Mitteilung der AG Fracking der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. (BI):
Die AG Fracking der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. (BI) lädt gemeinsam mit dem Bauernverband Nordostniedersachsen am Montag (29.2.16) um 19 Uhr ins Gemeinschaftshaus Prezelle (Alte Schule) zur nächsten Veranstaltung im Gebiet des Gas- und Ölaufsuchungsfeldes Prezelle ein. Im Mittelpunkt stehen diesmal Schadenfälle durch Bohrungen und Förderung und was man als Grundstücksbesitzer von land- und forstwirtschaftlichen Flächen im Vorfeld dagegen unternehmen kann.
Als Referenten berichten die im Raum Rotenburg ansässigen Landwirte Andreas Rathjens aus Meckelsen und Hans-Joachim Euhus aus Grapenmühlen aus ihren direkten Erfahrungen. Im Landkreis Rotenburg wird seit Jahrzehnten intensiv Erdgas gefördert, mit und ohne Fracking. 54 Erdgasfördersonden sind im Kreisgebiet in Betrieb. Für die Aufbereitung des rohen Erdgases mit salzigem Lagerstättenwasser, krebsauslösendem Benzol und giftigen Schwermetallen, sind diverse industrielle Anlagen erforderlich. In konzentrierter Nähe all dieser Anlagen wurden erhöhte Krebsraten festgestellt.
“Die Substanzen, die wir dort finden, sind krebserregend, hoch toxische Substanzen, so dass wir als Umweltmediziner sagen, ein Zusammenhang muss zumindest angenommen werden”,
warnt Dr. Med. Matthias Bantz aus Rotenburg, der zusammen mit 200 Ärzten aus der Region einen mahnenden Offenen Brief an die niedersächsische Gesundheitsministerin Cornelia Rundt geschrieben hat.
Am 20. Oktober 2004 erschütterte ein Erdbeben mit der Magnitude 4,5 zwischen Rotenburg und Soltau die Region. Eine Kette von weiteren Erdbeben mit Gebäudeschäden folgte.
„Ein Zusammenhang zwischen den seismischen Ereignissen und der Erdgasförderung wird vom Norddeutschen Erdbebendienst als wahrscheinlich eingestuft“,
teilt die Genehmigungsbehörde für die Bohrungen, das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe zum Erdbeben beim Erdgasfeld Walsrode vor ein paar Tagen (19.02.2016) lapidar in einer Pressemitteilung mit. Die Geschädigten müssen den Energiekonzernen nachweisen, dass diese Verursacher sind und die Sanierungskosten übernehmen, was sich als schwierig herausstellt.
Sollten in Lüchow-Dannenberg Schiefergas und Schieferöl gefunden werden, werden enorme Mengen Grundwasser für die zur Förderung erforderlichen Fracking-Vorhaben benötigt. Würde damit der landwirtschaftlichen Feldberegnung das Wasser abgegraben? Für den Transport von giftigem Lagerstättenwasser wurden ungeeignete Kunststoffleitungen verwendet. Benzol und Quecksilber drangen durch die Rohrwandungen, auf vielen Kilometern wurden Boden und Grundwasser verschmutzt. Durch diesen Vorfall wurden einem Landwirt die Lieferverträge für Kartoffeln gekündigt.
Die Referenten Hans-Joachim Euhus und Andreas Rathjens haben all dieses hautnah in ihrer Region erlebt. Anhand ihrer Erfahrungen werden sie erläutern, warum sie gegen Erdgas- und Erdölförderprojekte aktiv sind. Beispielsweise wurde ein neues Erdölprojekt im Landkreis Rotenburg verhindert, da geschlossen durch Land- und Wegebesitzer, Gemeinden, Bürgerinitiativen und Umweltverbände dagegen vorgegangen wurde.
Für die Suche nach neuen Erdgas- und Erdöl-Lagerstätten sind seismische Untersuchungen und Probebohrungen erforderlich. Dazu müssen für die Nutzung Straßen, Wege und Grundstücke befahren und betreten werden, was die privaten oder kommunalen Besitzer aber verweigern können. Das hat beispielsweise die Realgemeinde Prezelle bereits beschlossen. Wie genau Beschlüsse von Gemeinden gefasst werden und was Grundstücksbesitzer zu beachten haben, wird auf der Veranstaltung vorgestellt. Anschließend stehen die Referenten für Nachfragen und eine Diskussion zur Verfügung.