Während des Kalten Kriegs war Washington beunruhigt, dass Kommunisten Straßenproteste anfachen könnten, die sie in Revolutionen verwandeln könnten, mit Politikern, die nur darauf warteten, die neue Regierung zu übernehmen und so das sowjetische Imperium auszudehnen. Heute ist das genau das, was Washington macht.
Vor kurzem waren wir Zeugen einer derartigen Operation in der Ukraine, und jetzt scheint eine solche in Mazedonien im Gang zu sein.
Die National Endowment for Democracy (NED – Nationale Stiftung für Demokratie) wurde 1983 gegründet. Der offizielle Zweck ist die Förderung der Demokratie im Ausland. Der wirkliche Zweck war die Schaffung von Meinungsverschiedenheiten im sowjetischen Osteuropa. Heute benutzt NED unser Steuergeld, um Regierungen zu stürzen, die Washington nicht in den Kram passen.
NED finanziert Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Ländern, die Washington für politische Destabilisierung vorgesehen hat. Diese NGOs arbeiten unter Deckmänteln wie „Demokratie lehren“ und „Menschenrechte.“ Die NGOs entwickeln Kader bestehend aus idealistischen Studenten und verärgerten Politikern und mobilisieren sie gegen die bestehende Regierung, deren Unabhängigkeit Washington beschneiden will.
Die idealistischen Studenten sind einfach Dummköpfe, und die verärgerten Politiker streben einfach nach Macht in einem Amt und werden Washington dienen, um diese zu bekommen.
Laut der Staatssekretärin im Außenministerium Victoria Nuland gab Washington in der Ukraine $5 Milliarden für verärgerte Politiker aus und für die Schaffung von NGOs, die Washingtons Fünfte Kolonnen bilden sollten. Als der Präsident der Ukraine Viktor Janukowitsch sich weigerte, die Ukraine nach den Interessen Washingtons auszurichten, ließ Washington seine Fünften Kolonnen von der Leine und die Regierung Janukowitschs wurde gewaltsam gestürzt. Wenn auch Washington ständig von Demokratie daherredete, so hielt doch die Tatsache, dass Janukowitscha Regierung demokratisch gewählt war und neue Wahlen in nur wenigen Monaten fällig waren, Washington nicht davon ab, Janukowitsch zu stürzen.
Das gleiche Schicksal scheint jetzt Armenien, Aserbaidschan, Kirgistan und Mazedonien bevorzustehen. Die meisten Amerikaner wissen nicht einmal, wo diese Länder liegen. Armenien und Aserbaidschan liegen östlich des Kaspischen Meers und sind ehemalige Provinzen der Sowjetunion. Kirgistan ist eine ehemalige sowjetische Provinz, die an China grenzt. Mazedonien, das Geburtsland Alexanders des Großen, ist ein Teil des nördlichen Griechenlands, aber im 20. Jahrhundert wurden Teile Mazedoniens zu Teilen von Bulgarien, Serbien und Albanien, ehe es zu einer Provinz Jugoslawiens wurde. Als Washington Jugoslawien zerstörte, wurde Mazedonien zu einer unabhängigen Republik mit zwei Millionen Einwohnern. Mazedonien liegt im Landesinneren und grenzt im Süden an Griechenland, im Osten an Bulgarien, im Westen an Albanien und im Norden an Serbien und an den von Washington geschaffenen Kosovo.
Warum ist Washington daran interessiert, Mazedonien zu kontrollieren?
Die mazedonische Regierung hat sich geweigert, sich an Washingtons Sanktionen gegen Russland zu beteiligen und unterstützt die russisch-türkische Erdgaspipeline, die russisches Erdgas via Türkei an die griechische Grenze und weiter nach Europa liefern wird.
Griechenland wird gerade ausgeplündert von der Europäischen Union, dem IWF und den deutschen und holländischen Banken. Folgerichtig wird Griechenland in die Arme Russlands getrieben, da die Unterstützung durch Russland Griechenlands einzige Alternative zu den lähmenden Sparprogrammen bildet, die die EU dem griechischen Volk aufzwingt. Mazedonien liegt zwischen Griechenland und Serbien, einem Land, das für Washington und die EU nichts übrig hat aufgrund der Zerstückelung Jugoslawiens durch Washington und des Aggressionskriegs der NATO. Washington befürchtet, dass russische Energie, über die Washington keine Kontrolle hat, über das Gebiet von russischen Verbündeten in seine europäischen Hampelstaaten fließen könnte.
Wenn Washington sich Mazedonien schnappen kann, dann kann Washington zwischen Griechenland und Serbien stehen und vielleicht Griechenland dazu überreden, bei einer von Washington unterstützten Erdgaspipeline mitzumachen, die Europa von Aserbaidschan aus versorgt und dadurch Russlands Einfluss in Europa vermindert.
Mazedonien hat eine albanische Minderheitsbevölkerung. Albanien ist ein Vasall Washingtons und Mitglied der NATO. Washington hat sich zusammengetan mit den regimekritischen Albanern, Demonstranten sind auf den Straßen, die mazedonische Regierung wird der Korruption beschuldigt wie seinerzeit die ukrainische Regierung, und das Außenministerium der Vereinigten Staaten von Amerika äußert sich besorgt über die politische Krise in Mazedonien, die Washington orchestriert hat.
Washington redet immerzu über Demokratie und Menschenrechte, hat aber keinerlei Respekt für keines von beiden. Washington benutzt diese Begriffe, um auf deren Abwesenheit bei Regierungen hinzuweisen, die zu stürzen Washington beabsichtigt.
Die russische Regierung versteht die sich entwickelnden Vorgänge. Ob die russische Regierung ihre Lektion gelernt hat, als sie sich herausgehalten hat, als die ukrainische Regierung gestürzt wurde, wird sich zeigen.
Aus einer amerikanischen Perspektive, die im Gegensatz steht zur Perspektive Washingtons, stellt sich die Frage, ob das rücksichtslose Streben nach der Vorherrschaft der Vereinigten Staaten von Amerika das Risiko eines Krieges mit Russland und China wert ist. Die Neokonservativen, die die Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika eisern im Griff haben glauben, dass die Vorherrschaft jedes Risiko wert ist. Aber ist es den Amerikanern wert, dass eine Handvoll Neokonservativer ihnen das Risiko eines Atomkriegs aufhalst, nur um über die Welt zu herrschen?
Die nackte Aggression, die Washington gegenüber Russland zur Schau stellt, sollte nicht nur das amerikanische Volk, sondern die gesamte Welt alarmieren. Krieg wird vorbereitet. Krieg mit Russland bedeutet Krieg auch mit China. Das ist kein Krieg, den Washington und seine Vasallen oder das Leben der Menschheit gewinnen können.
Orginalartikel „A Color Revolution for Macedonia“ vom 22.5.2015
Quelle: http://antikrieg.com/aktuell/2015_05_23_einefarbenrevolution.htm