Erdogans Ausraster
„Der Assad war‘s.“
Der Abschuss des russischen Kampfjets an der syrischen Grenze erweist sich für den türkischen Präsidenten zunehmend als Desaster. Die Ölverkäufe der sogenannten „I.S.I.S.-Milizen“ in die Türkei ist für die Regierung unter Recep Tayyip Erdogan dramatisch ins Rampenlicht gerückt.
Wie reagiert jemand, der mit dem Rücken zur Wand und dem das Wasser bis zum Hals steht? Dem türkischen Präsidenten ist jegliches rationale Denken abhanden gekommen, indem er die Vorwürfe bestreitet und gestern eine Ansage tätigte, die ihn nur noch weiter in den Abgrund reisst.
„Schande über euch. Diejenigen, die behaupten dass Ankara Öl von Daesh kauft, sind verpflichtet, es zu beweisen. Wenn nicht, seid ihr Verleumder, so Erdogan. „Das sind Lügen, das sind Verleumdungen. Wir haben noch nie, noch nie diese Art von Geschäftsbeziehung mit irgendeiner Terrororganisation gehabt. Wenn ihr es beweisen könnt, wird Tayyip Erdogan sein Amt verlassen.“
Weiter bellte der Präsident nach Art getroffener Hunde:
„I.S.I.S. verkauft das Öl, dass sie gewinnen, an Assad. An Assad. Sprecht darüber mit Assad, den ihr unterstützt.“
Dass paramilitärische Gruppen an jeden Öl verkaufen, der dafür zahlt, ist logisch. Der Rohstoff findet in grossen Mengen seine Abnehmer auch auf seinem Weg über „gut“ überwachte Grenzwege und „blinde“ Kontrollposten in die Türkei (Französischer Ex-Premier Fillon: „Beweise, dass IS-Öl direkt in türkischen Raffinerien landet“, ‘Commercial scale’ oil smuggling into Turkey becomes priority target of anti-ISIS strikes).
Innerhalb der Türkei wird es schwieriger, unabhängige Recherchen zu diesem Thema zu veröffentlichen, nachdem an dem Chefredakteur der Zeitung „Cumhuriyet“, Can Dündar, ein abschreckendes Beispiel mit seiner Inhaftierung am vergangenen Tag vollzogen wurde. „Cumhuriyet“ hatte im vergangenen Jahr eine umfangreiche Reportage über den illegalen Waffenschmuggel über die türkische Grenze veröffentlicht. Vor Gericht erwartet ihn der Vorwurf, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein, Spionage und Enthüllung vertraulicher Dokumente. Anklagepunkte, mit denen Dündar eine lebenslange Haft droht.
Eine Woche zuvor noch verlieh die Organisation Reporter ohne Grenzen Can Dündar einen Preis in Strasbourg für die Verteidigung der Pressefreiheit.
Damit musste der Herrscher am Bosporus eine weitere Niederlage kassieren.
Ein böses Omen für Erdogan zeigte sich gestern ebenfalls am Himmel:
Einer der extremsten Kriegsbefürworter der Vereinigten Staaten von Amerika in Form des Ex-Vicekommandeurs des U.S. Pazific Command, Paul Vallely und derzeitiger Berater diverser Denkfabriken forderte nach dem Abschuss des russischen Kampfjets den Ausschluss der Türkei aus der N.A.T.O. und die israelische Regierung nutzte die Gelegenheit und stellte sich auf die Seite Russlands indem sie verkündete, dass ihr Militär niemals ein russisches Flugzeug abschiessen würde.
Quellen:
http://www.aljazeera.com/news/middleeast/2015/11/turkey-assad-ankara-backing-isil-151126155256249.html
http://www.todayszaman.com/national_cumhuriyet-dailys-dundar-gul-arrested-over-report-on-syria-arms-transfer_405352.html
http://sputniknews.com/middleeast/20151126/1030830436/Israeli-Army-Rules-Out-SimilarIncidentstoSu-24Shootdown-Reports.html
http://www.presstv.com/Detail/2015/11/26/439304/Russia-NATO-Turkey-Su24-Paul-Vallely