Vom Geheimdienst-Oberst a.D. zum Geldräuber im Flughafen
Ein ehemaliger Oberst und ein Major des Geheimdienstes der Armee sowie aktive Polizisten verübten einen mehr als dilettantischen Raubüberfall mit Kidnapping im Flughafen der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. Dabei hinterliessen sie eine offene, breit ausgelaschte Spur, die zur schnellen Ermittlung ihrer Identität führte.
Am 22.April 2015 kam es zum grössten Raubüberfall im internationalen Flughafen „Benazir Bhutto“ nahe der Hauptstadt Pakistans.
Eine in „Polizeiuniformen verkleidete Räuberbande“ – einer gab sich als Geheimdienstagent aus – entführte vor der Ankunftshalle einen Geldwechsler eines Wechsel-Unternehmens aus Karachi.
Dieser befand sich an Bord einer Maschine der Air Blue-Fluggesellschaft und landete um 9.30 Uhr im Flughafen. Der Geldwechsler traf sich mit vier auf ihn dort wartenden Geschäftsleuten, die auch Geldwechsler waren, um Devisen zu wechseln. Vor ihren Augen wurde der Mann nach dem Transfer in der Lounge nach deren Verlassen gekidnappt und zu einem Jeep, der eine Stunde lang auf dem Parkplatz des Flughafens bereit stand, nach Aussagen der Zeugen verschleppt um ihn zu „verhören“. Nachdem der Geldwechsler um 70 Millionen Rupien erleichtert wurde, wurde er bei einer Brücke an der Islamabad-Autobahn aus dem Auto abgesetzt.
Der Flughafen, acht Kilometer süd-südwestlich von Islamabad und drei Kilometer östlich von Rawalpindi, wird von einer ganzen Armee von Sicherheitsbeamten der Flughafenbehörde geschützt. Über einhundert Überwachungskameras sind installiert. Zudem herrschte an diesem Tag höchste Alarmbereitschaft wegen „very important person“ (VIP)-Reiseverkehr während der letzten vierundzwanzig Stunden.
Die Polizeibehörde von Rawalpindi konnte das Fahrzeug nach Auswertung der Kameras und der Zeugenberichte orten und bald darauf die Schuldigen mit der Hälfte der Beute verhaften.
Die örtliche Polizei schickte eine Anfrage an das Innenministerium mit den Namen von zwei ehemaligen Armeeoffizieren, die in dem Überfall involviert waren und die einem Nachrichtendienst zugeordnet sind. Dabei handelt es sich um zwei pensionierte Offiziere, einem ehemaligen Oberst und einem Major, die direkt an dem Raub auf dem Flughafen beteiligt waren sowie ein sich im aktiven Dienst befindenden Polizeiunterinspektor eines Kommissars aus Rawalpindi. Der Unterinspektor wurde einige Wochen zuvor entlassen und später wieder eingestellt.
Ein Antrag wurde an Interpol gesandt um einen Komplizen in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu verhaften.
Insgesamt sollen zehn Personen als Komplizen beteiligt sein, die Ermittlungen laufen noch.
70 Millionen pakistanische Rupien entsprechen zum derzeitigen Wechselkurs etwa 615000 Euro, die sich mutmasslich zehn Täter mit teilweise hohen ehemaligen Stellungen im Geheimdienst der Armee teilen wollten.
Eine merkwürdige Story. Sicherer wäre es zum Schutz der Identität gewesen, den Geldwechsler auf dem Zubringer zur Autobahn, auf dieser selbst oder nach Verlassen des Highways zu stoppen als aus Habgier das Risiko einzugehen, im Hochsicherheitsgelände des Flughafens einen Mann in Anwesenheit der Geschäftspartner „festzunehmen“. Vielleicht befand sich etwas mehr im Gepäck mit brisantem Inhalt, dem die Räuber so schnell habhaft werden wollten bevor es in andere Hände fällt.
Quellen:
http://www.dawn.com/news/1177701/passenger-kidnapped-at-airport-robbed-of-millions
http://www.dawn.com/news/1179078/ex-army-major-colonel-involved-in-robbery-of-millions