Griechenland Situation: Bundesbank und Staat stehen vor Verlust von Zinsprofiten in Milliardenhöhe

Griechenland steht vor einem Schuldenerlass und einer Erleichterung seiner Situation an der kapitalistischen Ruderbank. Das wird die Bundesbank, das Euro-System der „Europäischen Zentralbank“ insgesamt, sowie den Staat Deutschland viele Milliarden Euro in Form von entgangenen Zinsgewinnen und höheren Zinsen auf eigene Schuldscheine (Staatsanleihen) kosten.

Eine Analyse.

Wie bereits in diesem Foreneintrag beschrieben, zahlt Griechenland derzeit 1 Milliarde an Schuldzinsen an den Staat Deutschland. Der Staat hat also, wie in dieser Analyse zur Mechanik des Euro-Systems beschrieben, die Transformation zur Rolle einer staatskapitalistischen Bank abgeschlossen und profitiert nun von Krediten (Staatsanleihen, Schuldscheinen), die es schwächeren Staaten im Euro-System „großzügig“ gewährt.

Noch einmal in Zeitlupe: Griechenland hat von Deutschland gar nichts geschenkt bekommen. Es zahlt Zinsen auf die sogenannten „Hilfen“. Immer noch und immer mehr, da mit diesen „Hilfen“ nur bereits vorhandene „Schulden“ bei Kapitalisten bezahlt wurden. Es wurden also lediglich alten Schulden neuen Schulden draufgekipppt und alles noch schlimmer gemacht. Und anschließend setzten sich die Helfershelfer des Kapitals in Bundestag und Regierung in die Talkshows und jammerten über die Griechen, die ja mit nichts zufrieden seien. Und Wirtschaftsfaschisten wie Professor Hans-Werner Sinn machten Fans des Kapitalismus, die allesamt keinen blassen Dunst davon haben wie er überhaupt funktioniert, Angst vor Target2-Salden. Dabei repräsentiert diese Summe nur das Ausmaß der griechischen Schulden und damit des Reichtums, der nach Deutschland geflossen war.

Sinns „Warnungen“, denen erstaunlicherweise fast alle aufsaßen, sind vergleichbar mit dem Jammern eines Kirchenfürsten im Mittelalters vom Talerberg herunter, der seinen ihn bezahlenden Hofnarren Gruselgeschichten über demnächst ausfallende Tribute vom Bauernpöbel erzählte, der sich jetzt auch noch erdreiste zu verhungern und damit das gottgewollte System gefährde.

Aber selbst das ist nur ein sehr kleiner Teil der Wahrheit.

Wie ich bereits in diesem Artikel darlegte, profitierte der Staat Deutschland laut dem „Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW)“ (noch so eine Ausbeuterklitsche, die sich auch noch vom Staat finanzieren lässt) allein in den Jahren 2009 bis 2013 in Höhe von 200 Milliarden Euro (Bund, Länder und Gemeinden) durch die „Niedrigzinsen“ auf deutsche Staatsanleihen. Diese ergaben sich durch die exorbitant hohen Schuldzinsen für die Anleihen anderer Staaten, vorneweg Griechenland.

Was in der Republik Deutschland ebenfalls keiner begreifen will, weil es nicht ins Bild der „Euro“-Finanzfanatiker passt: die „Europäische Zentralbank“ hatte mit ihrem Staatsanleihen-Kaufprogramm „Securities Markets Programme“ – was entgegen der von Unwissenden oft kolpotierten Darstellung die im Umlauf befindliche Geldmenge nicht erhöhte, also keine „Inflationsgefahr“ mit sich brachte – die Möglichkeit die „Eurokrise“ jederzeit zu beenden und damit auch das Leid der Staaten im Einflussbereich des von ihr beherrschten Euro-Systems. Mehr noch: die Euro-Zentralbank zog es obendrein noch vor, auf Gewinne in Höhe von über einer halben Milliarde Euro durch Zinseinnahmen von Staatsanleihen zu verzichten, indem es das S.M.P. im März 2012 erst stoppte und dann ganz einstellte.

Aus dem Jahresabschluss der „Europäischen Zentralbank“ für das Geschäftsjahr 2012:

„Die Erträge aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit der EZB resultieren in erster Linie aus der Anlage ihrer Währungsreserven und ihres Eigenmittelportfolios, aus dem Zinsertrag ihres achtprozentigen Anteils am gesamten Euro-Banknotenumlauf sowie aus Nettozinseinkünften aus den Wertpapieren, die für geldpolitische Zwecke im Rahmen des Programms für die Wertpapiermärkte (Securities Markets Programme – SMP) und der beiden Programme zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen erworben wurden.

2012 belief sich das Nettozinsergebnis auf insgesamt 2289 Mio € (2011: 1999 Mio €). Es umfasste die Zinserträge aus dem Anteil der EZB am gesamten Euro-Banknotenumlauf in Höhe von 633 Mio € (2011: 856 Mio €) sowie Nettozinseinkünfte in Höhe von 1108 Mio € (2011: 1003 Mio €) aus im Rahmen des SMP erworbenen Titeln, wobei 555 Mio € (2011: 654 Mio €) davon aus im SMP-Portfolio gehaltenen griechischen Staatsanleihen resultieren.“

Aus dem Jahresabschluss der „Europäischen Zentralbank“ für das Jahr 2014:

„Das Nettozinsergebnis verringerte sich 2014 auf 1 536 Mio €, verglichen mit 2 005 Mio € im Vorjahr. Grund hierfür waren in erster Linie a) die infolge des niedrigeren durchschnittlichen Hauptrefinanzierungssatzes im Berichtsjahr gesunkenen Zinserträge aus dem Anteil der EZB am gesamten Euro-Banknotenumlauf und b) aufgrund fällig werdender Wertpapiere rückläufige Zinserträge aus Wertpapieren, die im Rahmen des Programms für die Wertpapiermärkte sowie dem ersten und zweiten Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen erworben wurden.“

Im Klartext: das Nettozinsergebnis der E.Z.B. sank von 2,2 Milliarden Euro im Jahre 2012 auf 1,5 Milliarden Euro in 2014, u.a. weil die E.Z.B. ihr eigenes Staatsanleihen-Ankauf-Programm S.M.P. einstellte, obwohl dies den Staaten im eigenen Währungsbereich entscheidend half die Schuldzinsen an den Geldmärkten niedrig zu halten und obwohl die Zentralbank selbst davon profitierte.

Das konnte nur eine ideologische, keine ökonomische Entscheidung sein.

Von Anfang an mutmaßten wir bei Radio Utopie, dass die E.Z.B. dies tat, um die Hellenische Republik, wie alle anderen Demokratien in ihrem Einflussbereich auch, gezielt zu entstaatlichen und so für die anvisierten „Vereinigten Staaten von Europa“ bzw ein paneuropäisches Zentralkonstrukt auf dem Kontinent sturmreif zu schießen. Alles was in den letzten fünf Jahren geschah gibt uns diesbezüglich Recht.

Nur mal zur Erinnerung: allein in den 4 Jahren zwischen 2008 und 2012 schütteten die Staaten in der „Europäischen Union“ fünf Billionen Euro in den Finanzsektor. Und das laut einem offiziellen Bericht der E.U.-Kommissare.

Dass die E.Z.B. mittlerweile ihre deflationäre Zerstörungsstrategie aka Hochzinspolitik einstellte und die Zinsen senkte, nun. Wer liest uns schon, so ganz unten.

Jetzt zum aktuellen Punkt, der manchen Leserinnen und Lesern nun etwas plausibler erscheinen mag.

Jens Weidmann, eine der ganz gewöhnlich-durchschnittlich soziopathischen Flitzpiepen und damit „Mehrheitsfähigen“ in Deutschland, offenbarte heute, worum er sich Sorgen macht: vor einem „Ausfall des Bundesbank-Gewinns“. Zitat aus der Meldung der dts Nachrichtenagentur:

„Die Bundesregierung müsse sich darauf einstellen, dass die Bundesbank in den kommenden Jahren nicht wie üblich einen Gewinn an Schäuble überweisen könne, sagte Weidmann nach Angaben aus Teilnehmerkreisen.“

Und aus welchem Grund?

„Als Grund soll Weidmann die hohen Kosten eines möglichen griechischen Euro-Austritts genannt haben.“

Es dürfte offensichtlich sein, wovor Weidmann hier in Wirklichkeit warnt: Vor einem Ausbleiben der griechischen Zinszahlungen im Zuge eines Schuldenerlasses, den die besorgte Fernsteuerung in Washington gegenüber ihren durchgeknallten imperialistischen „Euro“-Zauberlehrlingen bereits angemahnt hat. Dieser unvermeintliche Schuldenerlass wird vor allem bedeuten, dass die Zentralbank E.Z.B. und der neu geschaffene internationale Moloch „Europäische Stabilisierungsmechanismus“ E.S.M., genauso wie der Staat Deutschland, demnächst auf Schuldzinsen aus Griechenland verzichtet, ebenso auf alte Zinsprofite und den ganzen anderen Wahnsinn.

Ebenso werden, so es dem griechischen Staat wieder besser geht – oder gar weiteren bis aufs Blut erpressten und gepeinigten Staaten mit Euro-Finanzsystem, wie Portugal, Spanien oder Italien – die Schuldzinsen für den Staat Deutschland an den kapitalistischen Geldmärkten wieder etwas steigen, was in der Summe den Unterschied in Höhe einer zwei- oder gar dreistelligen Milliardensumme ausmachen wird.

Schönen Tag noch.