Ist der ganze “War on Terror” ein Betrug?
In diesem Exklusiv-Interview spricht Lars Schall ausführlich mit J. Michael Springmann, dem ehemaligen Leiter der US-Visastelle in Dschidda, Saudi-Arabien. Thema: Springmanns jüngst veröffentlichtes Buch “Visas for Al Qaeda: CIA Handouts That Rocked the World”.
Das nachfolgende Interview erschien im englischen Original hier auf Foreign Policy Journal.
J. Michael Springmann diente in der US-Regierung als Diplomat in Deutschland, Indien und Saudi-Arabien. Derzeit praktiziert er als Anwalt in Washington DC. Er hält einen JD von der American University in Washington DC sowie Bachelor- und Master-Abschlüsse in Internationale Beziehungen von der Georgetown University und der Catholic University of America. Im Februar 2015 veröffentlichte er “Visas for Al Qaeda: CIA Handouts That Rocked the World” bei Deana Publications – siehe hier.
Ist der ganze “War on Terror” ein Betrug? / Is the whole “War on Terror” a Fraud?
Lars Schall: Mike, Sie haben vor kurzem ein Buch veröffentlicht, und der Titel ist “Visas for Al Qaeda: CIA Handouts That Rocked the World”. Das Buch behandelt Ihre persönlichen Erfahrungen als Leiter der Visa-Abteilung im US-Konsulat in Dschidda, Saudi-Arabien. Zunächst einmal, wie sind Sie dort gelandet?
J. Michael Springmann: Nun, das ist etwas, worüber ich mich selber wunderte: als ich mich dem State Department nach Einsätzen beim Foreign Commercial Service und dem Staat-Commerce Exchange Program anschloss, bewarben wir uns für verschiedene Positionen auf der ganzen Welt, basierend auf unserem Wissen, unseren Erfahrungen, unseren Sprachkenntnissen, und so weiter, und ich pickte eine Reihe von Orten heraus, Ost-Berlin war einer von ihnen, einige Orte in Afrika und in Indien, und ich weiß nicht, wo sonst noch, aber Saudi-Arabien war nie auf meiner Liste der Orte, zu denen ich geschickt werden wollte. Und doch, am Tag, als sie die Missionen bekanntgaben, bekam ich die grüne Flagge von Saudi-Arabien, um dort als Leiter der Visastelle des amerikanischen Generalkonsulats in Dschidda im Hedschas im Westen Saudi-Arabiens hinzureisen.
Und als ich den Kerl fragte, der das Bildungsprogramm namens A-100 leitete, das neue Beamte im Auswärtigen Dienst mit dem State Department und dem Rest der amerikanischen Regierung bekanntmachte, ich sagte, John Tacik, was genau ist los, denn ich habe durch meine Karriereentwicklungs-Beamtin, die Frau, die angeblich meine Karriere im Außenministerium begleiten sollte, erfahren, dass ich im Begriff sei, nach Ost-Berlin geschickt zu werden, weil mich die Europa-Abteilung dort haben wollte. Und so, wie das Außenministerium funktioniert, ist die Europa-Abteilung primus inter pares: was die Europa-Abteilung will, das bekommt die Europa-Abteilung auch. Also war ich baff. Und er wusste es auch nicht.
Ich ging zu einem der Menschen, der einige dieser Bildungs-Sitzungen geleitet hatte, leider weiß ich seinen Namen nicht mehr, und ich fragte ihn. Nun, sagte er, sie wollten jemanden etwas Älteren, mit handelswirtschaftlichen Erfahrungen, Dschidda ist ein bedeutender Handelsknotenpunkt im Königreich, und sie dachten, Sie wären perfekt für den Job. Das hat meine Frage nicht beantwortet, und wahrscheinlich warf sie ein paar mehr auf, so dass ich mich später über diese Antwort wunderte.
LS: Tatsächlich landeten Sie dort in Dschidda. Was passierte, als Sie am dortigen US-Konsulat zwischen 1987 und 1989 als Leiter der Visa-Abteilung arbeiteten?
JMS: Lassen Sie mich Ihnen dazu einige Hintergrundinformationen geben. Ich nahm an Sprachkursen in Arabisch und an Regionalstudien über das Leben in Saudi-Arabien und im Nahen Osten teil, über die Kultur und solche Dinge, und ich bekam einen Anruf von einem der Referenten des Außenministeriums für Saudi-Arabien, das sind Leute, die die politischen, wirtschaftlichen, kommerziellen und sozialen Interessen in einem Land verfolgen, um eine Art Botschafter des Gastlandes in Washington zu sein, sie interpretieren das jeweilige Land gegenüber dem Rest des State Department, und der Typ sagte, der amerikanische Botschafter Walter Cutler sei in der Stadt, und ob ich ihn treffen wolle, und ich sagte, ja, sicher.
Und ich dachte, es würde bloß eine Hallo-und-Auf-Wiedersehen-Sitzung werden, die etwa fünf Minuten dauern würde. Nun ja, er hielt mich dort 45 Minuten lang fest, indem er über alle Probleme sprach, die meine Vorgängerin Greta Holtz für die Botschaft in Riad geschaffen hatte. Sie stellte keine Visapapiere für die Dienerschaft all dieser reichen saudischen Frauen aus, die nicht ohne Friseurinnen und Näherinnen und andere Faktoten reisen konnten.
Und ich dachte mir, als er das 45 Minuten lang tat, wollte er mir damit etwas sagen, aber ich hatte keinen Schimmer, was die Botschaft war, und als ich den Mann fragte, den Sachbearbeiter, der bei der der Begegnung mit mir dabei saß, worum es ging, sagte er, keine Ahnung, Cutler sei einfach nur ein komischer Kauz.
Nun, ich trat den Job an und wurde mit offenen Armen empfangen. Ich hatte vorher meiner Vorgängerin Greta Holtz geschrieben, und sie reagierte auf keinen der drei Briefe, die ich ihr geschickt hatte, um sie über die Arbeit zu befragen, wie es in dem Konsulat zuging, wie das Leben in Saudi-Arabien wäre. Ich wurde mit offenen Armen vom Generalkonsul Jay Freres und vom Political Officer Henry Ensher empfangen, und mir wurde gesagt, Oh, Sie sind solch eine Verbesserung zu Greta, sie war eine echte Schlampe, sie war nichts als ein Störenfried, wir sind froh, dass Sie hier sind. Und ich sagte mir, oh, Greta, ich könnte dir um den Hals fallen, du hast meine Karriere sicherlich vorangebracht!
Und nach einer Weile verweigerte ich die Vergabe von Visapapieren, weil die Vorstellung, die den Gesetzen und Vorschriften in den Vereinigten Staaten zugrunde liegt, die ist, dass jemand, der ein Visum beantragt, als Auswanderungswilliger zu gelten hat, sofern und solange er nichts Gegenteiliges nachweisen kann, und die Beweislast liegt bei ihm, man muss Beziehungen vorzeigen, wie einen Job oder ein Eigentum oder Familie oder ob man an einer Universität einen Kurs besucht oder so etwas. Das waren Leute, die keinen richtigen Job und keine wirkliche Existenz in Saudi-Arabien hatten, und in der Tat war einer von ihnen ein arbeitsloser Flüchtling aus dem Sudan, und ich wies diese Figuren ab, und Freres und andere Leute griffen mich an und verlangten von mir zu erfahren, warum ich sagte, dass sie kein Visum bekämen, und ich sagte, sie haben keine Verbindungen, wie es die Rechts- und Verwaltungsvorschriften verlangen. Und es gedieh bis dahin, dass sie mir sagten, dass ich das tun müsste, es sei nicht meine Entscheidung, wenn ich meine Arbeit im Außenministerium behalten wollte, müsse ich das Visum für diese bestimmte Person ausstellen. Im Fall des sudanesischen Kerls wollte zum Beispiel Henry Enshers Nachfolgerin Karen Sasahara das Visum, sie wollte mir aber nicht sagen, warum. Also ging sie zum Leiter der Konsularabteilung, Justice (Vorname) Stevens, und bekam das Visum erteilt. Ich fragte Justice danach, nun, was war es, wofür sie das Visum nötig hatte, und er sagte dann „nationale Sicherheit“, was keine wirkliche Bedeutung hat, und er ging nicht weiter darauf ein.
Es gab zwei andere Leute, ich denke, das waren Pakistanis, die damals zu einer amerikanischen Messeveranstaltung gehen wollten, aber nicht sagen konnten, wie die Messe hieß, und die nicht wussten, in welcher Stadt sie stattfinden würde, und ich wies sie ab. Ich habe einen schnellen Anruf von Paul Arvid Tveit erhalten, der die Ausstellung der Visa verlangte. Tveit wird auf Namebase.org als CIA-Beamter aufgeführt, der jetzt als Rentner in Virginia lebt. Er ging nach dem Streit mit mir zu Justice Stevens und erhielt abermals für diese Kerle Visapapiere, und das ist, wissen Sie, die Art des Mikrokosmos, der in den 18 Monaten, die ich dort war, vor sich ging. Es war ein tagtäglicher Kampf. Und als ich mit Jean Bradford sprach, sie war die der Leiterin des Citizen Services-Zweiges der Konsularabteilung, die mit Amerikanern zu hat, die Pässe brauchen oder eingesperrt sind oder etwas in der Art, oh, sagte sie, Jay Freres, er gibt einfach nur gerne Bonbons an Babys, was wieder keine wirkliche Antwort war.
LS: Okay, Sie leisteten dem also Widerstand, und wie spielte sich das ab?
JMS: Ich ging also deswegen zu Justice Stevens, und er sagte, na ja, wissen Sie, schweigen Sie darüber und stellen Sie die Visa aus. Ich ging zu Stephanie Smith, von der Namebase.org sagt, dass sie ebenfalls für die CIA arbeitete; sie war die Rechtsberaterin für konsularische Angelegenheiten in Riad, und ich erzählte ihr davon, und sie sagte, na ja, wenn es wirklich so schlimm ist, sollten Sie darüber mit dem Bureau of Consular Affairs sprechen, wenn Sie nächste Woche in Washington sind. Und sie kam nicht selber hinunter, sondern schickte einen von ihren Leuten, Bob Mustain, um darüber zu sprechen, und tatsächlich unternahmen sie nichts deswegen.
Und als sie dann ein Inspektionsteam rausschickten – das sind Leute, die vom Büro des Generalinspekteurs rausgeschickt werden, um sicherzustellen, dass die verschiedenen Foreign Service-Stellen gut geführt werden, gut organisiert sind, nach Recht und Gesetz walten –, kam dieser Kerl (Joseph P. O’Neill) zu mir und sagte, schauen Sie, Sie wissen, dass dies vor sich geht. Können Sie mir von dem Problem mit den Visa erzählen, und ich sagte, nun, mir wurde durch einen guten Kontakt, Nestor Martin, geraten, nicht mit dem Inspektionsteam darüber zu sprechen, denn natürlich, wenn ich es tun würde, würde ich entlassen werden, und der Kerl, O ‘Neill, der Inspektor, sagte, na ja, ich weiß alles darüber, und er nannte mir Dinge, die mir selbst unbekannt waren, und er sagte, kommen Sie schon, erzählen Sie mir davon, ich werde Sie beschützen, das ist vertraulich, es ist einfach wie im Gespräch mit einem Priester, wie im Gespräch mit einem Anwalt, ich werde darüber Stillschweigen wahren, so dass er mich schließlich nach einer Stunde soweit hatte und ich es ihm erzählte, und dann schrieb Freres sofort danach diesen bösartigen Leistungsbericht, der beinah sicher garantieren sollte, dass ich aus dem Auswärtigen Dienst geworfen werden würde.
Und O’Neill hatte einen sehr eigenartigen Hintergrund, er hatte seine eigenen Probleme mit dem Inspektionskorps. Laut einem Interview mit dem Oral Diplomatic History Project der Georgetown University sagte er, dass er seinen Job in Khartum im Sudan als stellvertretender Leiter der Botschaft durch Frank Wisner von der berühmten CIA-Familie bekam, und ich dachte, das sei seltsam. Später erfuhr ich, dass O’Neill stellvertretender Leiter der Botschaft war, als der blinde Scheich Omar Abdul Rahman sein Visum in die Vereinigten Staaten durch einen der CIA-Beamten erhielt, die in der Konsularabteilung undercover arbeiteten. Er erwähnte in dem Bericht gegenüber Georgetown ebenso, dass ein anderer CIA-Agent auch eine Freikarte / ein Visum erhielt, um in die Vereinigten Staaten zu kommen, aber er sagte nichts weiter darüber.
Er war auch in Teheran tätig, als die iranischen Studenten die Botschaft das erste Mal übernahmen, und während er dort war, nach dem Interview mit Georgetown, half er der israelischen Botschaft bei der Evakuierung ihrer Mitarbeiter, aber er leistete Widerstand gegen die Evakuierung der amerikanischen Botschaft, und in der Tat kämpfte er mit der Politischen Abteilung, die Kontakt mit Washington aufnehmen wollte und sagte, wir müssen wirklich die Botschaft evakuieren oder aber wir werden einige echte politische Probleme mit dem Iran bekommen. Und ich schrieb ihm später, als er Generalkonsul in Bermuda war, aber er hat nie erklärt, was in Dschidda vor sich ging, und er fuhr nach seiner Pensionierung aus dem Auswärtigen Dienst fort, in Zentralasien verschiedene Aufgaben wahrzunehmen. Offenbar arbeitete er damals mit den arabischen Afghanen zusammen und er schien sie in Dschidda zu verteidigen, schätze ich.
Ich habe also den Leuten Dschidda geschrieben, ich habe an Jay Freres geschrieben, an Henry Ensher, an Andy Weber, der angeblich ein Teilzeit-Konsulatsbeamter in der Visastelle war, jetzt ist er Assistant Secretary of Defense für nukleare, biologische und chemische Waffen. Ich habe an Greta Holtz, meiner Vorgängerin, geschrieben, die jetzt die amerikanische Botschafterin in Oman ist. Ensher ist der amerikanische Botschafter in Algerien. All diese Leute haben nie geantwortet. Ich habe an Justice Stevens geschrieben, und alles, was er jemals gesagt hat, war, es gab kein wirkliches Problem mit Visapapieren in Dschidda, was grundsätzlich nicht wahr ist.
LS: Um eine lange Geschichte kurz zu machen, letztlich verloren Sie Ihren Job.
JMS: Das ist richtig.
LS: Was war der Grund dafür, Sie versuchten dies herauszufinden?
JMS: Nun, sie haben es mir nie gesagt. Ich habe im Rahmen des Freedom of Information Act versucht, es herauszufinden, und fragte nach allen Dokumenten, die mit meinem Dienst im State Department verbunden sind, vor allem warum ich gefeuert wurde, und alles, was ich je bekam, waren Reiseaufträge, Kopien von Gehaltsabrechnungen, Kopien der Leistungsberichte, die ich schon hatte, und ich kam immer wieder bei ihnen darauf zurück, indem ich sagte, das ist, was ich will, ich brauche keine Gehaltsabrechnungen, ich brauche die Beratungen des Dienstausschusses, ich brauche die Erklärung, warum ich angeblich nicht mit dem Rest der Leute im State Department mithalten konnte, einschließlich, wissen Sie, der Unruhestifterin Greta Holtz, die gründlich verachtet wurde, wie mir Beamte des Außenministeriums sagten, und ich erhielt nie eine Antwort darauf.
Ich verklagte sie also um 1992/93 herum und bekam nie irgendetwas, alles, was ich bekam, war noch mehr nutzloses Papier, nichts Wesentliches, und schließlich schloss dieser Richter, Harold H. Green, der angeblich ein Flüchtling aus Nazi-Deutschland war, meine Klage als eine Bedrohung für die nationale Sicherheit, und ich war nie in der Lage, herauszufinden, warum es eine Bedrohung für die nationale Sicherheit ist, wenn man herausfinden will, weshalb man gefeuert wurde.
Nach einiger Zeit verlangte ich, wonach ich wohl zu Beginn hätte verlangen sollen – nach allen Kopien all dieser Visa-Anträge, die ich abgelehnt hatte und die Freres und andere bewilligt hatten. Davon hatte ich Kopien gemacht, als ich in Dschidda war, ich vernachlässigte aber sie mitzunehmen, und ich fand später heraus, dass diese Kopien irgendwie geheimnisvoll zerstört und geschreddert wurden. Also sagte ich: Ich will diese Kopien, das Außenministerium behält Kopien, eigentlich sollte es sie jährlich loswerden, aber während ich in Dschidda war, hatten wir prallgefüllte Karteikästen mit alten Visa-Anträgen, 5, 10, vielleicht 15 Jahre alt, und niemand hatte sie zerkleinert, auch wenn es von ihnen gefordert wurde, und meine Mitarbeiter sagten, Mike, wir haben zwei Möglichkeiten: wir können für Sie arbeiten und uns um die hundert oder zweihundert Menschen kümmern, die pro Tag Anträge für Visa stellen, die Schreibarbeit abwickeln, die Namenskontrollen mit Washington durchführen, oder wir können Visa-Anträge schreddern, was wollen Sie von uns? Wir können nicht beides tun.
Ich teilte das also dem Gericht mit, ich packte es in eine eidesstattlichen Erklärung hinein, als sie darauf beharrten, dass die Visa verschwunden waren, und dies wurde ignoriert. In der Tat forderte mich der Richter dazu auf, ihm die Namen der 45.000 Bewerber für Visa pro Jahr zu geben, was absoluter Unsinn war. Also fragte ich das Außenministerium dann, in Ordnung, Ihr habt die Visa geschreddert, wann wurden sie geschreddert, wer hat das getan, wie lauten ihre Namen, was war ihr Rang, und so weiter. Ich habe nie etwas anderes daraufhin erhalten, außer wir haben sie geschreddert, dies geschah nach den Vorschriften, das ist alles, was wir Ihnen sagen können. Und Nick Pope, dieser Beamte des britischen Verteidigungsministeriums, bemerkte einmal, dass man in einer großen Organisation stets etwas verlieren könne, etwas wird falsch abgelegt, was auch immer; aber wenn Sie es mit Fragen der nationalen Sicherheit zu tun haben, wenn Sie es mit Regierungsbehörden zu tun haben, mit Außenpolitik, passiert dies nicht, und wenn es doch passiert, dann geht etwas wirklich Seltsames vor sich.
LS: In Ihrem Buch legen Sie nahe, dass das US-Konsulat in Dschidda in der Tat eine CIA-Basis war…
JMS: Oh, das war es, das war es…
LS: Ja, bitte erklären Sie uns, was in diese Richtung deutet?
JMS: Sicher. Das Konsulat hatte 20 Amerikaner dort beschäftigt, und von den ungefähr 20 Amerikanern gab es nur drei Menschen, darunter auch ich, von denen ich es als Gewissheit wusste, dass sie keine Verbindungen mit irgendeinem Nachrichtendienst der Regierung hatten, sei es entweder als Mitarbeiter oder als ein Familienmitglied. Lonnie Washington, der einzige State Department-Kommunikator, und Jim Page, ein Verwaltungsbeamter, waren die einzigen Jungs in der Verwaltungsabteilung, von denen ich dachte, dass sie für das State Department arbeiteten.
LS: Ja, und wie gab es da diesen Verdacht, dass die anderen Jungs auf einer anderen Lohnliste standen?
JMS: Über Jay Freres hat beispielsweise der ostdeutsche Journalist Julius Mader geschrieben, dass er (Freres) für die CIA arbeitete. Ein europäischer Diplomat im Ruhestand war mir gegenüber nicht ganz sicher, aber er sagte, wenn Freres nicht für die Agency (CIA) arbeitete, war er wohl, was man einen Mitreisenden nennen könnte, jemand, der nach der Pfeife der CIA tanzt.
LS: Und das Außenministerium wird benutzt, um CIA- oder NSA-Agenten Deckung zu gewähren?
JMS: Ja, es gab da Eric Qualkenbush, den CIA-Stationsleiter in Dschidda. Seine Tarnung war die des Leiters der Politischen / Wirtschaftlichen Abteilung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Henry Ensher und Karen Sasahara für die CIA arbeiteten. Und Qualkenbush nahm mich einmal auf dem Gelände beiseite und sagte, Mike, wir haben da diesen iranische Agenten, den wir in Washington haben wollen, wir brauchen ihn wirklich dort für Konsultationen, lassen Sie es gut aussehen, zwinker-zwinker, er wird morgen zu seinem Interview kommen. Nun, ich war darüber überrascht, und als der Iraner zum Visa-Fenster kam, war er verschiedentlich in den Vereinigten Staaten gewesen, er war immer wieder zurückgekommen, er hatte Stempel im Pass, um das zu beweisen, er hatte einen Brief, der zeigte, dass er ein Vertreter von diesem Orientteppich-Unternehmen in Dschidda war, es war ein Familienunternehmen, er hatte eine Liste der Menschen, die er im Begriff war, in den Vereinigten Staaten als potentielle Kunden oder als alte Kunden zu besuchen, er wollte mit ihnen konsultieren.
Es war im Grunde ein sauberes Interview und er beantwortete alle meine Fragen zu meiner Zufriedenheit, und ich dachte: Meine Güte, gebt mir mehr Leute wie ihn, und bis zum heutigen Tage habe ich keine Ahnung, warum Qualkenbush mir nichts über die anderen Leute sagte, die zu mir geschickt wurden. Es wäre viel simpler gewesen, viel einfacher, und zu der Zeit war ich dumm genug, um wohl gesagt zu haben, in Ordnung, Ihr wollt diese Jungs für den Krieg in Afghanistan gegen die Sowjets rekrutieren, ich arbeite für die amerikanische Regierung, Ihr arbeitet für die amerikanische Regierung, ich vertraue meiner Regierung, ich erteile die Visa – nun, das haben sie nie getan. Ich weiß nicht, ob dies Dummheit war, Bürokratie oder ob sie dachten, dass mir von Walter Cutler in Washington mitgeteilt worden sei, was vor sich ging, und dass ich mich schlicht weigerte, bei dem Programm mitzuziehen, ich habe keine Ahnung.
LS: Was haben Sie über die ganze Operation in Dschidda später erfahren und wie?
JMS: Nun, später geriet ich ins Schwimmen und versuchte, einen Job zu finden, ich war drei Jahre lang arbeitslos, und schließlich fand ich heraus, dass ich vom State Department abgelehnt worden bin, aber ich führte für einen Artikel, den ich über den Nahen Osten zu veröffentlichen versuchte, Nachforschungen durch, und ich stolperte über diesen Journalisten Joe Trento, der in Washington sitzt, Themen der nationalen Sicherheit verfolgt und ein paar Bücher darüber geschrieben hat. Und Joe fand heraus, dass ich in Dschidda gewesen bin, wann ich in Dschidda gewesen bin, was ich getan hatte, und er wollte mit mir sprechen, und ich ging hin und sah ihn in seinem Büro.
Und er sagte, nun, wissen Sie, was Sie taten, Sie waren ein Einfaltspinsel, einer von denen, die sie von Washington in der Hoffnung hinausschicken, dass niemand Fragen stellt und Freikarten für all diese Rekruten für die Mudschaheddin herausgibt, um gegen die Sowjets zu kämpfen. Und ich meinte, ach was, und er sagte, sehen Sie sich die Sache einmal so an, Sie lehnten all diese Leute ab, die über keinerlei Beziehungen zu ihrem eigenen Land oder zu Dschidda verfügten, und doch wurde Ihnen befohlen, die Visapapiere auszustellen, dann wurden Ihre Zurückweisungen illegal überstimmt, denn der Konsularbeamte hat in der Regel das letzte Wort darüber, wer ein Visum bekommt. Er sagte, was würde passieren, wenn jemand zu Ihnen mit einem sauberen Pass käme? Und ich dachte, oh, ja, wie der iranische Agent, den Eric Qualkenbush mir geschickt hatte, und ich sagte, ich würde ihnen ein Visum gegeben haben. Wenn sie mit einem sauberen Pass zu mir gekommen wären, keine fragwürdige Antworten auf meine Fragen hätten, mit ausreichender Dokumentation, um mir zu zeigen, was sie tun und warum sie in die Vereinigten Staaten gehen, würde ich ihnen ein Visum gegeben haben.
LS: Nun, für welche Art von Zwecke wurden diese Visa verwendet?
JMS: Na ja, laut Joe kamen diese Jungs in die Vereinigten Staaten zur Ausbildung oder Orientierung oder zu Nachbesprechungen oder was auch immer, und dann wurden sie zurück nach Afghanistan geschickt. Im Zuge der Nachforschungen für mein Buch fand ich heraus, dass einige Zehntausend dieser Leute hierher kamen, und sie erhielten Training auf der CIA-Anlage namens “The Farm” in Williamsburg, Virginia und auch in North Carolina auf Navy-Trainingsgelände. Außerdem fand ich im Laufe der Buch-Nachforschungen durch dieses Buch von Peter Bergen, “The Osama bin Laden I Knew”, heraus, dass es 52 Rekrutierungsbüros in den Vereinigten Staaten gab, einschließlich Washington DC, die Araber und arabische Amerikaner entweder um Geldspenden für den Krieg in Afghanistan baten oder die sie rekrutierten und ausbildeten und dann als Mudschaheddin zum Kämpfen schickten.
LS: Ja. Und nun im Zusammenhang zum Zeitrahmen, als Sie im US-Konsulat in Dschidda arbeiteten, denke ich, müssen wir sagen, dass die afghanischen Araber nach dem Krieg in Afghanistan gegen die Sowjetunion verwendet wurden, innerhalb der UdSSR…
JMS: Richtig.
LS: … und dann, nachdem sie im Jahr 1991 zusammenbrach, wurden sie in den zentralasiatischen Republiken und im Krieg im ehemaligen Jugoslawien eingesetzt.
JMS: Ja. Eine Menge davon wird, neben meiner eigenen Recherche, von Peter Dale Scott behandelt, der das Buch “The Road to 9/11″ schrieb, er sprach er viel darüber, und auch dieser Typ John Schindler, der “Unholy Terror” schrieb, und Schindler ist eine Art von Neocon und eine Art von Rechtsaußen und eine Art von Regierungsunterstützer, aber in seinem Buch geht er ins Detail, wie diese Kerle zum Kämpfen nach Jugoslawien gebracht wurden.
LS: Und wir müssen auch sagen, dass diese Kerle in den 1990er Jahren in den USA geschult wurden.
JMS: Ja.
LS: Und das ist keine Verschwörungstheorie?
JMS: Nein, denke ich nicht. Ich meine, Michael Parenti, der Historiker und Professor, sagt, wenn man Verschwörungen als geheime Aktivitäten definiert, die von einer Regierung begangen und dann vertuscht werden, und das, was sie vertuschen, ist im Wesentlichen illegal, dann gibt es Verschwörungen in Hülle und Fülle, wie Richard Nixon und Watergate, wie Iran Contra, wie die Probleme mit der Schweinebucht, wo angeblich einfach nur unzufriedene kubanische Einwanderer gegen Castro kämpfen wollten – ja, es gibt eine Menge von Verschwörungen. Es gab einen Kerl, John Judge, der vor kurzem gestorben ist, er wurde neulich des Nachts mit den Worten zitiert, dass er Verschwörungstheoretiker genannt werde, und er sagte, seine Kritiker seien einfach Zufallstheoretiker, also…
LS: Hat das US-Konsulat in Dschidda bezüglich der Flugzeugentführer der 9/11-Angriffe eine Rolle gespielt?
JMS: Nun, laut der Los Angeles Times, und ich warf den Ausschnitt weg, der mir geschickt wurde, und ich kann ihn nicht auf der Website finden, aber 15 der 19 Flugzeugentführer haben ihre Visa in Dschidda erhalten. (1) Und während der Nachforschungen für das Buch fand ich heraus, dass die Frau, die das tat, Shayna Steinger war, und sie wurde direkt von der Columbia University mit einem Master-Abschluss als FSO4 angeheuert, was ein sehr hohen Rang für jemand ist, der direkt von der Schule kommt und ohne Hintergrund ist, ohne Erfahrung oder Ausbildung. Und sie soll angeblich sehr fragliche Antworten gegenüber der 9/11-Untersuchungskommission gegeben haben, die das, was in Dschidda vor sich ging, untersuchte, aber sie hat noch immer einen Job und erhält Beförderungen von dem, was mir gesagt wurde.
LS: Und nach 9/11 haben Sie versucht, mit dem FBI darüber zu sprechen. Mit welchem Erfolg?
JMS: Als ich nach Washington kam – ich war vor 2001 entlassen worden –, versuchte ich mit dem Justizministerium darüber ins Gespräch zu kommen und landete nirgendwo, und dann sagte Joe Trento nach 9/11, warum rufen Sie nicht das FBI an und sagen denen, was Sie wissen. Also tat ich es. Ich rief die Zentrale an und wurde von Büro zu Büro zu Büro weitergereicht, und schließlich wurde mir gesagt, nun, Sie müssen unser Washingtoner Field Office anrufen, was ich auch tat. Ich rief an und mir wurde gesagt, dass mich jemand zurückrufen wird.
Und jetzt, glaube ich, sind es 14 Jahre später, und ich warte immer noch darauf, angerufen zu werden.
LS: War 9/11 ein Blowback [im Englischen wird Blowback – zu Deutsch: Rückschlag / Rückstoß – als Begriff für eine unbeabsichtigte, negative Rückwirkung verwendet] oder etwas ganz anderes?
JMS: Ich glaube nicht, dass es ein Blowback war. Anfangs dachte ich, okay, das waren Leute, die von der CIA rekrutiert wurden, und es hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Reisepläne mit ihren Herren zu teilen. Aber je mehr ich gelesen habe, je mehr ich gesehen habe, und vor allem diese große Stille, der ich von allen Seiten begegnet bin, die an der Affäre in Dschidda beteiligt waren, habe ich das Fazit gezogen, dass das eher eine reale Operation war, dazu entwickelt, die Amerikaner tiefer im Mittleren Osten als zuvor zu verwickeln. Ich erwähnte auf einem Programm des Canadian Broadcasting System, das mich Ende 2001 / Anfang 2002 für ihre Sendung “Dispatches“ befragte, dass dies billig für die Vereinigten Staaten war, es gab 3000 Tote, das entspricht dem, was in Pearl Harbor getötet wurde, und es verwickelte die Amerikaner in den Krieg gegen Deutschland und Japan. Dies hat den Vereinigten Staaten Militärbasen im Mittleren Osten eingebracht, die sie vorher nicht hatten, mehr Geld und mehr geheimdienstliche Verbindungen im Mittleren Osten, größere und stärkere Einbeziehungen in den Regierungen und Kulturen und Gesellschaften in diesen Ländern.
Ich würde also denken, dass das ein berechneter Deal war, an dem mit der CIA und dem State Department gearbeitet wurde, um die Jungs in die USA hineinzubekommen und um die USA wieder in den Mittleren Osten zurückzubekommen, damit sie einen bösen Feind bekämpft. Die Sowjetunion, die ursprüngliche Achse des Bösen, brach Jahre zuvor zusammen, im Dezember 1991, und die Amerikaner hatten keine Feinde mehr, gegen wen würden sie kämpfen, den Vatikan? Man hat also einen riesigen militärisch-industriellen Komplex, der eine Menge Geld frisst, ein riesiges Geheimdienstsystem, die CIA, die Defense Intelligence Agency, die National Security Agency und eine Reihe von anderen Organisationen – wie können sie ihre Jahresbudgets rechtfertigen? Drum brauchten sie Feinde.
Und John Schindler zieht in seinem Buch “Unholy Terror” Verbindungen zwischen den Jungs, die von Amerikanern für den Kampf in Afghanistan und in Bosnien trainiert wurden, zu den Hijackern vom 11. September, er nennt die Jungs, wer die Planer waren, wer die Piloten waren, die irgendwie an der Operation beteiligt waren.
LS: Wie Sie wissen, gibt es, wie die New York Times berichtete, “(einen) noch immer klassifizierten Abschnitt der Untersuchung der Geheimdienstausschüsse des Kongresses zu den Angriffen vom 11. September 2001, (der) nahezu mythische Qualitäten angenommen hat während der letzten 13 Jahre – 28 Seiten, die die entscheidende Unterstützung prüfen, die den Flugzeugentführern gegeben wurde, und die nach allen Berichten prominente Saudis der Finanzierung des Terrorismus bezichtigen.” (2) – Nun, was denken Sie über diese ganze Frage?
JMS: Nun, die Vereinigten Staaten belieben, Dinge zu klassifizieren. Als ich in Dschidda tätig war, wurde der Preis von Alkohol im Konsulat vertraulich behandelt, was so definiert wird, dass die Enthüllung dessen die Außenbeziehungen der Vereinigten Staaten ernsthaft beschädigen würde.
LS: Okay.
JMS: Sie stufen also allerlei Arten von verrückten Dingen als vertraulich ein. Sie klassifizierten auch Teile des Bericht des Inspektors zu Dschidda, als ich dort war, was sehr eigentümlich ist, der Kommunikator Lonnie Washington erklärte, er habe so etwas noch nie zuvor gesehen.
Die 28 Seiten, die klassifiziert sind, sind es entweder eines frivolen Grundes wegen und sie können die Kontroverse einfach durch die Freigabe stoppen, oder sie sind aus einem ernsthaften Grund klassifiziert, weil sie Verbindungen mit den Saudis und vielleicht einigen israelischen Agenten zeigen, die in Absprache mit Teilen der amerikanischen Regierung zusammenarbeiteten, um die Anschläge vom 11. September zuwege zu bringen. Wir wissen es nicht, und wir werden es nicht wissen, bis diese Leute alle Informationen freigeben.
Und, soweit es mich betrifft, in Bezug auf Verschluss-Sachen, die meisten davon, die klassifiziert sind, bräuchten nicht klassifiziert werden, und in vielen Fällen sollten sie nie klassifiziert werden. Wissen Sie, ich sage, dass Geheimdienstinformation eine Halbwertszeit von vielleicht sechs Monaten hat, und danach können Sie darüber erfahren und niemand wird deswegen sterben.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel, meine letzte Tätigkeit beim State Department war für das Bureau of Intelligence and Research, und dort lasen wir die New York Times, die Washington Post, das Wall Street Journal, wir hatten Zugang zu eingeschränkter Berichterstattung der CIA und vom Außenministerium sowie zu abgefangenen Nachrichten der National Security Agency, und zu der Zeit hatten sie diesen eigentümlichen Putsch in der Sowjetunion, ich denke etwa 1991, und ich verglich das, was in den Tageszeitungen und in den Nachrichtenagenturen veröffentlicht wurde, mit dem, was als streng geheim eingestuft war, das, was vom Außenministerium, der CIA und der NSA berichtet wurde, und der einzige Unterschied, den ich zwischen den beiden sehen konnte, war, in der Regierungsberichterstattung nennen sie Namen und Organisationen. Das zeigt Ihnen, wie die Geheimeinstufung tatsächlich oftmals gegen die eigenen Interessen funktioniert.
LS: Und ist es nicht interessant, dass es dem Bürger in einer Demokratie nicht erlaubt ist, bestimmte Dinge zu sehen, die er bezahlt hat?
JMS: Oh, das ist genau richtig. Ich meine, gegen den Freedom of Information Act regte sich von Anfang Widerstand seitens der Exekutive. Lyndon Johnson, der damalige Präsident, drohte, sein Veto einzulegen, das Justizministerium war immer dagegen, und das Gesetz war sehr klar, Sie dürfen jedes Dokument, das von der Regierung der Vereinigten Staaten produziert wird, einsehen, solange es nicht um eine laufenden polizeiliche Ermittlung oder um die Entscheidungsfindung einer Behörde geht, weil sie die Freiheit haben wollen, in der Lage zu sein, Entscheidungen zu treffen, ohne dass ihnen jemand über die Schulter schaut, oder etwas, das mit Außenpolitik zu tun hat und ernsthaft als nationale Sicherheitsfrage eingestuft werden kann. Und Sie dürfen auch durch das Datenschutzgesetz herausfinden, welche Aufzeichnungen die Regierung über Sie parat hat.
Und in der Praxis ist es nicht das Landrecht. Falls Sie etwas über die Nistplätze von Fleckenkäuzen herausfinden wollen, wie einst die Audubon Society, sie verklagten die Regierung der Vereinigten Staaten und gewannen, aber im Fall von mir oder von anderen Menschen, die versuchten, herauszufinden, was wirklich los war, werden sie es Ihnen nicht sagen, und sie werden mauern, weil sie mehr Zeit, mehr Anwälte und mehr Geld als Sie haben.
LS: Ist al-Qaida eine Art von nützlicher Idiot in einem größeren geopolitischen Vorhaben? Ich meine, in Ihrem Buch schreiben Sie ganz explizit, und ich zitiere:
“Die internationalen Terroristen, die die Vereinigten Staaten vor dreißig Jahren für Kriege in Afghanistan und Bosnien rekrutierten, sind noch immer in die Kämpfe an anderer Stelle heute beteiligt. Bosnien war nicht der einzige Ort, an dem diese Sattellandstreicher und Revolverhelden beschäftigt wurden. Die Visa, die das Außenministerium ihnen damals ausstellte, sind nunmehr mit den fortwährenden Kriegen der gegenwärtigen Regierung in Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien verbunden. Die Fanatiker, von denen ich während meiner Zeit in Dschidda sah, dass sie Reisepapiere erhielten, werden im heutigen Kampf gegen US-Streitkräfte entweder direkt eingesetzt oder bildeten jene aus, die heute direkt im Kampf gegen US-Streitkräfte beteiligt sind.” (3)
Daher sei gefragt: Ist der ganze “Krieg gegen den Terror” ein Betrug?
JMS: Ich bleibe bei jedem einzelnen dieser Worte. Ich würde sagen, sie waren nützlich, ich will nicht sagen, dass sie Idioten waren. Sie sind wahrscheinlich nicht so gut wie das United States Marine Corps organisiert, aber sie sind sorgfältig gepflegt, ausgebildet und ausgerichtet worden, vielleicht sind sie nicht wie Gewehrschüsse, mit denen man ein Bullenauge auf tausend Meter trifft, sondern eher wie eine Schrotflinte, die man abfeuert, um Dinge zu zerfetzen und hochgehen zu lassen und zu treffen, auf die man nicht zielt, aber ja, sie wurden gefüttert, trainiert, bewaffnet und finanziert, und wenn sie nicht 20 Jahre später noch immer arbeiten, trainierten sie wahrscheinlich Leute, die es tun.
Ich sprach mit Oberst a.D. Shaffer, der viel Zeit für die Defense Intelligence Agency in Zentralasien verbrachte, einschließlich Afghanistan, und ich fragte ihn, sind diese Kerle, die die Amerikaner jetzt bekämpfen, verbunden mit den gleichen Leuten, die die Sowjets in Afghanistan bekämpften, und er sagte, ja, entweder sind sie es oder die Leute, die sie selbst geschult haben.
Ich brachte die gleiche Frage gegenüber dem ehemaligen US-Senator Mike Gravel aus Alaska vor, und er sagte, ja, im Wesentlichen die gleiche Sache, diese Jungs sind da und sie sind Amerikas Kreaturen, womöglich sind sie nicht unter direkter Kontrolle, aber sie werden kontrolliert und sie sind amerikanischen Zwecken dienlich, was im Wesentlichen darauf hinausläuft, den Nahen Osten völlig außer Kontrolle zu halten, um jede Art von Bedrohung für Israel durch die Spaltung des Iraks zu beseitigen. Es ist ihnen noch nicht ganz gelungen, aber es ist nur eine Frage der Zeit, glaube ich, bis sie den Norden losbekommen, und dann denke ich, wird das ganze Land aus den Fugen geraten, aber der Irak ist nicht länger ein praktisch lebensfähiger Staat, er ist ein gescheiterter Staat.
Sie haben die gleiche Sache in Afghanistan getan, und sie haben sie Syrien angetan. Syrien hat immer noch eine Art funktionierende Regierung, aber das Land ist so verwüstet, dass es mir immer leid tut, dass ich nicht mehr von dem Land gesehen habe, als ich dort war, weil außer vielleicht der Innenstadt von Damaskus der Rest des Landes von den Amerikanern und den Leuten, die sie rekrutierten, zerstört wurde – wie der al-Nusra Front, die das Außenministerium als terroristische Organisation listet, doch die amerikanische Regierung unterstützt, trainiert und bewaffnet sie. Also, ja, ich meine, Sie sind nützlich, sie sind keine Idioten, das sind die gleichen Leute, die in den muslimischen Republiken auf der anderen Seite des Flusses Amudarja gekämpft haben, und sie haben in Jugoslawien gekämpft, sie kämpften in Libyen, sie kämpften im Irak, und sie kämpfen in Syrien.
LS: Hat die Mainstream-Presse ein gewisses Interesse an Ihrer Geschichte gezeigt?
JMS: Oh, nein. Als ich zurück kam, machte ich Anrufe, ich rief die Washington Post an, ich hatte ein Interview einmal mit der Los Angeles Times nach dem 11. September, und im Grunde ist niemand interessiert, niemand schreibt darüber, außer George Gedda von der Associated Press, und er gab dem Artikel einen Spin, indem er sagte, dass ich einen Artikel in Covert Action Quarterly veröffentlichte, einer fragwürdigen Publikation, und er fügte einen Satz hinzu, dass das State Department sagte, dass Mike Springmann nicht das letzte Wort hatte, der Konsularbeamte hat das letzte Wort – und ich war der Konsularbeamte, und nur Leute mit mehr Informationen als ich sie hatte und mit einem konsularischen Auftrag konnten mich überstimmen, und dann mussten sie einen offiziellen Bericht über das Visum, das abgelehnt und dann genehmigt wurde, schreiben.
Niemand will davon hören. Ich hatte Interviews mit CBC beispielsweise, RAI in Italien interviewte mich einmal, aber das Interesse kommt zumeist von außerhalb der Vereinigten Staaten. Giulietto Chiesa hatte mich für seinen Film “Zero” interviewt. Ich habe Interviews für RT gegeben, gerade erst eines am vergangenen Freitag, in ihrem Washington-Studio, das ins Arabische übersetzt und auf ihrem arabischen Dienst veröffentlicht wurde. Aber die Washington Post, NBC, CBS, CNN, die fassen einen nicht mit der Kneifzange oder einem 3,60 Meter großen Ungarn an.
LS: Und warum?
JMS: Weil sie im Bett mit der Regierung sind. Der ehemalige CIA-Beamte Ray McGovern nennt sie die schwanzwedelnden Unternehmensmedien, es gibt nur drei oder vier, höchstens fünf Eigentümer von Medien in den Vereinigten Staaten. Sie wollen ihre guten Beziehungen zur Regierung behalten, sie wollen die guten Beziehungen zu ihren Werbekunden behalten, sie wollen nicht ihre Sponsoren oder ihre Unternehmensbesitzer erzürnen, und sie ignorieren alles, was nach Kritik an der Regierung riecht.
Tatsächlich sass ich vor einer Woche oder so in einer Zahnarztpraxis, als ich auf einen Mieter wartete, bis er herauskam, er bekam die Zähne behandelt, und ich verbrachte ungefähr zwei Stunden mit dem Beobachten von CNN in der Lobby, und sie redeten über die irakische Regierung, über die Armee im Kampf gegen ISIS oder IS oder wie immer sie sie auch dieser Tage nennen, und sie redeten immer weiter und weiter und weiter über die irakische Armee und wie gut sie sei, und sie redeten über alles, nur nicht über die allgemeine geopolitische Lage in der Gegend, warum der Irak angeblich diese Leute bekämpft, was dem Irak widerfahren ist, was passierte mit der Regierung, warum wurde die Regierung im Jahre 1991 zerstört, im Jahre 2003, und sie ignorieren einfach die Grundlagen und verabreichen im Grunde Zuckerwatte.
Quellen:
(1) The interviewer couldn’t find such an article from the Los Angeles Times. The correct information seems to be that 15 of the 19 hijackers obtained visas in Saudi Arabia, eleven from Jeddah and four from Riyadh. Compare Mary Beth Sheridan: “15 Hijackers Obtained Visas in Saudi Arabia”, The Washington Post, October 31, 2001, Page A10. For further information on the hijackers getting U.S. visas in Jeddah and on those that where refused at Jeddah see Thomas R. Eldridge / Susan Ginsburg / Walter T. Hempel II / Janice L. Kephart / Kelly Moore: “9/11 and Terrorist Travel – Staff Report of the National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States”, published August 21, 2004, pp. 7 – 44, online available at Georgetown Law Library under: http://cdm16064.contentdm.oclc.org/cdm/ref/collection/p266901coll4/id/3236
(2) See Carl Hulse: “Claims Against Saudis Cast New Light on Secret Pages of 9/11 Report”, published at The New York Times, February 4, 2015 under: http://www.nytimes.com/2015/02/05/us/claims-against-saudis-cast-new-light-on-secret-pages-of-9-11-report.html
A few sentences from the article by Carl Huse: “Demands for the release of the 28 pages began soon after the intelligence committees finished their work. In 2003, more than 40 senators called on Mr. Bush to order the material’s disclosure. He refused, saying ’we won’t reveal sources and methods that will compromise our efforts to succeed’ in fighting terrorism. The Saudi government has also said it favored making the 28 pages public because that would make it easier to refute what it said were unfounded allegations. The embassy said Wednesday that it stood by that position.”
(3) J. Michael Springmann: “Visas for Al Qaeda: CIA Handouts That Rocked the World”, Deana Publications, 2015, pp. 212 – 213.
Erstveröffentlichung auf LarsSchall.com