Mitwirkung des Westens bei Völkermord im Jemen stößt auf das Schweigen der Medien
Im Rahmen der letzten Gräueltaten im Jemen bombardierten saudische Kriegsflugzeuge ein Wohngebiet und töteten dabei mindestens 65 Menschen. Die meisten der Opfer sind laut Berichten Zivilisten aus dem Salah-Bezirk von Taiz, der drittgrößten Stadt des Jemen.
Dieses offenkundige Kriegsverbrechen ist in den fünf Monaten der erbarmungslosen Bombardierung des Jemen durch eine vom Westen unterstützte Koalition ausländischer Mächte zur einer nahezu täglichen Erscheinung geworden.
Vor wenigen Tagen gab es ähnliche Luftangriffe auf zivile Zentren in der Hafenstadt Hodeida am Roten Meer und auf die nördlich gelegene Provinz Saada. Über den Angriff auf Hodeida, bei dem einige Dockarbeiter getötet wurden, sagte die britische Hilfsorganisation Save the Children, dass sie glaubt, dass der Angriff absichtlich von den Saudis unternommen wurde, um die Hilfslieferungen an die Zivilbevölkerung zu sabotieren.
Sicher sollten das News für die Titelseiten sein, sollten CNN, die BBC und France 24 und weitere große westliche Mediennetzwerke das als Aufmacher bringen. Die Verpflichtung liegt bei ihnen, weil ihre Regierungen an schweren Kriegsverbrechen beteiligt sind. Wie auch immer, es gab keine Berichterstattung über die tragischen Ereignisse. Abgesehen von einigen kurzen vagen Berichten über eine allgemeine humanitäre Krise gibt es eine Mauer des Schweigens, während die vom Westen gestützte Koalition der Saudis jemenitische Zivilisten pulverisiert und die Krise schafft. Das lässt vermuten, dass die westlichen Medien absichtlich nicht berichten.
Bis jetzt hat die Zahl der Toten in dem Land fast 4.500 erreicht, so die Weltgesundheitsorganisation WHO. Diese Woche veranschlagte die Vereinten Nationen die Anzahl der getöteten Kinder mit 400. Jemenitische Quellen sagen, dass die Opfer in der Zivilbevölkerung viel höher sind, können diese aber aufgrund des allgemeinen Chaos nicht belegen.
Mittlerweile sagen das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (ICRC) und das Welternährungsprogramm, dass das Land am Rand einer katastrophalen Hungersnot steht und über 50 Prozent der Bevölkerung von 24 Millionen Menschen unmittelbar davon bedroht sind.
Jemen war bereits das ärmste Land der arabischen Region, schon bevor die von den Vereinigten Staaten von Amerika unterstützte und von den Saudis geführte militärische Koalition am 26. März begann, das Land zu bombardieren. Nach gerade einmal fünf Monaten befindet sich das Land in einer Krise „auf dem Niveau Syriens,“ laut dem ICRC.
Was im Jemen passiert, kann nicht anders beschrieben werden als „Aggression von außen” gegen ein souveränes Land, bei der Zivilisten hingeschlachtet werden von von den Vereinigten Staaten von Amerika gelieferten „Präzisionsbomben“ und F-16 Kriegsflugzeugen. Die systematische Aushungerung der Menschen verschärft die Barbarei, da ihnen Nahrung, Wasser und medizinische Hilfe verwehrt werden durch eine Blockade des Landes auf dem Meer und in der Luft. Das ist Völkermord nach jeder legalen Definition des Begriffs.
Ungeachtet des Schreckens und der Komplizenschaft westlicher Regierungen an diesem Horror vermeiden es die westlichen Nachrichtenmedien, informative Berichte über die Schlächterei im Jemen zu bringen. Wenn die Medien gelegentlich kurze Berichte bringen, dann verdrehen sie routinemäßig die Natur der Gewalt, als ginge diese auf das Konto von zwei kriegsführenden Seiten: auf der einen Seite „Saudi-Koalitions-Kräfte“ und auf der anderen „vom Iran unterstützte Houthirebellen.“
Stellen wir schnell diese verlogene Verdrehung richtig. Die Houthirebellen sind nicht vom Iran unterstützt. Wie könnten sie das sein, wenn der Jemen von Saudi- und amerikanischen Streitkräften blockiert ist? Die Houthis bilden eine Allianz mit der jemenitischen nationalen Armee und anderen Rebellengruppen, die Volkskomitees genannt werden. Früher in diesem Jahr verjagten sie den von den Vereinigten Staaten von Amerika und von den Saudis gestützten Hampelpräsidenten Abded Rabbo Mansour Hadi und übernahmen einen großen Teil des Landes, einschließlich der Hauptstadt Sana´a.
Das ist der Grund, warum die Saudis und ihre Gehilfen von den arabischen Golfdiktaturen plus der ägyptischen Diktatur des Abdel Fattah el-Sisi sich zusammentaten, um den Jemen zu bombardieren. Sie behaupten, die „rechtmäßige Regierung des Jemen“ zu verteidigen, repräsentiert durch Hadi und seine korrupte Clique, die sich im Exil in der Saudi-Hauptstadt Riyadh befinden. Kein Zweifel, die Diktaturen der Region fürchten die Verbreitung der revolutionären Epidemie, nicht anders als auch die westlichen Paten dieser despotischen Regimes.
Gemeinsam mit dem Vereinigten Königreich und Frankreich unterstützt Washington die von den Saudis angeführte Bombenkoalition nicht nur politisch und diplomatisch, sondern mit der Lieferung von Kriegsflugzeugen, Raketen und Logistik. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben in Saudiarabien ein Steuerungszentrum eingerichtet, um die von Arabern geflogenen F-16s zu koordinieren.
Auch Deutschland ist beteiligt – laut Der Spiegel ist es der viertgrößte Waffenlieferant nach Saudiarabien, nach Frankreich, Britannien und Italien.
Auf dem Boden im Jemen gibt es verbliebene Unterstützer des gestürzten Hadi-Regimes. Zusammenstöße zwischen diesen Loyalisten und den revolutionären Kräften haben tatsächlich zur Zahl der zivilen Getöteten beigetragen. Aber, noch einmal, Versuche westlicher Medien, diesen Konflikt als eine Art Bürgerkrieg hinzustellen, sind grob irreführend.
Unter den pro-Hadi-Kräften befinden sich Soldaten aus Saudiarabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Einige saudische und Soldaten aus den Emiraten wurden laut Berichten getötet in Kämpfen in den Gebieten im Süden rund um die Hafenstadt Aden, wie auch in Feuergefechten entlang der jemenitischen Nordgrenze zu Saudiarabien. Die von den Saudis geführte Koalition hat ihre Beteiligung am Bodenkrieg im vergangenen Monat ausgeweitet mit der Ankunft von Artillerie und gepanzerten Fahrzeugen und bis zu 3.000 Soldaten aus Saudiarabien und den UAE, wie die Financial Times berichtet.
Ebenfalls unter den pro-Hadi-Kräften befinden sich jihadistische Söldner aus der Region, die von den Saudis in den Jemen geschleust wurden, wie zivile und militärische Quellen aus dem Jemen berichten. Das ist die gleiche Strategie, die die Saudis und die arabischen Regimes am Persischen Golf in den letzten vier Jahren in Syrien benützt haben, um die Regierung Assad zu stürzen, in Verbindung mit geheimer Unterstützung von Seiten der Türkei, Jordaniens, Israels und westlicher Regierungen.
Natürlich haben die Medien des Westens umfangreich über den Krieg gegen Syrien berichtet, mit falschen Geschichten über „gemäßigte Rebellen,“ die gegen ein „despotisches Regime“ kämpfen. Über Syrien wird berichtet, weil Washington, London und Paris dort einen Regimewechsel erreichen wollen aus strategischen Gründen, die mit der Untergrabung von Assads Verbündeten in Russland und im Iran zu tun haben. Die „Neueinsetzung des Regimes“ im Jemen, nämlich einer korrupten Clique im Exil, hat da bei weitem nicht den gleichen Reiz. Deshalb ignorieren die westlichen Medien einfach den Jemen.
Die im Jemen kämpfenden Jihadisten sind verbunden mit den extremistischen Sunniten von al-Qaeda und dem Netzwerk des Islamischen Staates, und spezialisieren sich auf Selbstmordattacken auf Moscheen, die von den schiitischen Houthis besucht werden.
Washington und seine westlichen Handlanger sind also tief involviert in einen illegalen Angriffskrieg gegen den Jemen, durchgeführt von Saudiarabien und anderen arabischen Diktaturen in Zusammenarbeit mit islamistischen Terrornetzwerken. Die „Wirksamkeit“ dieses staatlich betriebenen Terrorismus wird gesteigert durch die humanitäre Belagerung, die gegen die Bevölkerung durchgeführt wird.
Was im Jemen geschieht, ist ein wahrhaft abscheuliches Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das von Regierungen des Westens begangen wird. Es ist ein unsägliches Verbrechen. Deswegen werden es die westlichen Medien nicht wagen, darüber zu sprechen. Die westlichen Medien sind verpflichtet, die schockierende Wahrheit über das, was ihre Regierungen im Jemen begehen, zu ignorieren, zu verschleiern und zu verdrehen.
Das macht die westlichen Medien zu Komplizen bei den entsetzlichen Verbrechen.
Artikel zum Thema
Orginalartikel Western Complicity in Yemen Genocide Met With Media Silence vom 24.August 2015
Quelle: http://antikrieg.com/aktuell/2015_08_24_mitwirkung.htm