Der Einsatz des Militärs der Vereinigten Staaten von Amerika im Ausland scheint so alltäglich geworden zu sein, dass die Obama-Administration ein Land bombardieren kann, ohne den Kongress zu informieren, und ohne dass die Medien sich besonders interessieren. So geschehen am Freitag, als das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika 49 Menschen mit einem Bombenangriff in der Nähe von Tripoli, Libyen, tötete.
Wir mussten Libyen bombardieren, wird uns gesagt, weil Libyen zu einer Brutstätte von ISIS-Aktivität geworden ist. Die Gruppe hat Ausbildungsstätten in das Land verlegt, indem sie das Chaos ausnützte. Ironischerweise ist es in dieser Woche fünf Jahre her, dass der „Arabische Frühling“-Aufstand in Libyen begann – ein Aufruhr, der von der Militärkraft der Vereinigten Staaten von Amerika unterstützt wurde und zum Sturz der libyschen Regierung und zur Ermordung ihres Anführers Gaddafi führte.
Uns wurde gesagt, dass die Vereinigten Staaten von Amerika intervenieren mussten, um Gaddafi zu stürzen, damit Demokratie und Menschenrechte gedeihen konnten, doch fünf Jahre nach der von den Vereinigten Staaten von Amerika angeführten Intervention wird wohl niemand behaupten, dass das Land besser dasteht. Anstatt Libyen die Demokratie zu bringen, brachte die Intervention der Vereinigten Staaten von Amerika Libyen ISIS. Also müssen die Vereinigten Staaten von Amerika jetzt zurückkehren und Libyen noch mehr bombardieren, um mit ISIS fertig zu werden.
Wird das funktionieren? Nein. Die Logik sagt uns, dass man nicht mehr von dem tun kann, was ein Problem verursacht hat, und dann erwarten, dass das das Problem lösen wird.
Der Mittelost-Analyst Hillary Mann Leverett merkte nach dem Angriff der Vereinigten Staaten von Amerika gegen Libyen am Freitag an: „Das Problem ist, dass sich nach dem, was wir beobachtet haben, für jede dieser gezielten Tötungen mindestens zwei weitere Menschen der Gegenbewegung anschließen.
Die Vereinigten Staaten von Amerika predigen gewohnheitsmäßig anderen Ländern die Notwendigkeit, rechtsstaatliche Grundsätze einzuhalten, doch geht das wohl nach dem Motto „tut was wir sagen, nicht was wir tun.“ Wie sonst können wir einen Angriff der Vereinigten Staaten von Amerika im Ausland erklären, der ohne Information an den Kongress erfolgt? Die Administration behauptete, dass ihre Autorisierung aus der Ermächtigung des Jahres 2001 stammt, militärische Gewalt gegen al-Qaeda als Vergeltung für die Angriffe des 9/11 anzuwenden. Aber ISIS hat es am 9/11 noch gar nicht gegeben. Wie kann die Ermächtigung aus dem Jahr 2001 so hingedreht werden, dass sie die Bombardierung in Libyen im Jahr 2016 mit einschließt?
Libyen befindet sich seit seiner „Befreiung” im Jahr 2011 im Chaos, aber die interimistische Regierung des Landes widersetzte sich energisch dem Bombenangriff der Vereinigten Staaten von Amerika am Freitag, indem sie behauptete, dass sie nicht vor dem Angriff konsultiert worden ist. Sie bezeichnete die Luftangriffe der Vereinigten Staaten von Amerika als Verstoß gegen die Souveränität Libyens und gegen Internationales Recht.
Sie haben Recht. Aber das Wichtigste, das wir aus der Zerstörung Libyens – und Syriens, des Irak, Afghanistans, und so weiter – lernen müssen, ist dass der Interventionismus der Vereinigten Staaten von Amerika völlig gescheitert ist. Hunderttausende Menschen wurden in den letzten 15 Jahren getötet, Gesellschaften wurden zerbrochen, Wirtschaften wurden zerstört und Eigentum wurde niedergewalzt. Es gibt keine Erfolgsgeschichten. Der Plan der Neokonservativen, den Mittleren Osten neu zu errichten, hat nur die Zerstörung des Mittleren Ostens bewirkt. In der Folge sind wir viel weniger sicher als vor Beginn des „Kriegs gegen den Terror.“ ISIS und andere terroristische Gruppierungen haben ihr Territorium erweitert und waren in der Lage, Angriffe in Europa und in den Vereinigten Staaten von Amerika durchzuführen. Unsere Währung wurde entwertet, um für die Billionen von Dollars aufzukommen, die in diesem no-win-Krieg ausgegeben wurden. Die vernetzten Eliten sind reich geworden, während die Mittelklasse ärmer geworden ist.
Die Interventionspolitik ist gescheitert. Es ist Zeit, sich gegen die Neokonservativen und ihre liberalen interventionistischen Kollaborateure zu erheben und zu sagen „jetzt ist Schluss!“
Orginalartikel Intervention Fail: Back to Libya vom 22.02.2016
Quelle: http://antikrieg.com/aktuell/2016_02_22_intervention.htm
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