Pressemitteilung der Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) vom 30. Oktober 2015
Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) widerspricht entschieden der Leugnung des Angriffs auf ein Krankenhaus im Jemen durch die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition. Es bestehe kein Zweifel, dass die Koalition das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Krankenhaus in Haydan im Norden des Landes am 26. Oktober zerstört habe, erklärte die internationale Hilfsorganisation am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Paris. Die Klinik sei schon zuvor durch Angriffe der Koalition beschädigt worden.
Das Gebiet um Haydan lag monatelang unter massivem Beschuss aus der Luft. Während dieser Zeit alarmierte Ärzte ohne Grenzen die von Saudi-Arabien geführte Koalition mehrfach, dass die Luftangriffe zivile Einrichtungen zerstört und das Krankenhaus beschädigt hatten.
Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen vor Ort hatten die Schäden mit eigenen Augen gesehen. Auch in der Nacht des 26. Oktober alarmierte Ärzte ohne Grenzen Vertreter Saudi-Arabiens in Riad, dass das Krankenhaus beschossen wurde.
Alarmierendes Zeichen für humanitäre Hilfe vor Ort
„Die saudischen Behörden leugnen die offenkundige Wahrheit, dass sie ein Krankenhaus zerstört haben“, sagt Laurent Sury, Leiter der Nothilfeprojekte von Ärzte ohne Grenzen im Jemen. „Das ist ein alarmierendes Zeichen für die jemenitische Bevölkerung und für die humanitären Helfer vor Ort. Wie können Lehren aus dem Vorfall gezogen werden, wenn wir nur Leugnungen zu hören bekommen? Wie können wir weiterarbeiten, wenn es nicht die geringste Zusicherung gibt, dass zivile Einrichtungen verschont werden?“
Bereits am 30. Juni, am 6. Juli und am 7. Juli schlugen Luftangriffe nur etwa 250 Meter von der Klinik entfernt ein. Sie trafen Wohnhäuser, eine Schule und einen Marktplatz. Am 23. Juli trafen sieben Bomben in Haydan einen Marktplatz, eine Tankstelle, zwei Häuser sowie eine Schule, die sich nur 75 Meter vom Krankenhaus entfernt befindet. Bei diesem Angriff wurden Wände und Fenster der Klinik beschädigt. Bei jedem dieser Angriffe informierte Ärzte ohne Grenzen die Streitkräfte der Koalition. Doch diese reagierten nicht.
Ärzte ohne Grenzen fordert die von Saudi-Arabien geführte Koalition dazu auf, den Angriff vom 26. Oktober eindeutig aufzuklären. Die Koalition und ihre Verbündeten müssen sich unzweifelhaft dazu bekennen, den völkerrechtlichen Schutz von Gesundheitseinrichtungen zu respektieren und humanitäre Hilfe für die Bewohner zu ermöglichen, die von jeder Unterstützung abgeschnitten sind.