Wenn gentechnisch verseuchter süsser Zuckerrübensirup wie saures Bier auf dem Markt angepriesen wird ist die Welt wieder ein kleines Stückchen in Ordnung.
Die Grosshändler der U.S.-Zuckerindustrie verlangen vom Landwirtschaftsministerium Maßnahmen um erleichterte Einfuhr-Bedingungen für Rohrzucker aus Zuckerrohr aus dem Ausland zu schaffen. Bisher wurde Zuckerrohr noch nicht gentechnisch verändert. Zuckerrohr wird in Florida, Louisiana oder ausserhalb der U.S.A. angebaut. Die Nachfrage steigt. Der Verbrauch an Zucker besteht bisher zur Hälfte aus Zuckerrohr und Zuckerrüben. Inzwischen werden im Gegensatz dazu Käufer für Zucker aus Zuckerrüben gesucht.
Der Grund dafür besteht darin, dass die Grossabnehmer der Lebensmittelindustrie seit zwei Jahren zunehmend die Produktion ihrer Waren umstellen und diese nicht mehr mit Zucker aus gentechnisch veränderten Pflanzen herstellen wollen. Führende marktbeherrschende Firmen wie die Hershey Co. setzen auf das veränderte Kaufverhalten und ihre Chancen auf grössere Profite, wenn ihre Erzeugnisse das Etikett „gentechnisch-freie Zutaten“ erhalten.
Zu verdanken ist diese grosse Wende den Aktivisten, die seit Jahren gegen den Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen und die dafür benötigten Unkrautvernichtungsmittel in unermüdlicher Aufklärungsarbeit tätig waren sowie der Kampf um die Kennzeichnungspflicht der Produkte im Allgemeinen.
Parallel mit dem Einsatz von Gentechnik wuchs auch das Bewusstsein für gesunde Ernährung und der lokale Markt in den Städten und Gemeinden erlebte einen neuen Boom mit naturnahem Anbau von Nahrungsmitteln ohne Chemie und eine Entwicklung von Vertriebswegen und Verkaufsmärkten.
Die Produktion von Zucker aus Zuckerrüben in den U.S.A. besteht fast ausschliesslich nur noch aus mit Gentechnik und Pestiziden kontaminierten Pflanzen. Über eine Milliarde U.S.-Dollar standen für Monsanto im Jahr 2010 auf dem Spiel, als das Bundesgericht in San Fransisco unter U.S.-Bezirksrichter Jeffrey White den Anbau von gentechnisch veränderten Zuckerrüben von Monsanto Co. vorerst stoppte und sogar eine Säuberung der Felder anordnete.
Zuerst wurde den Farmern von der Gentechnik-Industrie versprochen, dass mit dem Anbau dieser patentierten Pflanzen keine Schädlingsbekämpfungsmittel mehr benötigt werden, da diese selbst mit einer Genveränderung zur Abwehr von Insektenschädlingen ausgestattet sind und der Aufwand des mehrmaligen Spritzen der Felder mit diesen toxischen Mitteln entfällt, was Geld und Zeit einspart.
Für die Bekämpfung der in den Feldern wachsenden unerwünschten Beikräuter – Nahrungskonkurrenten um Licht, Wasser und Nährstoffe sowie Verunreiniger der Ernte – die mit Pestiziden ausgerottet wurden, stellten die Chemiekonzerne patentierte gentechnisch veränderte Pflanzen her, die immun waren gegen die speziell dafür entwickelten, ebenfalls patentierten Unkrautvernichtungsmittel wie Glyphosat (Roundup).
Doch das „Unkraut“ und die Schädlinge reagierten sehr schnell auf die veränderten Umweltbedingungen, passten sich an um zu überleben und gediehen noch besser als zuvor. Für die Farmer entwickelte sich ein Alptraum, der am Beispiel der Zuckerrüben-Produktion für sie jetzt mit dem Sinken der Preise in einem Fiasko endet, weil immer mehr Menschen ihren daraus gewonnenen Zucker ablehnen.
Laut Andrew Beyer, Zuckerrüben-Anbauer mit gentechnisch veränderten Pflanzen aus Kent, Bundesstaat Minnesota, mangelt es in den U.S.A. an Saatgut für Zuckerrüben für den konventionellen Anbau. „Ich werde das tun, was meine Kunden wünschen“, so der Farmer. Was bleibt ihm und seinen Kollegen in der Branche auch anderes übrig. Der Markt bestimmt die Preise und Druck für eine Rückbesinnung kommt hier nicht durch Einsicht in die gesundheitsgefährdenden Anbaumethoden sondern durch das Verhalten der privaten Käufer im Einzelhandel. Für die einheimischen Saatgut-Züchter herkömmlicher Zuckerrüben brechen nun goldene Zeiten an, da die Einfuhr von Pflanzen und Samen wegen der Gefahr der Einschleppung von Krankheitserregern so gut wie unmöglich ist.
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