivilen Angestellten werden für „seine heiligen Krieger“ extreme religiöse Kreuzfahrer-Slogans vorangestellt. Auch in Schulungsveranstaltungen und Vorträgen nimmt der eifernde Messias mit extremistischen Ansichten kein Blatt vor den Mund.
Der „Prediger“ vergleicht den „guten“ Kampf seiner Unterstellten mit dem Kampf der Titanen aus der griechischen Mythologie oder mit dem konkurrierenden jüdisch-christlichen Gott „The Lord“ gegen „Allah“. Sie würden in den Kampf ziehen, um „Gottes Werk“ zu verrichten. An die Piloten des Jagdgeschwaders im Einsatz im Nahen Osten gerichtet, hiess es „dort hat der Herr voll zu arbeiten“.
Michael L. Weinstein veröffentlichte am 3.April 2015 den Beitrag “Air Force F-15 Wing Commander to Subordinates: USA is “Doing the Lord’s Work” in the Middle East” auf AlterNet, der am 13.April von Truthout übernommen wurde.
Weinstein ist Gründer und Präsident der nichtstaatlichen Military Religious Freedom Foundation (MRFF), die vor allem gegen den evangelikanen Fundamentalismus und Christianisierung des U.S.-Militärs vorgeht; und ist Absolvent der Luftwaffen-Akademie. Zuvor war Weinstein ein Berater des Weissen Hauses unter der Reagan-Regierung.
Military Religious Freedom Foundation vertritt vierundzwanzig sich im aktiven Dienst befindende Offiziere, Unteroffiziere und Zivilisten (sechzehn davon sind praktizierende Christen) des Luftwaffenstützpunkts gegen Slocum. Sie fürchten zu Recht Repressalien, wenn sie den Kommandeur „verpfeiffen“. Weinstein vermutet, dass Slocum in den übergeordneten Kommandoebenen über einen „Schutzengel“ verfügt und nach Bekanntwerden dieser skandalösen Vorkommnisse in der Öffentlichkeit durch Beförderung aus dem Rampenlicht gezogen werden könnte. Die Air Force erklärte, dass „entsprechende Maßnahmen getroffen worden sind“. Die Untersuchungen sind abgeschlossen. Um welche Massnahmen es sich dabei handelt und diese öffentlich zu machen ist trotz bisheriger Medienanfragen nicht gelungen in Erfahrung zu bringen.
In einem muss Weinstein widersprochen werden auf mögliche verletzte religiöse Gefühle in Riad: „Stellen Sie sich das Spannungspotenzial, die Entfremdung und möglicherweise eine Trennung von unseren ultrakonservativen und sehr strengen geopolitischen Bettgenossen im Haus Saud vor.“
Die sind wohl das letzte Hindernis, saudische Piloten von den U.S.A. nicht ausbilden zu lassen. Der Präsident der Military Religious Freedom Foundation weiss das auch und setzt diese Befürchtung als kluges Argument ein, den Fanatiker durch die Vorgesetzten zu stoppen.
„Wann werden die Amerikaner Notiz nehmen und diesem Berg voller Gefahren ein Ende setzen? Wir können natürlich nicht davon abhängig sein, dass es die Führungsspitze der U.S.A.F. tut“, so Weinstein.
Dieser Appell sollte die Bevölkerung in Europa, Asien und Afrika nicht unberührt lassen unter der Annahme, dass dies eine interne Angelegenheit der Regierung der Vereinigten Staaten ist. Ihre Kriege werden hier geführt, nicht auf dem nordamerikanischem Kontinent.
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