Nachdem die Studentin Alaa Haj Yahia ihren Dienst im Callcenter quittierte, können Anrufer wieder in ihrer Muttersprache kommunizieren, sofern am anderen Ende der Leitung arabisch sprechende Mitarbeiter das Gespräch annehmen.
Im Dezember 2015 schickte ein Betreuer des Informationszentrums der Universität Tel Aviv eine Email an alle Mitarbeiter, eingehende in arabischer Sprache verfassten telefonischen und schriftlichen Anfragen von Studierenden und potentiellen Interessenten nur in hebräisch entgegenzunehmen und zu beantworten. Die weithin verbreitete englische Sprache blieb davon unberührt.
An der Uni studieren bis zu fünfzehn Prozent Menschen arabischer Herkunft aus dem In- und Ausland; und in Israel selbst leben zwanzig Prozent Araber, die seit Jahrzehnten diskriminiert werden.
Eine Universität ist ein weltoffenes Tor und als hochqualifizierte Bildungseinrichtung ein Aushängeschild eines Staates. Das Informationszentrum ist oft die erste Anlaufstelle und bedeutend für den Auftritt der Uni. Zudem beantwortet es Fragen der schon eingetragenen Studierenden zu finanziellen und organisatorischen Belangen.
Israel schickt Legionen an Personen als Vertreter eines demokratisch orientierten Staates durch die Welt und durch die sozialen Netzwerke im Internet, um die Boykott-Aufrufe gegen das Land als rassistisch anzuprangern und seine Politik zu verteidigen („Israel: Die Internet-Armee der Regierung am Interdisziplinären Zentrum Herzliya„).
Erst nachdem eine Studentin arabischer Herkunft, die an der Universität Jura studiert und nebenher im Informationszentrum arbeitet, im Januar 2016 die verhängte Anordnung nicht mit ihrer Einstellung vereinbaren konnte und den Dienst im Callcenter aufgab, wurde das Sprachverbot aufgehoben. Vermutlich war der Artikel „Tel Aviv University Tells Call Center Workers Not to Speak Arabic“ in der israelischen Zeitung „Haaretz“ am 17. Februar 2016 massgeblich mitverantwortlich, der die Angelegenheit veröffentlichte. Wir hatten den Link vor einigen Tagen auf der Nachrichtenagentur Radio Utopie bereit gestellt.
Die Universitätsleitung hat die Anordnung des Mitarbeiters völlig zu Recht als unakzeptabel und rufschädigend verurteilt und korrigiert. Es ist durchaus möglich, dass auch sie erst durch die Presse alarmiert wurde.
Niemand kann sagen, wie lange das Verbot „unentdeckt“ aufrecht erhalten geblieben wäre – das einem Apartheid-Staat würdig ist, denn es gibt genügend Personen, die mit Kadavergehorsam und um ihre Karriere besorgt dem politisch herrschenden Zeitgeist in Regierung und Parlament folgen.
Umso schwerer wiegt das Engagement einer einzelnen arabischen Studentin, die vor ihrem Abschluss an der renommierten Uni steht. Ihr Name ist Alaa Haj Yahia. Und einer noch einigermassen funktionierenden Presse, die noch den Mut hat, auf derartige Missstände im Land hinzuweisen.
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