Es wird viel spekuliert um den eiligen Russlandbesuch des Außenministers der Vereinigten Staaten von Amerika John Kerry in der Folge von Russlands erfolgreich abgehaltenen Feiern zum Jahrestag des Sieges am 9. Mai. Am 11. Mai war Kerry, der Russland noch am 9. Mai brüskiert hatte, auf dem Weg nach Russland, und Putin war einverstanden, ihn am 12. Mai zu treffen.
Im Lauf der Zeit werden wir herausfinden, warum Kerry Putin am 9. Mai brüskiert und drei Tage später das Washingtoner Hampelregime in der Ukraine kritisiert hat. Ausgehend von dem, was wir zur Zeit wissen, ist eine mögliche Erklärung, dass Washington zur Vernunft kommt.
Wenn Sie das 1 Stunde 20 Minuten lange Video von der Parade am Tag des Sieges gesehen haben, dann ist Ihnen klar, dass die Feier eine kräftige Botschaft vermittelte. Russland ist eine erstklassige Militärmacht, und Russland wird unterstützt von China und Indien, deren Soldaten mit Russland in der Parade marschierten.
Während also der zunehmend bedeutungslose von seiner eigenen Wichtigkeit voreingenommene Westen die Feier des Sieges, den ihm die Rote Armee über Hitler gab, verächtlich behandelte, waren die drei größten Länder der Welt vereint anwesend. Russland besitzt die größte Landfläche, und China und Indien verfügen nebst ebenfalls gewaltigen Flächen über die größten Bevölkerungen der Welt.
Die Feier in Moskau machte klar, dass Washington bei der Isolierung Russlands jämmerlich versagt hat. Was Washington erreicht hat, ist die Stärkung der Einigkeit von BRICS.
Mit dem Präsidenten Chinas an der rechten Seite Putins machte die Feier sogar den Dummköpfen im Obamaregime eindeutig klar, dass Washington nicht länger die alles beherrschende Macht ist.
Bedenken Sie jetzt die Auswirkungen auf Washingtons Vasallenstaaten in Europa, dem Knackpunkt des amerikanischen Imperiums. Die Europäer sind sich bewusst, dass die beiden stärksten Militärmächte in der Geschichte ihre Überfälle auf Russland nicht überlebt haben. Napoleon verlor die Grande Armee in Russland, und Hitler verlor die Wehrmacht in Russland. Den Europäern hat es gedämmert, dass sie im Interesse von Washingtons Anspruch auf die Weltherrschaft in einen Konflikt mit Russland hineintheatert werden. Die Europäer sind es gewohnt, Washington zu gehorchen, aber als das so weit ging, dass sie in einen Konflikt mit Russland gezwungen wurden, begannen die Europäer ihre abweichende Meinung zum Ausdruck zu bringen. Zeichen einer eigenständigen europäischen Außenpolitik zeigten sich mit Merkels und Hollandes Treffen mit Putin, um eine Lösung für die von Washington orchestrierte Krise zu finden.
Angesichts des Scheiterns seiner Politik, Russland zu isolieren, und des Aufkommens einer eigenständigen Außenpolitik in Europa schickte Washington Kerry als einen Bittsteller zu Putin, um einen Weg zur Deeskalierung der Krise in der Ukraine auszuarbeiten. Als Friedensstifter wird Putin Washington erlauben, das Gesicht zu bewahren. Das wird aber den Neokonservativen und dem Militär/Sicherheitskomplex nicht gefallen. Die Ersteren stecken tief in den Ansprüchen des Amerika über Alles, und die Letzteren lechzen nach den reichen Erträgen aus einem neuen kalten – oder heißen – Krieg.
Obama, Kerry und Cameron werden zu Zauberern werden müssen. Sie müssen von der Dämonisierung Putins übergehen zur Zusammenarbeit mit ihm.
Nachdem er mit Gewalt gegen Russland gescheitert ist, versucht es der Westen jetzt mit Verführung. Wenn die Völker des Westens darauf hoffen, dem Polizeistaat zu entkommen, den Washington der gesamten westlichen Welt aufs Auge gedrückt hat, dann müssen wir beten, dass Putin der Verführung nicht auf den Leim geht.
Es gibt keine Führung der Welt im Westen. Da gibt es nur Selbstsucht und Überheblichkeit. Westliche „Führung“ ist ausbeuterisch. Der Westen plündert den Nicht-Westen und wendet sich jetzt gegen sich selbst mit seiner Ausplünderung von Irland und Griechenland, und Italien, Spanien und Portugal als den nächsten Zielen für seine Raubzüge. Die amerikanische Öffentlichkeit selbst wurde ihrer Arbeitsplätze, Karrierehoffnungen und bürgerlichen Freiheiten beraubt.
Das westliche Modell des „demokratischen Kapitalismus” erweist sich als weder demokratisch noch kapitalistisch, sondern als eine Form des Faschismus unter der Herrschaft einer Oligarchie. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind das Land, das am dringendsten einen Regimewechsel nötig hat.
Orginalartikel Is Washington Coming To Its Senses? vom 15.Mai 2015