Bündnis „Läuft Nicht!“ kritisiert Polizeieinsatz am 3. Oktober in Jena
Das Bündnis „Läuft Nicht“ übt heftige Kritik am Einsatz der Polizei und der Versammlungsbehörde anlässlich der Neonazi-Demonstration in Jena.
„Wir hatten den Eindruck, dass Versammlungsbehörde und Polizei es sich zum Ziel gesetzt hatten, der Nazi-Demonstration den Weg durch die Stadt freizuprügeln,“
so Harald Zeil, einer der Sprecher des Bündnisses.
Das Bündnis hatte vielfältige Proteste geplant: Unter anderem versammelten sich auf den Bahnsteigen 1 und 2 des Paradiesbahnhofes Antifaschist_innen, um den Nazis die Anreise zu erschweren. Unter dem Sichtschutz eines ICE drängte Bundespolizei die Demonstrant_innen am Gleis 2 mit ihrer Hundestaffel, Faustschlägen und Schlagstöcken die Treppen hinunter. Mehrere Menschen wurden durch das Vorgehen der Polizei teils schwerer verletzt.
Weitere Einsätze der Hundestaffeln gab es an anderen Versammlungsorten, auch Pfefferspray und Schlagstöcke kamen erneut zum Einsatz. Mindestens ein Polizeihund wurde auf Demonstranten losgelassen und attackierte diese mit Bissen.
Das Fazit dieser Polizeieinsätze sind mehr als 25 verletzte Gegendemonstrant/innen am heutigen Tag. Nicht mitgezählt sind dabei eine Vielzahl von durch Pfefferspray geschädigten Demonstrationsteilnehmer/innen.
So wurde den Neonazis der Weg frei gemacht, mit dem Wasserwerfer der Polizei voran hetzten sie in rekordverdächtigem Tempo durch die Stadt.
Die Nazi-Demonstration selber blieb recht leise, denn der Lautsprecherwagen der Rechten wurde den ganzen Tag über im Forstweg blockiert.
„Dass dies gelang, spricht für die Phantasie und das Engagement etlicher antifaschistischer Gruppen“,
so Georg Elsner für das „Läuft Nicht Bündnis“.
Unter dem Strich zieht „Läuft Nicht“ ein gemischtes Fazit: erneut haben weit über 1.500 Menschen in Jena gegen eine Minderheit Neonazis demonstriert, „aber durch den Einsatz der Polizei gelang es den Neonazis doch, durch Jena zu laufen. Das ist bitter für uns, und daraus müssen wir für das nächste Mal lernen“, so Harald Zeil.
Um weitere Neonazi-Aufmärsche in Jena zu verhindern müssen sich mehr Menschen an den diversen Aktionen beteiligen, so das Bündnis, das sich bei allen engagierten Antifaschist_innen bedankt und den Verletzten seine Solidarität ausspricht.
Autor: Bündnis „Läuft Nicht“, Jena.
Erstveröffentlichung am 3. Oktober 2015 auf Jenapolis